Blumenstrauß

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Liam und ich hatten die ganze Zeit in der ich Krankgeschrieben war nicht das geringste an Kontakt. Mein Gesicht ist nicht mehr geschwollen, Kopfschmerzen habe ich auch nicht, aber noch zeichnen sich Blaue und Lilane Schatten über mein Gesicht. Auch meine Platzwunde ist fast vollkommen verheilt, die Fäden wurden gezogen und es ist jetzt nur noch ein schmales Pflaster auf der Wunde welches die Nervosität in meinem Körper nicht unbedingt lindert als ich in das Foyer der Kanzlei trete. Meine Augen huschen über den Schriftzug ‚Webber und Partner', jedoch schleicht sich das erste mal seit ich hier arbeite kein lächeln auf meinen Lippen sondern Unbehagen in meiner Magengegend. Ich habe keine Angst vor diesem Ort, ich fühle mich hier sicher, aber ich habe Angst auf Liam zu treffen, ihm in die Augen zu sehen und wieder die Bilder im Kopf zu haben in denen er mich schlägt.

Die um den Riemen meiner Tasche gelegte Hand verfestigt ihren Griff sodass meine Knöchel weiß hervortreten während meine Beine mich in den Fahrstuhl tragen, ich hoch fahre und schnell zu meinem Büro laufe. Dort angekommen lasse ich mich gegen meine Tür fallen, nehme die Tasche ab und fahre mir durchs Gesicht. Verdammt! Das ist schwieriger als ich erwartet habe. Als wäre ich außerhalb meines Körpers sehe ich auf diese Situation hinab, beobachte mich dabei wie ich mich an den Schreibtisch setze, meine Anträge wie ein Roboter durcharbeite und um 11:00 wie abgesprochen in Webbers Büro gehe.
Ich werde Liam wiedersehen. Jetzt. In ein paar wenigen, viel zu wenigen Minuten. Ich bin kurz davor wegzurennen, nie mehr diese Kanzlei zu betreten und einfach meine Sachen zu packen, aber ich bleibe sitzen und warte auf das unbekannte. Richard sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an, sagt nichts und deutet symbolisch auf sein eigenes Auge. „So treten sie keinem Mandanten gegenüber. Nicht wenn es noch so verfärbt ist." Geistesgegenwärtig nicke ich. „Schon klar Richard. Nur Papierkram."

Die Tür öffnet sich schwungvoll, ich nehme sogar den Luftzug war und spanne mich sofort an. Mein Blick bleibt auf Richard geheftet, nur im Augenwinkel nehme ich wahr wie Liam sich auf dem Stuhl neben mir niederlässt und aufmerksam zwischen Richard und mir hinterher sieht. „Hallo Herr Payne" ergreift Richard das Wort worauf Liam ähnliche Worte antwortet. Liam konnte noch nie mit Chef-Gesprächen umgehen. Idiot.

Auch Richard und ich begrüßen uns nochmal, der Förmlichkeit zuliebe. „Okay, dann schaffen wir direkt mal den Elefanten aus dem Raum. Herr Tomlinson, sie können wieder arbeiten, genau wie sie Herr Payne. Da Herr Tomlinson darauf bestand sie nicht zu feuern Herr Payne, wird es bei einer schriftlichen Abmahnung bleiben." Er macht eine kurze Pause in welcher Liam mich überrascht ansieht, ich aber nur meine Augenbrauen unbeeindruckt hoch ziehe und mit den Schultern zucke. Am liebsten würde ich ihm etwas wie ‚Bild dir nichts darauf ein Arschloch' zukommen lassen, aber da es vor allem vor Richard keine gute Idee wäre belasse ich es dabei und wende mich nur wieder unserem Chef zu. „Haben sie den Konflikt zwischen ihnen gelöst?" Sofort schüttle ich den Kopf und auch Liam verneint verbal.
Das erste mal am heutigen Tage sehe ich ihn wirklich an und nehme wahr, dass um seine Hand ein Verband gewickelt ist. Gut. Nicht nur ich wurde durch diese Aktion verletzt.

„Nächstes Wochenende ist die Firmenfeier." Beide nicken wir. „Sie Liam. Sie kommen nicht. Sie sind offiziell von der Gästeliste gestrichen und es ist ihnen ausschließlich untersagt zu dem Event zu kommen. Im Gegensatz dazu erhalten Sie Louis, eine Plus eins. Bringen sie doch Harry mit, wenn sie beiden schon so weit sind."

Liams überraschtes keuchen lässt mich leicht schmunzeln, aber dann nicke ich Richard zu und sehe auf meine Finger. „Ich schau mal ob er mitkommen möchte und überhaupt kann." Zufrieden nickt Richard, mein.. vielleicht ehemaliger .. bester Freund sieht mich eher verstört und überrascht an. „Wir haben alles geklärt. Sie sind beide für heute Fertig und vielleicht können sie das alles ja zeitnah klären." Er hält mir die Hand hin welche ich schüttle, genau wie Liam es wenig später macht bevor wir uns beide erheben und die Tür ansteuern. „Ach, Payne?" Wie aus Reflex bleiben sowohl Liam, als auch ich stehen. „Noch eine einzige negative Auffälligkeit und sie sind raus. Fristlos."

midnight memories II | L. S. AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt