Selbst im Exil ist es nicht so schlimm zu leben wie allein im Vaterlande.
- Stefan Zweig (Freitod gewählt, österreichischer Germanist, Essayist, Novellist, Lyriker und Erzähler)Die Hexe ist wirklich hartnäckig. Was kein Wunder ist, da sie immerhin ein Teil der Garde war. Ich wusste gar nicht, dass Patricia die Herrin der Hexen geworden ist und es immer noch ist. Vielleicht hätte ich mich nicht so aus der Hexenwelt zurück ziehen sollen, aber ich bin wegen meiner Magie, auch nicht gefragt. Es ist nicht so als würden die anderen Hexen meine Magie bewundern. Es wird als schwarz, als böse, als Teuflisch. Obwohl es genauso sehr einfach nur Magie ist, wie Naturmagie und jede andere Art von Magie. Ich bevorzuge nur ein anderes Teil des Spektrums. Ein Teil, der vielleicht ein bisschen mehr von mir verlangt, aber jedes Opfer wert ist.
»Sie glauben dir nicht. Erzähle ihnen doch die Wahrheit. Lügen helfen nicht weiter.«
»Du hilfst mir nicht weiter, meine Liebe.«, knurre ich in die Richtung meiner treuen Begleiterin. Geister sind nicht wie in Filmen. Sie erschienenen nicht in Blutigen Gewändern und mit sich sichtbaren Wunden. Genauso wenig sind sie durchsichtig. Es ist einfach nur schwer einen Geist von einer Lebendigen Person zu unterscheiden. Geister wissen auch wer sie sehen kann und wer nicht. Sie besuchen nicht nur ihre Angehören, natürlich gibt es die Geister auch, aber vor allem suchen Geister die Menschen auf die sie sehen können.
Ich sehe Geister nicht gerne, aber ich habe mich daran gewöhnt. Manchmal glaube ich, ich habe mich nur daran gewöhnt, weil ich meinen Zirkel habe. Mein Zirkel hat sich nie an die Herrin der Hexen gebunden, nicht das sie das verlangt hat. Aber wir stehen immer in Kontakt. Wir sind nicht wie andere Hexenzirkel. Wir wohnen nicht alle im gleichen Dorf. Wir feiern nicht alle zusammen eine Festtag. Wir durchleben nicht alle rituale mit unseren Zirkeln oder mit unsere Familie. Der Zusammenhalt besteht daran, das wir verachtet werden und uns danach so nah sind. Es fühlt sich magisch an, wenn viele Hexen aus dem gleichen Zirkel zu unterschiedlichen Zeiten das gleiche Ritual durchziehen. Die Magie geht von einer Hexe in die nächste, jedes Mal ist sie mächtiger, stärker, reiner.
»Ich sage dir alles, was ich weiß. Es ist nur leider nicht viel. Ich bin nicht über alles informiert worden. Ich wollte es nie. Ich habe es nie für wichtig gehalten. Aber es ist sicher in den Archiven.«, murmelt die Daseinsform, die Frau genervt. Ich habe gelernt, die Geister als solches zu bezeichnen. Lasse dich nie auf einen Geist ein, binde dich nicht emotional an einen Geist. Geister waren Menschen, das ist nie leicht zu vergessen. Deswegen sollen wir auch, einen gewissen Abstand zu ihnen halten.
»Aber deine Kommentare helfen mir nicht weiter.«, brumme ich in ihre Richtung. Es gibt in dieser Hütte viele Kräuter, getrocknet und frisch, aber alles ist für die Naturmagie gesammelt. Bella hat nur keine richtigen Kessel, zumindest nicht die, die wir brauchen. Die Bücher, die Bella hat sind nicht sehr alt und es sind auch die, die sehr oft überarbeitet wurden. In der Hütte gibt es alles was eine einfache Hexe sich wünschen kann, dafür gibt es nichts außergewöhnliches.
»Hast du alles gefunden, was du brauchst?«, erkundigt Ellias sich hinter mir. Ich drehe mich um und sehe wie er in der Türöffnung steht. Seine hellen blonden Haare sind nass und er scheint mir außer Atem zu sein.
»Es gibt vieles, aber nicht alles. Ich brauche auf jeden Fall noch etliche Zutaten. Ich werde eine Liste für euch anfertigen.«, meine ich und Versuche dabei nicht ihn anzuhimmeln. Es ist anders sich seine zweite Hälfte in träumen vorzustellen und ihn in echt zu sehen. Die braunen Augen, das kantige Kinn, die hohen hervorstechen Wang Knochen und das hell blonde Haar.
»Das ist gut«, brummt Ellias, lehnt sich gegen den Türrahmen und sieht mich an. Beobachtet mich. Er scheint jeden noch so kleinen Zentimeter meiner Haut zu merken und es ist nicht viel, was ich verbergen kann. Heute Morgen habe ich einfach nur ein dunkel blaues Top und eine schwarze dreiviertel Hose angezogen, dazu noch ein paar schwarze Sneaker. Mein Schulter langes Haar habe ich so gut wie möglich zusammen gebunden, mit tausenden Haarspangen und literweise Haarspray. Ich sollte jede Kerze und jede offene Feuerquelle meiden, wenn ich mein Haar behalten möchte. Es ist nicht so das ich mich heute Abend über ein Lagerfeuer beugen werde. Wenn ich heute Abend anfange zusammen mit Bella sollten wir in zwei Monaten eine fertigen Trank haben. Die Frage ist aber, ob sie sich mit zwei Gebräuen zufrieden sind oder mehr wollen. Es gibt sehr wohl einen Grund, weshalb Comites quaerere in jeden Buch anders ist. Bella hat es vielleicht noch nicht herausgefunden, aber es ist Blutmagie.
Und Blutmagie darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Einen Fehler und dein ganzes Blut brennt. Ich möchte keinen qualvollen Tod sterben. Ich will nicht Mal Ansatzweise wissen, wie es sich anfühlt von innen heraus zu brennen. Es gab etliche Hexen die so verbrannt sind, das ist auch der Grund wieso es als schwarze Magie angesehen wird. Blutmagie wird nur von meiner Magie, Geistermagie getoppt. So schwarz das es nur wenige beherrschen und nur wenige die nicht verrückt werden. Es gibt deswegen nur meinen Zirkel, die Geistermagie praktizieren. Soweit ich informiert bin, gibt es mehrere Hexen, alte Hexen, die es noch praktizieren, aber Patricia ist kein Fan von Geistermagie oder Blutmagie.
»Und? Marianne, hörst du mir zu?«, erkundigt Ellias mit Nachdruck in der Stimme. Verwirrt sehe ich ihn an und schüttel stumm meine Kopf. »Wo genau hast du Casper und Marcus gelassen? Die beiden waren als deine Wachen eingesetzt.«
»Ich habe sie weg geschickt, die-«
»Und wie das?«, verlangt Elias zu wissen und unterbricht mich. Er kommt einen Schritt auf mich zu, betritt Bellas Hütte. Ichsehe mich unauffällig um und entdecke, dass mein Geist mich im Stichgelassenhat. Sie schickt mich hierher, hat aber nicht die Nerven mir mein Informationenzukommen zu lassen. Ich traue mich nur noch nicht, meine Fähigkeiten vor demganzen Rudel zu präsentieren. Da ich noch keine Ahnung habe, wie sie reagierenwerden.
»Ich habe einen Kreis um die Hütte gezogen und die beiden können nicht in diesen Kreis gelangen. Wie hast du meinen Kreis durchbrochen? Ich spüre, das er noch ganz ist.«, hinterfrage ich ihn. Hat mein Gefährte Magie? Es gibt alle Sagen, die behaupten das Hexen mit ihren Partnern Magie austauschen konnten, aber das habe ich nie geglaubt. Ich bin noch keiner nicht Hexe begegnet, die Magie anwenden kann.
»Kreis? Ich bin keinen Kreis begegnet und ich habe auch keinen gespürt.«, beantwortet Ellias verwirrt meine Frage und die über die Schulter nach draußen. »Bella hat schon öfter Kreise verwendet und bisher habe ich auch noch keinen davon gebrochen.«
»Vielleicht sind wir einfach nur auf einer astralebene miteinander verbunden.«, lächle ich ihn an. »Es macht nichts, ich bin hier fertig, die Liste kann ich auch in meinem Gästezimmer schreiben. Nach dir?«
»Ja, sorg diesmal nicht dafür, dass deine Wachen dich nicht erreichen können.«, brummt Ellias mit einem Augenrollen. »Du machst es dem Rudel nicht leicht, dich zu akzeptieren. Die letzten vierundzwanzig Stunden waren für uns alle nicht einfach. Diese Hexennummer macht es auch nicht leichter, du baust eine Mauer um dich herum. Du sagst nicht, welche Magie du verwendest, nur das sie schwarz ist.«
Mit jedem Wort kommt er einen Schritt auf mich zu bis er vor mir steht und ich seinen Duft riechen kann. Was ist, wenn ich es ihm sage. Wie sehr akzeptiert er diese Art von Magie. Es gibt alte Geschichten die besagen, dass wir Hexen eng zusammen mit den Werwölfen gearbeitet haben, wir Geisterhexen.
»Ich werde mein bestes versuchen.«, verspreche ich meinen Gefährten und sehe ihm in die Augen. »Ich bin aber in einem Zirkel aufgewachsen in der das Wort Privatsphäre klein geschrieben wurde. Es ist eine Angewohnheit. Ich versuche mich zu bessern.«
»Sicher, Lian will mehr über deinen Zauber wissen. Er will wissen ob du uns Weiterhelfen kannst.«
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Montag, der 12 Juli 2021
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Rudelgeheul
WerewolfSie will nur eine heile Welt, ohne Werwölfe an der Macht. Er ist durch ihr auftauchen verunsichert. Sie hat Angst, dass ihre Magie ihn verbrannt. Er hat keine Ahnung, wie er mit der Situation umzugehen hat. Beide arbeiten so sehr mit als gegen einan...