Kinderwunsch

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Habe ich schon mal erwähnt, dass ich Home Office hasse? Falls nicht, werde ich es jetzt tun: Ich hasse Home Office. Und zwar nicht, weil ich dann zuhause bin, sondern weil ich alleine bin (zumindest in
meiner Altersklasse) und es einen triftigen Grund hat, dass ich es bin. In meinem Fall ist dieser Grund die Arbeit von Mark wegen welcher er zu einem Meeting in Copenhagen muss und meine Geschwister daher zu mir müssen. Während der Woche in der der Kindergarten geschlossen hat. Das ich daher auch nicht in meinem Bett sondern auf meinem Sofa schlafe was zu Rückenschmerzen führt macht die Situation auch nicht besser.
Während ich also an meinem Küchentisch Dokumente durchsehe und fast am verzweifeln bin weil Anwälte im ersten Jahr unfähig sind sitzen meine Geschwister im selben Raum vorm Fernseher und hören mit 1000 Dezibel irgend eine Serie wo ein Feuerwehrmann Sam heißt. Und die Serie genau so heißt. Ich werde wahnsinnig. Als wäre das nicht genug ist heute auch noch Dienstag. Ich muss kochen. Mit Harry, dabei will ich nichts mehr tun als zu schlafen, denn auch wenn ich meine Geschwister liebe gehen sie mit seit sie hier sind, was wohlgemerkt grade mal Sonntag ist, so sehr auf die Nerven, dass ich heulen will.

Es ist 12:30, Zeit für die Mittagspause und ich schütte mir Milch in mein zweites Müsli für heute während ich meinen Kinderwunsch nochmal genauestens überdenke. „Lou, Lou können wir auch Müsli?" Ernest sieht mich mit großen Augen an und klammert sich an mein rechtes Bein Woraufhin Doris das selbe mit meinem linken Bein tut. Obwohl ich nein sagen sollte hole ich zwei weitere Schüsseln aus meinem Schrank, fülle sie mit CocoPops und Milch und stelle sie dann gemeinsam mit meiner auf dem Tresen meiner Kücheninsel ab. Beide beobachte ich genau dabei wie sie sich auf die Hocker hieven und dann sofort bei ihrem Müsli reinhauen. Meine Fresse bin ich glücklich, dass sie nicht mehr so sehr rumkleckern beim Essen und alles im Umkreis von fünfzig Zentimetern einsauen.

Während ich die beiden dabei betrachte wie sie essen grinse ich, schließe meine Augen und weiß genau, dass ich irgendwann Kinder haben möchte. Die Herrschende Still ist unfassbar schön, bleibt aber nur noch kurz Erhalten, denn dann klingelt mein Handy und ich fahre mir gestresst mit den Händen über mein Gesicht.

Ohne zu sehen wer mich anruft nehme ich ab und lege mein Handy an mein Ohr: „Tomlinson hier, wie kann ich helfen?" - „Ich wollte sie nur daran erinnern, dass ich um 16:00 vor deiner Haustür stehe und wir gemeinsam kochen werden." Harry. „Ja ich weiß, aber ich komm bis dahin nicht mit dem Pensum für heute durch.. sei mir nicht böse wenn ich noch etwas arbeiten muss wenn du hier bist, ich bin völlig am Ende mit den Nerven." Am anderen Ende der Leitung lacht Harry nur weshalb ich dezent über reagiere und einfach auflege. Habe ich heute schon erwähnt, dass ich Home Office hasse? Ich glaube ja.

Nachdem ich das Geschirr von meinen Geschwistern weggeräumt habe setze ich beide mit meinem iPad auf mein Bett und lehne die Schlafzimmertür an damit ich nicht wieder so eine unerträgliche Dauerbeschallung während der Arbeit habe. Ich setze mich wieder an die Dokumente, rufe aber gleichzeitig Harry an. „Tut mir leid, dass ich aufgelegt habe Harry aber ich bin vollkommen Fertig.." „Ist schon okay, aber sag mir das nächstes mal bevor du einfach so auflegst" Ich nicke und seufze. „Ja.. ich denk dran, um vier bist du hier.. wir müssen für die kleinen Biester mit kochen, ich hoffe das ist soweit kein Problem." - „Nein, im Kindergarten würde ich normalerweise auch für sie kochen" Natürlich würde er das. Ich grinse, fahre mir nochmal durch die Haare und werfe dann einen Blick auf das was mir heute noch bevorsteht. „Ich muss auflegen um möglichst viel zu schaffen bis du hier bist, wir sehen uns dann später Haz" - „Bis später Lou"

Nicht mehr ganz so gestresst und durch Vorfreude auf meinen sowas-wie-ein-fester-Freund werde ich mit mehr fertig und stelle fest, dass ich nur noch zwei Anträge schreiben muss als es an meiner Tür klingelt. Um meine kleinen Geschwister zu überraschen habe ich ihnen nichts von Harrys Besuch erzählt weshalb sie auch nicht zur Tür gehen. Sie dürfen es schlicht und einfach nicht. Lächelnd gehe ich also zur Tür, öffne sie und schließe diese hinter mir nachdem ich gecheckt habe, dass ich meinen Schlüssel auch dabei habe um noch in meine Wohnung kommen zu können.

midnight memories II | L. S. AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt