Ich bin die Treppe runter gefallen, auf einen heißen Stein ... Ja ...

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Point of View Nishinoya Yū

Zu Hause kletterte ich durch mein halb offenes Fenster ins Zimmer. Wenn Yoshiro mich so sah, dürfte ich mir sicher anhören, dass ich mich gefälligst richtig anzuziehen hatte und dass ich dieses Trikot ja auch fast als Kleid tragen könnte. Naja mit Letzterem hätte er wohl nicht ganz Unrecht.

Hastig suchte ich mir einen frischen Kimono heraus, schlüpfte aus Asahis Shirt und der kurzen Sporthose heraus und streifte mir diesen über, band ihn gekonnt in Windeseile zu und sammelte meine restliche Dreckwäsche zusammen, um sie zu Waschen. Schnell lief ich aus meinem Zimmer in den Keller zur Waschküche und warf die Maschine an, danach sprintete ich wieder hoch in ins Bad, klebte mir über den Knutschfleck am Hals ein Pflaster und eilte von dort aus in die Küche.

Überrascht hielt ich inne: "Großmutter? Aber ich war doch heute mit kochen dran."

"Nein, deine Mutter ist mit kochen dran, aber die schläft noch", widersprach die alte Schachtel mir liebevoll lächelnd. "Außerdem warst du doch überhaupt nicht da. Hast du bei einem Freund übernachtet?"

Hastig nickte ich und machte mich dran, etwas Gemüse zu schneiden: "Du erinnerst dich sicher, der Junge der Azumane, Asahi, er geht auf meine Schule und wir kennen uns, er ist auch im Volleyballteam. Er ist unser Ass."

"Wirklich? Aber er ist doch so ein Angsthase, bekommt er vor Turnieren denn kein Lampenfieber?", fragte sie fröhlich ohne den kleinsten Vorwurf in ihrer Stimme.

In der Erinnerung an das letzte Turnier warf ich den Kopf in den Nacken: "Hah~ doch und wie ... aber wir haben noch einen Mittelblocker, der viel mehr Lampenfieber bekommt, dafür ist er sonst nicht so ein Weichei. Manchmal frage ich mich, wie Asahi auf dem Feld so cool sein kann, wo er doch sonst so eine Lusche ist."

"Er war ja schon immer ein Weichei. Das wüsstest du, wenn du nicht immer abgehauen wärst, sobald jemand den Schrein besuchen kam", nun klang ein wenig Anklage in ihrer freundlichen Stimme mit.

"Was hätte ich denn tun sollen?", verdrehte ich die Augen und gab das geschnittene Gemüse in die Pfanne mit dem Fleisch. "Ich wollte doch einfach nur Volleyball spielen. Wenn die Mädchen nicht mit wem anderes beschäftigt waren, haben sie doch wirklich alles getan, um mich davon abzuhalten."

Sie probierte einen Löffel, gab etwas mehr Gewürze hinzu und schmeckte ein zweites Mal ab: "Da hast du natürlich Recht. Sie wollten nie verstehen, dass du andere Interessen als sie hast. Ich hab es ihnen oft versucht zu erklären, aber du weißt ja, dass sie weder auf dich noch auf mich hören. Übrigens sie kommen uns wohl bald besuchen, deine Mutter wollte aufräumen. Sie hat nach dem Wohnzimmer die Lust verloren, aber sie wirkte erst ziemlich motiviert."

"Das Wohnzimmer?", ich sah zur Couch und den zwei Sesseln. "Wann war es unordentlich? Gestern Abend, bevor ich mich mit Asahi getroffen habe, sah es nicht anders aus."

Etwas angefressen sprach sie nun von oben herab: "Ja, sie und diese Nullnummer haben dort-"

"Weißt du was? Ich will's gar nicht hören. Ich kann's mir vorstellen", winkte ich genervt ab und ging in die Richtung der Schlafzimmer, laut klopfte ich an die morsche Holztür. "Okā-chan, Essen ist fertig. Ich lass es auf dem Herd stehen, du kannst dir dann später was nehmen."

Schmerzerfülltes Raunen schallte mir entgegen. Die tiefere der Stimmen knurrte irgendwas, das ich nicht verstand. Ohne eine richtige Antwort zu erwarten, drehte ich mich wieder um und ging zurück in die Küche.

"Sie schläft noch", erklärte ich sehr neutral, ignorierte, dass Yoshiro ebenfalls anwesend war und dass er auch etwas essen wollen würde.

Liebevoll hielt sie mir eine Schale entgegen, meinte etwas sarkastisch, aber dennoch beinahe ohne Bedauern: "Wie unerwartet."

Die kleinste KräheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt