Izzi rastet aus

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PoV: Izzi

Ich kam gerade wieder zurück in das Zimmer, um nach meinem Smartphone zu suchen, aber was ich da sah, hätte ich nie zu träumen gewagt.
Ardy, der meinen Kumpel Dner küsst! Der ganze Dreh und alles davor kam mir schon merkwürdig vor, aber ich wollte ja nichts sagen, aber das geht zu weit. Dner ist ja nicht mal schwul, das hätte er mir gesagt. Gott, warum wehrt er sich auch nie?!
Irgendwie machte mich dieses Bild aber auch fertig oder eher wütend, dass es nicht aufhörte. Also schritt ich ein. „Alter, was tut ihr da?!", ich zog Dner sofort von ihm Weg, aber das reichte mir noch nicht. „Dafür muss Ardy bluten! Mir egal was er dann von mir hält oder alle anderen. Ich bin hier eindeutig im Recht.", redete ich mir ein.
Ich holte aus und meine Faust bohrte sich in seinen Magen, wodurch der Braunhaarige vor Schmerz kurz aufstöhnte, aber sich nicht zu Wehr setzte. Auch gut, dann kann er sich später, aber nicht beklagen, das sein ach so tolles Gesicht oder sein Körper ein paar blaue Flecken haben. Noch ein paar gezielte Treffer in seine Oberarme und dann sank er weiter in sich zusammen. Er vergoss nicht eine einzige Träne, nein im Gegenteil: Er grinste mich an! Seine Augen wirkten aber wahnsinnig. Er muss den Verstand verloren haben. Jetzt bemerkte ich auch, dass ich ihn schon zu viel geschlagen hatte, also schmiss ich ihn auf den Boden.
Sein Blick traf wieder den meinen, doch jetzt weinte er. Erst nur ganz wenig, dann aber mehr und mehr. „Los, schlag mich weiter!", forderte er mich unter Tränen auf. „Ich hab's verdient. Ich bin ein schwules Arschloch!" Den letzten Satz schrie er so laut, dass man ihn durchs ganze Haus hören konnte.
Na toll, jetzt kommt bestimmt gleich Simon und will wie immer der Tolle sein, der alle wieder versöhnt. Das ist doch scheiße hier! Warte mal...was ist jetzt mit Dner ich sollte mich doch lieber um ihn kümmern. Leider wurde mir das zu spät bewusst, denn er starrte mich an. Seine Augen geweitet, den Blick abwechselnd auf mir und Ardy, bis er an meinen Händen verweilte.
Shit, die sind voller Blut. Ist das Ardys oder meins? Würde das eh einen Unterschied machen? Nein, ich hatte gerade die Beherrschung verloren. Hatte mich einer unergründlichen Wut hingegeben und Ardy, einen Kumpel, zu Brei geschlagen.
Dner sprang nun vom Sofa auf: „Ich hab' mit dem Scheiß hier nichts zu tun! Ihr seid krank, alle beide! Ich will niemanden mehr sehen. NIE MEHR!!!", schrie er mit verheultem Gesicht und rannte aus der Wohnung.
„Nein, warte Felix! Das kann man alles erklären! Hör' mir doch zu, man!" Er hatte mich entweder nicht mehr gehört oder wollte es nicht. Man hörte auch gleich darauf einen verwirrten Simon an der Treppe, der offensichtlich gerade mit Dner zusammenstieß.
„Man, Simon pass doch auf.", schluchzte er und rannte ungehindert weiter.
„Leute. Was ist hier los?", fragte Simon gleich beim Eintreten und sah uns zwei entsetzt an.
„Was ist nur in euch gefahren?!" Er holte einen Verbandskasten aus einem Schrank und sah und wollte sich meine blutenden Hände ansehen. Ich zog sie weg. „Kümmer dich lieber erst um Ardy, der hat es nötiger.", sagte ich verächtlich und ging ins Bad.
Tu ich einfach mal auf Badass und verzieh mich. Ich wollte jetzt nicht auch noch seine Wunden sehen von den Schlägen.
Langsam hielt ich die Hände unter den Wasserhahn. Er spülte mein Blut zwar weg, aber nicht meine Tat. Dessen bin ich mir bewusst und das Brennen habe ich mir auch verdient. Ich bin und bleibe das Letzte. Das würd Dner mir bestimmt nie verzeihen... geschweige denn Ardy. Aber was meinte er mit seinem Gerede? Ist er wirklich schwul? Ich hab absolut nichts dagegen. Jeder sollte seine Vorlieben ausleben dürfen, wenn sie jetzt nicht unbedingt strafbar wären, aber es würde mich einfach stören, wenn er mit meinem besten Freund rummachen würde so wie vorhin... wie lange stehe ich hier eigentlich schon? Ich könnte ja mal zurück gehen, schließlich muss' ich das jetzt einfach aufklären, sonst wird Simon mich ewig nerven.
Ich konnte den beiden nicht in die Augen schauen, aber einen Blick auf Ardy riskierte ich trotzdem. Er ist am Oberarm voller blauer Flecke, aber keine offenen Wunden. Zum Glück hatte ich ihn doch nicht so hart geschlagen und eher mich selber, also meine Hände, verletzt.
Simon blickte mir wartend an während Ardy ins Leere starrte. Der Junge ist aber auch nicht mehr er selbst, seit Taddl weg ist...
„Also.", begann ich: „Das ist alles einfach nur scheiße gelaufen. Ich kam rein, er küsste gerade Felix und ich bin durchgedreht und hab die Beherrschung verloren. Mehr gibt es nicht zu sagen." Peinlich das so zusammenzufassen und ich hielt meine Hand hinter dem Rücken, damit keiner von beiden das schon wieder sieht. Aber eigentlich können die zwei ja eins und eins zusammenzählen und so darauf kommen, dass dies alles mein Blut ist aber trotzdem. Ich brauch niemanden der sich Sorgen macht. Nein, viel lieber würde ich mich jetzt sofort bei Dner entschuldigen...
„Glaubst du im Ernst mit so einer schwammigen Zusammenfassung gebe ich mich zufrieden. Man, Ardy hatte geheult wie ein Schlosshund und das schon bevor ich überhaupt hier unten war! Guck' ihn dir jetzt mal an. Er scheint gerade ja nicht mal zuzuhören, obwohl ihn das alles was angeht und was Dner jetzt in seinem Zimmer macht, möchte ich nicht mal erwähnen.
„Was ist mit ihm? Kann ich gleich zu ihm?", fragte ich sofort. Er ist doch der wichtigste Mensch für mich. Ich muss, nein, ich will mich entschuldigen.
„Tja, das mit Dner kannste knicken, der hat sich in sein Zimmer gesperrt und will nicht mal mit mir reden." Man sah, dass ihn das auch verletzte, schließlich sieht er sich als sowas wie ein Youtuber Onkel (Vater nicht, weil das kann ja nur Gronkh sein xD).
„Ardy hat mir übrigens gesagt, dass er schwul ist und dass mit dem Kuss eine seiner Launen gewesen sein soll. Aber warum tickst du dann denn aus. Du bist doch nicht etwa homophob?"
„Nein, das bin ich nicht und Ardy sorry wegen vorhin. Ich kann mir das alles schon selbst nicht mehr erklären. Es tut mir einfach so schrecklich leid, bitte hass mich jetzt nicht."
Ich hielt ihm meine Hand hin und nach kurzen zögern ergriff er sie. „Ich kann dich doch nicht hassen, außerdem bin ich nicht ganz unschuldig an der ganzen Sache. Ich hab einfach was richtig Dummes gemacht und ich möchte eigentlich jetzt gerne allein sein..."
Diesen Wink mit dem Zaunpfahl verstanden Simon und ich. Wir verabschiedeten uns und ich wollte gerade zu Dners Zimmer sprinten, als er mich am Arm festhielt.
„Ich glaube nicht, dass das eine so gute Idee wäre. Komm' lieber morgen wieder. Das wäre besser."
„Ähm...okay... aber grüße ihn wenigstens von mir." Mit diesen Worten wendete ich mich ab und ging, wobei mir schon einige Tränen die Wangen runter kullerten.

Sehnsucht nach ihmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt