Das Date

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Point of View Azumane Asahi

Zwar war das Wort 'süß' wohl das Wort, das unser starker, cooler Libero am Wenigsten über sich hören wollte, aber wie er so da hing, nur noch halb auf dem Sitz, um noch etwas kleiner zu sein, als er war und mit diesen großen, nussbraunen Augen zu mir aufschaute, war einfach purer Zucker. So stolz und krass er sonst auch war, diese Kulleraugen wollte ich öfter sehen. Generell hätte er wunderschöne Augen, die genauso gut einem frechen Raubtier gehören könnten.

Es dauerte einige Stationen, in denen ich keinen Blick mehr an Kageyama verschenkte und nur noch auf Nishinoya achtete. Als wir aussteigen hatte ich nicht Mal mehr nachgesehen, ob unser Zuspieler schon ausgestiegen war, oder nicht.

"Komm schon, Asahi!", voller Vorfreude schnappte er sich meine Hand und zog mich schnellen Schrittes zum Eingang.

Heute waren offenbar gar keine besonderen Vorstellungen, nicht Mal die Fütterung konnte man sich heute ansehen, deswegen war überhaupt nicht viel los.

"Woah! Schau Mal! Ist der riesig!", strahlte Noya begeistert.

Lächelnd trat ich zu ihm. Irgendwie machte es ihn noch süßer, dass er sich so darüber freute wie ein kleiner Junge. Tatsächlich schien auch nichts seine Begeisterung zu schmälern, selbst bei kleinen, langweiligen Fischen fand er irgendwas super cooles und drückte sich gegen die Scheibe vom Wassertank.

Irgendwie fühlte ich mich alt, weil ich das alles zwar auch super schön und beeindruckend fand, mich allerdings sehr viel ruhiger verhielt.

Nach einiger Zeit hörte ich ein Paar hinter mir murmeln: "Meinst du er ist mit seinem kleinen Bruder hier? Oder ist er sogar sein Vater? Der ist doch sicher schon erwachsen."

Geknickt sackte ich in mich zusammen und stand nun wie der letzte Tropf mitten im Gang. Völlig deprimiert hörte ich sie weiter über mein Alter spekulieren.

"Hey, Asahi! Das musst du se- Was hast du?", fröhlich rannte er auf mich zu und blieb abrupt stehen, als er meine Miene sah.

"Der Junge gehört wirklich zu ihm. Meinst du er ist Mittelschüler? Wenn der wirklich sein Sohn ist, dann ist der ja noch älter, als wir dachten", sprachen die Beiden weiter.

Mit großen Augen hatte er zu ihnen gesehen, weshalb sie sich unterbrachen, dann sah er wieder stolz zu mir, als wolle er ein Lob dafür. Ich hingegen sah immer noch deprimiert vor mich hin. Bis Noya ganz plötzlich den Kragen meiner Jacke packte und mich zu sich herunter zog, damit er mich küssen konnte. Erst war ich völlig überrumpelt, dass er das so plötzlich in der Öffentlichkeit tat, doch dann nahm ich seinen Kopf in meine Hände und drückte ihn noch etwas näher an mich heran.

Wie konnte sich ein normaler Kuss nur so wunderschön anfühlen? Wie konnten seine Lippen nur so sehr dafür sorgen, dass mein gesamter Körper zu brodeln und gleichzeitig zu fliegen begann? Wie konnte er nur mit dieser einfachen Handlung, meine ganzen Gedanken einfach so wegblasen, dass ich nur noch an ihn allein denken konnte. Wirklich alle meine Gedanken drehten sich augenblicklich nur noch um ihn.

Sein fester Griff an meiner Kleidung und wie diese winzig kleinen Hände nur so viel Kraft haben konnten. Seine weichen Lippen auf meinen und der leichte Geschmack von den Mochis die er heute zwischendurch beim Training gegessen hatte. Sein fluffiges Haar in meinen Händen, dass nach seinem Apfel-Shampoo roch, ein Geruch der mir lange kaum aufgefallen war. Und natürlich seine einnehmende, stolze Aura, die jeden anderen Besucher augenblicklich verstummen ließ.

Sachte löste er sich wieder von mir.

"Mach dir nichts daraus. Es ist doch völlig egal, was die Anderen von dir denken", strahlte er aufmunternd, nahm wieder meine Hand, drehte sich um und zog mich abermals hinter sich her. "Sieh dir lieber das hier an! Das ist der totale Wahnsinn, sag ich dir!"

Es war wirklich der totale Wahnsinn, wir gingen durch einen unbeleuchteten Gang bis in einen völlig abgedunkelten Raum, der nur von dem Leuchten von einem riesigen Quallenschwarm erleuchtet wurde.

So hell diese Quallen auch strahlten, es war nur absolut gar nichts, im Vergleich zu Noya. Es war als würden Sterne neben ihm Glitzern und gleichzeitig könnte er mit dieser strahlend hellen Begeisterung auch die Sonne selbst sein. Irgendwie konnte ich nicht anders. Es war dunkel hier. Außer uns war niemand in diesem Raum, ich müsste niemanden zum Schweigen bringen, wie er es eben getan hatte und doch, obwohl ich keinerlei Ausrede parat hatte, legte ich sachte meine Hand auf seine Wange und drehte dieses vor Begeisterung glitzernde Gesicht sanft zu mir und küsste ihn erneut. Erst hatte er mich überrascht angesehen, lächelte dann jedoch in den Kuss hinein und streifte wie aus versehen mit seiner Zunge über meine Lippen. Zwar war ich mir dennoch unsicher, aber auch ich begann mit meiner Zunge zu spielen und verwickelte ihn in einen immer intensiveren Kuss. Meine eine Hand ruhte auf seiner Wange, während die Andere zu seinem Rücken wanderte, sich dort festkrallte und ihn dichter an mich drückte. Ich wollte ihn nie nie wieder gehen lassen.

Sicher waren wir nur hier gelandet, weil Tanaka und Suga sich beschwert hatten, dass wir noch keine richtigen Dates gehabt hatten, außer vielleicht auf dem Stadtfest, aber eigentlich hatte mich der Gedanke nicht losgelassen. Nicht weil ich mir deswegen Vorwürfe machte, es hatte sich schließlich einfach so ergeben, aber daran zu denken, mit Nishinoya Yū auf ein Date zu gehen, ließ mein Herz augenblicklich höher schlagen. Mehr Zeit mit ihm zu verbringen und vor allem mehr Zeit ganz alleine mit ihm zu verbringen, machte mich zwar einerseits nervös, andererseits gab er mir Kraft. Sicher, ich wollte auch noch mehr Erfahrungen mit ihm sammeln wie die letztens, aber ich wollte auch mehr von ihm im Allgemeinen kennenlernen.

Die kleinste KräheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt