Kapitel 10

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Eine kleine Musikbox gab leise, ruhige Töne von sich, während wir unser Abendessen zu uns nahmen. Er sass neben mir, er sass so nah neben mir und der wunderschöne Meeresblick machte alles noch besser, als es sowieso schon war.

Die Sonne ging am Horizont unter, aber ich war nicht traurig darüber, dass der Tag schon wieder vorbei war. Denn das war der beste Geburtstag gewesen, den ich je erlebt hatte. Ob das am Tauchen lag oder daran, dass ich Iwaizumi die ganze Zeit nur für mich allein gehabt hatte, wusste ich nicht.

Als ich fertig gegessen hatte, nahm er mir das Geschirr aus der Hand, trug es ins Haus und kehrte mit einer Weinflasche und zwei Gläser wieder zu mir zurück. Er schenkte sie ein und reichte mir eines davon. «Iwa? Das ist illegal, das weisst du, oder?», fragte ich, nahm das Glas jedoch trotzdem entgegen.

Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen und ich versuchte, das Herzrasen zu unterdrücken. «Der Bootsfahrer hat ihn mir besorgt», gab er zu und ich sah, wie seine Wangen ein wenig Farbe annahmen. Ich lachte leise und als ich ihn das nächste Mal ansah, strahlten mich seine Augen regelrecht an. Er hob mir sein Glas zum Anstossen entgegen.

«Alles Gute zum Geburtstag, Tooru.»

Die Welt blieb stehen.

Seine Stimme brannte sich tief in mein Herz und ich konnte nichts anderes mehr sehen, als ihn.

Es gab nur noch ihn.

Für mich wird es immer nur ihn geben.

Zitternd stiess ich mein Glas gegen seines und der Klang holte mich wieder in die Realität zurück. Ohne zu zögern nahm Iwaizumi einen Schluck, verzog dann jedoch das Gesicht und beäugte den Wein mit kritischer Miene.

Neugierig trank ich ebenfalls einen Schluck, doch bereute es, sobald die Flüssigkeit in meinen Mund gelang. Es schmeckte so bitter, dass ich mich fast verschluckte. «Das... Das werde ich nie wieder trinken», sagte ich und stellte das Glas so weit wie möglich weg von mir.

Iwaizumi lachte und ich spürte wieder diese Wärme in der Brust, die ich schon den ganzen Tag lang gefühlt hatte. Ich beobachtete mit Herzklopfen sein wunderschönes Gesicht und als er aufgehört hatte zu lachen, sah er mich ebenfalls an.

Das Grün seiner Augen traf mich mitten ins Herz und für ein paar Sekunden vergass ich zu atmen. «Danke», hauchte ich und legte vorsichtig meine Hand auf seine. «Wirklich, danke, Hajime.» Als ich seinen Namen aussprach, fühlte es sich an, als ob ich mich in eine federleichte Wolke fallenlassen würde. Und als Iwaizumi seine Finger mit meinen verschränkte, sank ich noch tiefer in diese Wolke hinein.

Er sagte nichts, und er musste auch nichts sagen, denn mir reichte es, wenn ich ihn auch nur ansehen konnte. Ich liebte ihn. Ich hatte ihn schon immer geliebt. Und zum ersten Mal wurde mir bewusst, warum ich ihn liebte.

Er war der einzige, der wirklich etwas bedeutete.

Er war... Er war alles, was ich brauchte.

Und er war mir so nah, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. Ich schluckte und mein Herz begann zu rasen. Ich wollte ihn küssen. Ich wollte ihn wirklich, wirklich küssen. Und zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, dass er das auch wollte.

Ich lehnte mich ein wenig zu ihm und sein perfektes Gesicht war direkt vor meinem. Ich hatte schon so lange davon geträumt, seine Lippen auf meinen zu spüren, und vielleicht, nur vielleicht, würde es auch endlich passieren.

Iwaizumi lächelte mich an. Sein Weinglas war verschwunden und stattdessen hielt er jetzt mein Gesicht in seiner Hand. Seine Finger strichen so heiss über meine Haut, dass ich das Gefühl hatte, ich würde verbrennen.

Er kam mir noch etwas näher, und wie automatisch schloss ich die Augen. Mein ganzer Körper zitterte vor Aufregung und ich krallte verkrampft meine Finger in sein Shirt.

Bitte, flehte ich innerlich. Bitte, küss mich. Küss mich endlich. Bitte, erfüll mir endlich meinen grössten und wichtigsten Wunsch. Ich konnte hören, wie Iwaizumi ein leises Lachen von sich gab und dann–

Dann küsste er mich.

so close but so far away || Iwaoi FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt