Kapitel 9

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Ich hätte seine Hand am liebsten nicht mehr losgelassen. Das Boot wackelte unter meinen Füssen und ich befürchtete, es würde kentern. «Bleib ruhig», sagte Iwaizumi und lachte leise. Bei dem Klang seines Lachens wurden meine Wangen ganz rot und ich sah schnell weg. Vielleicht war der Wunsch, wir zwei sollten allein sein, doch nicht so clever gewesen.

Der Kapitän des Bootes grüsste mich und ehe ich mich versah, hatte er auch schon den Motor gestartet und wir fuhren auf das offene Meer hinaus. «Ähm, Iwa-Chan?» Beunruhigt suchte ich seinen Blick. «Was wird das? Hier draussen ist doch nichts.»

Er antwortete nicht auf meine Frage, stattdessen setzte er sich hin, schloss die Augen und genoss offensichtlich das Gefühl des warmen Windes auf seinem Gesicht. Ich nahm ebenfalls Platz, wandte den Blick jedoch nicht von ihm ab.

Es war wieder so ein Moment, wo er wie das Schönste auf der ganzen Welt wirkte. Während ich sein Profil betrachtete, schlug mir mein Herz so laut gegen die Brust, dass ich Angst hatte, er könnte es hören. Es war einfach alles an ihm perfekt.

Die langen, geschwungenen Wimpern.

Die hohen Wangenknochen, welche sein Gesicht manchmal so markant formten, dass er ganz anders aussah als sonst.

Und die Lippen, oh Gott, diese Lippen. So weich und pink, dass ich mich nur mit Mühe davon abhalten konnte, meine eigenen auf sie zu legen.

Wir fuhren nicht lange bis das Boot plötzlich mitten im nirgendwo anhielt. Der Kapitän warf einen kleinen Anker über Bord und nickte Iwaizumi, welcher inzwischen seine Augen wieder geöffnet hatte, vielsagend zu. Er nickte zurück, dann richtete er seinen strahlenden Blick auf mich.

«Komm, Oikawa», sagte er und zog mich damit komplett in seinen Bann. «Ich will dir etwas zeigen.» Er drückte mir eine Taucherbrille und Flossen in die Hände. Woher hatte er diese denn so plötzlich? Ohne etwas zu sagen, zog ich mir die Sachen an und sah zu Iwaizumi, der schon bereit war.

Er grinste mich noch einmal an, dann sprang er ohne Vorwarnung ins Wasser. Erschrocken sah ich ihm nach, doch alles, was ich erkannte, waren seine verschwommenen Umrisse, welche immer tiefer im Wasser verschwanden.

Ich dachte gar nicht weiter nach und sprang ihm nach. Und in dem Moment, als ich in das Wasser tauchte, verstand ich, was er gemeint hatte.

Unter mir befand sich das Reich der Unterwasserwelt.

Und es war wunderschön.

Iwaizumi schwamm neben mich und nahm meine Hand. Er sah mir tief in die Augen, dann begannen wir, diese unbekannte Welt zu entdecken. Ich sah grüne und gelbe Fische, gestreift und gefleckt. Orange Wassersterne, die an den Felsen klebten. Korallen, welche in allen möglichen Farben strahlten.

Ich verschränkte meine Finger mit Iwaizumis und drückte seine Hand. Ich wusste nicht, was ich mir von ihm als Geschenkt erhofft hatte, aber mit dem hatte er mich definitiv überrascht. Auf eine positive Weise.

****

Wir hatten Stunden damit verbracht, zu tauchen und das kleine Riff zu betrachten. Als wir wieder an Land waren, war es schon später Nachmittag. «Das war... absolut fantastisch», jubelte ich und fiel Iwaizumi regelrecht um den Hals. «Woah, langsam, das war noch nicht einmal alles.»

Mein Herz machte einen Sprung, doch ich nahm nur seine heisse Haut auf meiner wahr. «Nein, Iwa, das war perfekt», nuschelte ich und schmiegte mich noch enger an ihn. Das hier, das war perfekt.

Vorsichtig legte Iwaizumi seine Hände auf meinen Rücken und ich schnappte überrascht nach Luft. Meine Kehle schnürte sich zu und das Kribbeln breitete sich von meinem Bauch im ganzen Körper aus. «Dann lass es mich noch perfekter machen, Oikawa.»

Ich hätte es nie im Leben geschafft ihm zu widersprechen, also liess ich mich von ihm zu unserem Häuschen zurückführen. Wir duschten uns das Salzwasser ab, danach standen wir nebeneinander in der Küche.

Ich sah ihn ungläubig an. «Hast du etwa vergessen, was das letzte Mal passiert ist, als ich versucht habe zu kochen?», fragte ich und Iwaizumi lachte laut auf. «Nein, ich glaube das werde ich nie vergessen», gab er zu und stemmte die Arme in die Hüften. «Deswegen werde ich es dir jetzt beibringen.»

Es hatte nicht geklappt. Nachdem ich es versucht und dabei zwei Mal versagt hatte, hatten wir beide die Hoffnung verloren und beschlossen, ich sollte mich lieber darum kümmern, alles aufzustellen.

Er hatte mir einen grossen, schweren Sack gegeben und mir gesagt, ich sollte es so gestallten, wie ich es für mich perfekt wäre. Und nun stand ich vor unserem Picknickplatz und sah zufrieden darauf hinab. Ich hatte die Decke auf einer ebenen Stelle platziert und die vier Fackeln darum herum in den Sand gesteckt.

«Bist du fertig?», rief Iwaizumi von der Küche. Mit einem fröhlichen Grinsen ging ich zurück zu ihm und sah, wie er das Essen gerade auf die Teller verteilte. «Ja», antwortete ich und platzte fast vor Vorfreude. «Es ist alles bereit.»

so close but so far away || Iwaoi FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt