Notfall

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Liam bleibt den ganzen Abend über, Zayn klebt wie eine zweite Haut an ihm und ich beobachte es begnügt, denn Zayn versucht strickt Liam sein Bier einzuflößen. Liam trinkt noch immer Stout und nichts anderes als das während Zayn und ich bei Fuller's hängengeblieben sind.
Es ist wie ein Derby im Fußball, nur halt beim flüssigen Korn.
Irgendwann halte ich Liams Hände hinter seinem Rücken fest wodurch Zayn ihn dazu zwingen kann etwas von seinem Bier zu trinken. Triumphierend geben Z und ich uns ein Highfive während Liam uns nur mit einem mörderischen Blick mustert und sich am Handrücken den Mund abwischt.

Mit einem fast schon tierischen grummeln richtet er sich auf weshalb Zayn und ich zurückweichen und schnell ins innere meiner Wohnung flüchten. Liam folgt uns und kurze Zeit spüre ich sogar seine Fingerspitzen an meinen Seiten weshalb ein lachen meiner Kehle entweicht und ich schnell um eine Ecke biege damit ich seiner Attacke entfliehe.

Wie die größten Kleinkinder, was wir auch irgendwie sind, rennen wir durch meine Wohnung bis Liam Zayn zu fassen bekommt und ihn vorsichtig auf meine Couch takelt um ihm dort die Seele aus dem Leib zu kitzeln. Belustigt und mittlerweile wieder mit einer Bierflasche in der rechten Hand lehne ich an der Säule und ignoriere die beiden Turteltauben um den Sonnenuntergang anzusehen. Mein Klingelton reißt mich aus meinen Gedanken weshalb ich es aus meiner Tasche ziehe und ohne den Kontakt zu lesen annehme.

Marks Stimme schallt durch meine Ohren und ich muss leicht grinsen. „Hi Mark, was gibts?" Im Hintergrund höre ich die verschiedensten aufgeregt klingenden Stimmen. „Kannst du schnell aushelfen Louis? Ernest hat sich im Garten weh getan und ich würde das gerne angucken lassen, kann aber nicht alle mitnehmen oder alleine hier lassen?" Sofort stelle ich mich grader hin und nicke mit weit aufgerissenen Augen. „Ich hol Ernie ab und bringe ihn zum Krankenhaus ja? Gib mir fünfzehn Minuten, dann bin ich da", stelle ich fest während ich schon in meine Schuhe schlüpfe und meine Jacke vom Haken nehme.
Fragend sehen Zayn und Liam mich an, aber ich schüttle den Kopf und flüstere ein ‚Notfall'. Mark hat zugestimmt und aufgelegt weshalb ich ohne ein weiteres Wort aus meiner Wohnung verschwinde, ins auto springe und jede existierende Verkehrsregel breche um schnell zu Ernest und meinen Geschwistern zu gelangen.

Vor dem Haus parke ich nicht richtig sondern renne bloß zur Tür und schnappe mir meinen Bruder aus Marks Armen welcher sich noch bei mir bedankt während ich Ernest bereits auf dem Rücksitz anschnalle. Ich schenke meinem Stiefvater nur ein schnelles lächeln bevor ich wieder hinter dem Steuer sitze und mein Auto durch den Verkehr zum nächstgelegenen Krankenhaus mit anständiger Kinderklinik bringe. Nach dem Parken hebe ich den noch immer leise vor sich hinweinenden Ernest aus meinem Auto und lasse ihn auf meinem Arm als er sich an meinem Shirt festkrallt und nicht den Anschein macht als würde er bald damit aufhören. Schnelle, lange schritte tragen mich durch den Eingang des Gebäudes wo ich im inneren den Schildern zur Zentralen Notaufnahme folge. Bei den gesuchten Räumlichkeiten angekommen bekomme ich Formulare in die Hand gedrückt welche ich so sorgfältig ausfülle, wie es mir möglich ist. Ernest hat sich zu meinem Glück schon beruhigt, aber jetzt bin ich damit dran unruhig zu werden.
Während wir warten werden Ernest's Augen plötzlich groß und als ich seinem Blick folge würde ich am liebsten auf der Stelle sterben. Ein mir gut bekannter Lockenkopf betritt das Gebäude mit einem um seine recht Hand gewickelten Verband. „Verdammte scheiße", nuschle ich leise während ich meinen Kopf in der Hoffnung, dass er Ernest und mich nicht sieht abwende.

„Harry!!" Darf man Kinder verkaufen? Oder wegschmeißen? Ich frage für einen Freund und natürlich nicht meinen kleinen Bruder, der gerade meinen Exfreund auf uns aufmerksam gemacht hat.

Mein und sein Blick bleiben kurz ineinander hängen bis ich den Kopf abwende und Ernest mustere. Seine Tränen sind getrocknet, aber er hält noch immer seinen Arm und kaut wenn er nicht gerade redet auf seiner Lippe rum. Mein Momenten größter Alptraum wird war sobald ich merke, dass sich ein gewisser Mensch neben mir auf den Stuhl setzt. Mein kleiner Bruder hingegen scheint seinen Arm zu vergessen als er seinen Kindergärtner sieht. „Hallo Harry, ich bin mit Louis hier" erklärt er unnötigerweise, aber ich kann nicht anders als ihn liebevoll zu Mustern. Auch Harry lächelt ihn an. Und mein Herz eskaliert einerseits weil ich dieses lächeln so sehr liebe und mir wirklich wünsche er würde mich so ansehen, andererseits es weil mir in den Fingern juckt meine Faust mit seinem Gesicht bekannt zu machen.

midnight memories II | L. S. AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt