Kapitel 6

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Es war bereits wieder dunkel bis wir zurück zu unserem Haus kamen. Wir hatten den ganzen Nachmittag damit verbracht am Strand zu liegen und im Meer zu schwimmen. Und ich wusste ehrlich nicht wie ich es geschafft hatte nicht durchzudrehen, jedes Mal, wenn ich Iwaizumis freien Oberkörper gesehen hatte.

Als wir ankamen, steuerte Iwaizumi direkt auf die Dusche zu, während ich mich auf das kleine Sofa niederliess. Verdammt... Obwohl ich ihn stundenlang ohne T-Shirt gesehen hatte, hatte mein Herz bei jedem Anblick erneut einen Sprung gemacht. Und auch jetzt, wo ich ihn nicht mehr sah, hörte es nicht auf zu rasen.

Ich hörte wie er das Wasser abstellte und im nächsten Moment stand er auch schon vor mir. Nur mit einem Tuch um die Hüften bekleidet. Ich riss die Augen auf und mir war plötzlich ganz schwindelig.

Ich hatte es den ganzen Nachmittag ausgehalten, ja, aber jetzt hatte er nur ein Tuch an und es könnte doch so einfach von seinen Hüften rutschten oder ich könnte ein wenig daran ziehen und, oh Gott, nein. Halt. Stopp.

Warum musste ich unbedingt daran denken. Warum konnte ich nicht von seinen atemberaubenden Beinen oder seiner Brust, die mit den vereinzelten Tropfen unwiderstehlich aussah, schwärmen. Ich hielt inne. Mit diesem Gedanken hatte ich gerade alles nur noch schlimmer gemacht.

«Hallo? Oikawa?» Mit hochrotem Gesicht löste ich meinen Blick von seinem Körper und sah ihm in die Augen. «Hm?» Ich hoffte, dass er das, was er als nächstes sagen würde, laut aussprach, weil das einzige, was meinen Kopf füllte, mein pochendes Herzklopfen war.

Iwaizumi verlagerte sein Gewicht und verschränkte die Arme vor der Brust. «Ich habe gefragt, ob ich dir etwas zu essen machen soll, während du dich duschst», erklärte er und ich war froh, dass ich ihn gehört hatte. Aber ich winkte ab. Alles, was ich wollte, war ins Bett zu kriechen und Iwaizumis absolut perfekten Körper irgendwie aus meinen Gedanken zu verbannen.

«Ist schon gut», sagte ich, lächelte ihn aber dankend an. Dann holte ich mir frische Kleider aus dem Schrank und ging ins Badezimmer. Ich stellte das Wasser extra kalt ein, damit es mich endlich aus dieser Trance weckte.

Es dauerte keine Viertelstunde bis ich unsere Zimmertür hinter mir schloss um schlafen zu gehen. Iwaizumi lag schon im Bett und als ich mich neben ihn niederliess, passte ich besonders gut darauf auf ihn nicht zu berühren.

Heute blieb er genauso wie ich auf dem Rücken liegen und starrte die Decke an. Einige Sekunden war es ruhig und ich hatte schon meine ganze Überwindung zusammengekratzt um mich von ihm wegzudrehen, doch bevor ich es wirklich tun konnte, holte er Luft um etwas zu sagen, und ich hielt inne.

«Dieses Mal nicht?», fragte er leise und drehte seinen Kopf um mich anzusehen. «Hm, okay.» Ich wendete mich zu ihm und sah ihn verwirrt an. «Was meinst du?», flüsterte ich zurück. Seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Grinsen und ich verfluchte die Dunkelheit, die mir den Anblick darauf erschwerte.

Einen Augenblick lang sahen wir uns einfach an, dann öffnete er seine Arme, als ob er mich zu einer Umarmung einladen würde. «Kuscheln?» Bei diesem Wort setzte mein Herz einen Schlag aus und meine Kehle wurde eng.

Hatte er mich gerade wirklich gefragt... ob... Nein, ich musste mich verhört haben, oder? Auf keinen Fall würde er... «Ah, ich verstehe», sagte er und rutschte näher an mich heran. Nein, warte, er sollte nicht noch näher kommen.

Ich spürte mein Herzrasen in jedem Centimeter meines Körpers als er mir plötzlich so nah war, dass ich seinen Atem auf dem Gesicht spüren konnte. Ich kam der Realität gar nicht nach und das nächste, das ich wahrnahm, waren seine Hände auf meiner Taille.

Seine Finger drückten heiss und völlig unerwartet auf meine Haut und ich blendete alles andere aus. Es gab nur noch ihn und seine Haut auf meiner und die Gänsehaut, die meinen ganzen Körper zu lähmen schien.

Er bewegte seine Arme und dann war er plötzlich nicht mehr vor mir. Er hatte mich gedreht, sodass ich ihm den Rücken zukehrte, legte seine Arme um mich und zog mich so dicht an seine Brust, dass ich seinen gleichmässigen Herzschlag spüren konnte.

Ich versteifte mich und hielt die Luft an, da ich Angst hatte, vor Aufregung das Atmen zu vergessen. Ich war ihm so nah, dass ich nur noch ihn spüren konnte. Seinen Duft, der mir angenehm in die Nase steig. Seine Arme, die so unmittelbar um meinen Körper lagen. Seine Wärme, die mich regelrecht einhüllte und mich beruhigend hin- und her wiegte.

Es fühlte sich so surreal an, dass ich schon fast dachte, ich würde träumen. Gestern hatte ich gedacht, es gäbe nichts auf der Welt, was schöner und vollkommender sein könnte, als ihn in meinen Armen zu halten. Doch ich hatte mich geirrt. Das... Das hier... Es war so viel besser, als ich es mir jemals hätte ausmalen können.

Er musste bemerkt haben wie angespannt ich war, denn er lockerte seinen Griff ein wenig. «Soll ich dich loslassen?», fragte er und ich schreckte auf als sein Atem heiss über meinen Nacken strich. Meine Kehle war so trocken, dass es fast schon wehtat, und ich schluckte vergebens. «Nein», flüsterte ich, und in meiner Stimme lag ein leises Flehen. Bitte, bitte lass mich nicht los.

Lass mich nie wieder los.

so close but so far away || Iwaoi FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt