Kapitel 5

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Ein ungezügelter und ungeduldiger Geist meide die Reize der Freiheit, da sie ihm schaden können.
- Lucius Annaeus Seneca (genannt Seneca der Jüngere; römischer Philosoph, Stoiker, Schriftsteller, Naturforscher und Politiker; Selbsttötung auf Geheiß seines ehem. Schülers Nero)

»Ich raff das nicht!«, brummt Ellias leise. Er beobachtet mich schon länger, seit einigen Stunden. Ich weiß noch nicht wieso, ich will es eigentlich auch nicht wissen. Er scheint sich nicht nur auf mich zu konzentrieren, sondern auch auf meine Umgebung. Aber er ist nicht der einzige auch meine beiden Wärter scheinen mich ganz genau im Auge zu haben. Ich habe seit gestern Morgen keine Sekunde unbeobachtet verbracht.

»Was verstehst du nicht, mein lieber Ellias?«, frage ich in seine Richtung und sehe dabei von meinem Hexenbuch auf. Ich lasse meinen Finger auf der Zeile liegen, lehne mich aber zur Seite und Stütze mich mit der anderen Hand ab. »Ich lese doch nur.«

»Kennst du dich in Geschichte aus?«, erkundigt mein Gefährte sich und betritt das Gästezimmer in dem ich untergebracht bin.

»Welche Geschichte?«

»Die der Hexen und der Werwölfe? Vor allem aber die Hexenplagen.«

»Hexenplage? Das ist ein Begriff den nur die Werwölfe verwenden. Aber um deine Frage zu beantworten, ich weiß einiges über diese Art von Geschichte. Es gehört dazu, zu wissen wie die Vorfahren gedemütigt, gefoltert und verbrannt wurden. Oder aber willst du lieber etwas über die jagt der Hexen wissen? Ich kann es dir erklären, ihr Wölfe habt uns zusammen getrieben, ihr habt euch verwandelt und uns dann gejagt wie Übergroße Hasen.«, meine ich sarkastisch und klappe mein Hexenbuch zu. Ich lehne mich gegen den Stehtisch, verschränke meine Arme und sehe ihn wartend an. Was genau wollte er mit der Frage bewirken? Ellias gehört dem Kriegsrudel an, er kennt seine Geschichte genauso gut, wie ich es tue.

Es gibt viele Gruselgeschichten und Warnungen, die Hexe sich erzählen und ich bin mir sicher, dass es auch so bei den Wolken ist. Es gibt viele von diesen traurigen Geschichten, dass es nicht Mal zu sagen ist, um wen es sich wirklich handelt.

»Das-«, stockt Ellias und holt einmal Luft. »Das meinte ich nicht. Ich wollte eher die verschiedenen Magie Arten wissen und die, die verboten sind.«

»Worauf willst du hinaus? Sag es dich einfach ich nehme es dir nicht übel.«, sage ich zu meinem Gefährten. Hat er meine Magie entdeckt. Weiß er was ich bin? Meine Magie ist mein Geheimnis und ich weiß, dass ich es Ellias irgendwann erzählen muss, aber ich will trotzdem nicht. Hat er es wirklich schön heraus gefunden? Aber er kann es doch nicht alleine heraus gefunden haben. Die meiste Zeit wurde ich von seinen Rudelmitglieder beobachtet. Aber keiner von denen ist dämlich.

»Sagst du mir welche Magie du beherrscht.«, versucht Ellias mit fester Stimme zu sagen. Ich kann das Zittern in seiner Stimme hören und auch seine Unsicherheit sehen. Obwohl er sich gegen den Türrahmen lehnt und versucht

»Ist es dir wichtiger das zu wissen? Ändert das denn unsere Verbindung? Ich bin seine Gefährtin, dass kannst du nicht abstreiten.«, halte ich dagegen.

»Nein- Doch- Nein- Irgendwie schon.«, seufzt Ellias und betritt das Gästezimmer. Er schließt die Tür hinter sich und nimmt auf dem Bett platzt. Nach einigen Sekunden klopft er neben sich auf dem Bett und lächelt mich aufmunternd an. »Du praktizierst Geistermagie.«

Es ist eine Feststellung, keine Frage. Soll ich verneinen? Lügen? Ich schweige. Hat er es von Bella? Sie hatte schon behauptet, das ich schwarze Magie praktiziere. Lügen hilft mir nicht weiter, dann habe ich sein Vertrauen eindeutig verloren. Es war schon nicht meine großartigste Idee hier unangekündigt aufzutauchen.

»Ja, tue ich.«

»Daher wusstest du wie wir heißen oder? Wessen Geist siehst du? Wie siehst du Geister?«, fragt mein Gefährte stockend. Nervös reibt er sich seine Hände und lehnt seine Ellenbogen auf seine knie ab. Ellias sieht mich nicht mehr an, dafür den Fußboden.

»Ich sehe keinen von eurer Verwandtschaft. Meine Quelle ist schon lange Tod und ich sehe, verschiedene Geister oder Daseinsformen. Manche bleiben länger hängen als andere. Aber es gibt Geister die nur von einer Hexe gesehen werden und andere wiederum von allen. Die Geister sehen auch nicht so als wie bei  Charmed, umgeben von einem goldenen Schein und Halbdurchsichtig oder wie bei Casper, durchsichtig und grau. Man kann sie mit Menschen verwechseln und Geister, wissen immer wer sie sehen kann und wer nicht. Und nicht zu vergessen, die markierten und unmarkierten Gräber.«

»Wie wäre es mit einem Namen?«

»Wieso ist ihr Name so wichtig? Bist du ihr dankbar? Sie sorgt sich um das Rudel und die ganze Werwolf Rasse. Sie kennt euch, aber keinen von euch kennt sie.«, sage ich zu meinem Gefährten und lasse mich rückwärts auf mein Bett fallen. Ich Strecke meine Hände über meinen Kopf aus und drücke sie gegen die Wand. Ich schließe meine Augen und hole tief Luft. »Mein Lieber Ellias, was genau weißt du überhaupt über Magie? Über meine Magie?«

»Nicht viel. Sagst du mir den Namen von deinem Geist? Vielleicht hat sie auch Tagebuch geführt und du könntest ihr helfen in Jenseits zu gehen? Was genau machst du eigentlich? Bist du eine von diesen Geisterseher im Fernsehen, die angebliche Botschaften der Geister an ihre Liebenden überbringen?«

»Nein, da ich nicht gerne verbranntes Menschenfleisch rieche und vor allem nicht wenn es mein eigenes ist! Glaubst du wirklich das solche Geisterseher nicht von der Garde überprüft werden.«, meine stemme mich hoch und sehe Ellias an, sehe aber nur seine Seite. Der Feigling schaut immer noch zu Boden. Aber wenigstens zuckt er leicht zusammen. Was will er wissen? Warum will er es wissen? Es ist doch nur Magie. Magie, die mir so wohl das leben gerettet als auch schwer gemacht hat.

»Tut mir leid, so meinte ich das nicht.«, entschuldigt mein Gefährte sich. »Es geht mir nicht unbedingt um deine Magie. Es geht mir um die Magie die du praktizieren kannst. Die Kraft die dahinter steckt und die gefahren, die es mit sich birgt.«

»Die Gefahr? Hast du eine Ahnung, was ich schon durchgestanden habe um diese Magie zu erlangen? Es gibt nicht mehr viel, was mich schocken oder was ich riskieren könnte. Ich praktiziere Geister und schwarze Magie und ich bin stolz darauf. Und ich lasse mir das nicht von dir oder einer halben Hexe schwarz reden. Ich bin müde, du solltest gehen.«

»Marianne du-«

»Ich glaube ich war deutlich genug. Geh.«, sage ich laut und um meinen worten Nachdruck zu verleihen stehe ich auf und öffne die Schlafzimmertür. Anstatt eine Wand zu sehen, sehe ich eine Frau mit hell braunem Haar und Bernsteinfarbenen Augen die ein Tablet in den Händen hält.

»Ellias wollte gerade gehen.«, meine ich zu ihr und sehe wieder zu meinem Gefährten und deute mit meinem Kopf auf die Tür. Mit einem seufzen steht er vom Bett auf.

»Dieses Gespräch ist noch nicht zu ende, Marianne.«, meint er an mich gewandt, bleibt neben mir stehen. »Paige, Marianne könnte deine Gesellschaft wirklich gebrauchen. Vielleicht sieht sie dich nicht als Feind.«

»Du musst dir keine Sorgen machen, Ellias.«, schmunzelt Paige. »Wir werden einen Mädchenabend abhalten. Sag den Rest von deinem Geschlecht Bescheid. Ihr seid alle aus dem Wohnzimmer verbannt für heute Abend. Dazu zählen auch meine Kinder und auch Lorcan.«

Eure Linkszanne

Dienstag, der 27 Juli 2021

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