Kapitel 5

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POV: Tony Stark

Ich bot Nick Fury ein Glas Whiskey an, doch der lehnte dankend ab.
„Und? Haben Sie ihre Akten?", fragte ich ihn und setzte mich ihm gegenüber.
„Das habe ich. Aber etwas ist unklar. Uns fehlen die ersten fünf Jahre ihres Lebens. Als wäre sie nie hier gewesen.", antwortete Fury.
„Wie ist das möglich?"
„Nun, die Aufzeichnungen beginnen 2000. Sie wuchs auf als Kind von William und Anne (Y/L/N). Adoptiert. Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, wo sie herkommt. Von ihren Kräften wussten wir, daher ist sie eingetragen als 084. Allerdings haben wir nie den Ursprung ihrer Kräfte in Erfahrung bringen können. Einer unserer Agents hat regelmäßige Observationen durchgeführt, sie hat nie eine Bedrohung dargestellt."
Nachdenklich nippte ich an meinem Glas. „Und ausgerechnet dieser Agent war ein Spitzel für Hydra, stimmt's? Wie sonst ist Hydra an ihre Akte gekommen?", spekulierte ich.
Fury nickte nur und rollte sein Auge.
„Und was bedeutet 084?", fragte ich.
„Nicht identifizierbar.", antwortete Fury knapp.
„Sie ist also kein Mensch?"
„Nicht unbedingt."
„Ist es möglich...?", begann ich, „Ist es möglich, dass sie aus Asgard stammt?"
Fury sah mich mit seinem einen Auge eindringlich an.
„Wie kommst du darauf?"
„Nur so ein Gedanke...", antwortete ich murmelnd.
„Das ist durchaus möglich. Wir sollten Thor dazuziehen.", sagte Fury dann.
Ich zog meine Augenbrauen hoch. Hatte Fury mir gerade zugestimmt?
„Und Loki.", fügte ich hinzu eher im Scherz gemeint, doch Fury schüttelte bereits den Kopf.
„Nein. Ich vertraue ihm nicht. Wir sollten ihn aus allen Angelegenheiten raushalten."
Verstehend nickte ich und informierte Thor über Jarvis.
Ein paar Minuten später kam er durch das Penthouse auf uns zu.
„Worum gehts?", fragte er und setzte sich zu uns an den Tisch.
Als Antwort schob Fury ihm die Akte rüber.
Thor musterte diese kurz und warf Fury dann einen fragenden Blick zu.
„Wir hatten gehofft, du wüsstest, ob Y/N vielleicht eine Asin ist.", erklärte Fury ihm.
Thor sah sich die Akte nochmal genauer an.
Intensiv starrte er auf das Kinderfoto von ihr.
„Sie kommt mir bekannt vor. Aber ich bin mir nicht sicher. Warum fragen wir nicht Loki?"
Fury rollte sein Auge. „Dass die Frage überhaupt aufkommt...", murmelte er genervt, „Weder Loki noch Y/N werden irgendetwas davon erfahren, nicht bevor wir mehr wissen."
Mit diesen Worten packte er die Akte und verließ das Penthouse.
„Warten Sie! Was sollen wir denn jetzt mit ihr machen?", rief ich ihm noch hinterher.
„Seht zu, dass ihr einen Weg findet, die Gehirnwäsche wieder rückgängig zu machen und dann werden wir weitersehen.", grunzte Fury, ehe die Fahrstuhltüren sich schlossen.

POV: Y/N

Mir war langweilig. Ich hatte in meiner Zelle keine Beschäftigungsmöglichkeit und war gezwungen, mich meinem Gedankenstrudel hinzugeben.
Eine digitale Uhr an der Wand verriet mir, wie spät es war.
Viertel vor drei.
Ich hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und noch immer dröhnte mein Kopf, auch wenn es langsam abschwächte.
Schritte im Flur ließen mich aufhorchen.
Banner stand wieder hinter dem Kraftfeld.
Ich schnaubte vor Wut und versuchte dagegen anzukämpfen.
Das bin nicht ich, das bin nicht ich, sagte ich mir immer wieder.
Banner lächelte sanft, als ich ihn endlich ansah.
„Y/N, ich arbeite an einer Möglichkeit, deine Einwebung rückgängig zu machen. Ich habe ebenfalls ein Serum entwickelt, dass auf das Hirnareal deiner Angst zugreift. Aber diesmal würde ich dir Material der wirklichen 'Bösen' währenddessen zeigen. Ich kann dir allerdings nicht garantieren, dass es funktionieren wird...", erklärte er mir ruhig und sah mich fragend an.
Entsetzt starrte ich ihn an, Schweiß rann von meiner Stirn.
„Ich steh das nicht noch einmal durch", wisperte ich verzweifelt.
„Aber es ist einen Versuch wert. Du kannst doch nicht in diesem Zustand bleiben."
„Doch. Doch, dass kann ich. Ich kann das nicht nochmal durchmachen, versteh mich doch, bitte!"
Ich hatte so eine Angst davor, wieder diese Angst zu empfinden, dass es mich fast wahnsinnig machte.
„Okay...ich werde mir was einfallen lassen...", murmelte Bruce und ging.

Wieder war ich die ganze Nacht wach.
Ich war schweißnass und atmete viel zu flach.
Mein Puls raste.
Irgendwann musste ich vom Bett gefallen sein, denn ich lag auf dem kalten Boden und versuchte irgendwie, mich zu beruhigen.
Der Hass war der Angst gewichen und sie schien mich komplett einzunehmen. Keuchend versuchte ich gegen die aufkeimende Panik anzukämpfen und fing verzweifelt an, zu weinen.
„Das soll aufhören. Das soll aufhören. Das soll aufhören!" Zuerst war meine Stimme nur eine Wispern, doch sie wurde immer lauter, bis ich schließlich schrie. Immer und immer wieder wiederholte ich diese drei Worte.
Mein Herz raste und meine Atmung war flach, viel zu flach. Schwarze Schatten schlichen sich in mein Blickfeld und ich wusste, dass ich gleich ohnmächtig werden würde.
Plötzlich verwandelten sich die gedimmten Deckenleuchten im Zellentrakt in grelle Scheinwerfer und mein schwarzes Sichtfeld verwandelte sich in ein grelles weißes. Hastige Schritte eilten durch den Trakt zu meiner Zelle.
Ein Paar warme Arme schlangen sich um meinen kalten, nassen Körper und legten mich sanft aufs Bett.
„Beruhig dich, alles gut, ganz ruhig...", hörte ich die Stimme von Bruce, die von sehr weit her zu kommen schien.
Etwas kaltes wurde auf meine Stirn gelegt, ich wollte protestieren, doch ich brachte keinen Ton heraus.
Mir war so kalt...
„Ganz ruhig atmen, Y/N, ganz ruhig...", murmelte Bruce. Seine Stimme wurde langsam deutlicher und ich konnte schon ein paar Farbflecken durch mein Sichtfeld tanzen sehen.
Sein Gesicht nahm langsam Gestalt an.
Erst jetzt bemerkte ich, wie heiß mein ganzer Körper war.
„Du hast eine Panikattacke, Y/N. Das ist ein gutes Zeichen.", sagte Bruce sanft.
Mein Atem beruhigte sich langsam. Erschöpft legte ich meinen Kopf zurück.
„Wie- wieso ist", keuchte ich, „wieso ist d-das ein gu-gutes Zeichen?"
„Weil der Hass weg ist. Nur noch die Angst ist geblieben. Damit können wir arbeiten.", erklärte er ruhig.
Ich nickte nur.
„Möchtest du schlafen?", fragte er mich.
Wieder nickte ich und schloss meine Augen.
Doch der Schlaf holte mich nicht ab, um mich in die Welt der Träume zu bringen.
Die Realität hielt mich mit ihren Eisfingern und ließ mich nicht gehen.
Ich versuchte es, wirklich. Doch Stunden um Stunden drehte ich mich von einer Seite zur anderen.
Irgendwann gab ich es auf.
Es war Mittags.
Zitternd stand ich auf. Fast sofort brachen meine Beine unter dem Gewicht meines geschwächten Körpers weg. Mein Kopf dröhnte und die ich hörte nichts als ein lautes Tosen in meinen Ohren.
Bebend versuchte ich mich aufzurichten, ein Schluchzen drang aus meiner Kehle.
Ich schaffte es auf meine Beine und stützte mich atemlos an der Wand ab, doch wieder brach mein Körper zusammen. Bewusstlos blieb ich auf dem Boden liegen.

Feuer und Eis - A Loki Lovestory (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt