Die Wette, die alles zerstörte?

Duell am Schulanfang

Ron:
Ron sprang aus der Kutsche und lief mit Harry und Hermine zum Schloss hoch.
„Harry, meine Mum...", begann er, doch er kam nicht weiter, denn ein schriller Schrei durchfuhr die Dunkelheit. Ron fuhr herum und sah Ginny durch die Luft fliegen. Sie landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem harten Lehmboden und blieb dort regungslos liegen. Hinter ihr erschien, mit einem wütenden Ausdruck auf dem Gesicht, Cho Chang, die den Zauberstab erhoben hatte.
„Das wagst du nicht noch einmal", kreischte sie und strich sich die dunkelbraunen Haare aus dem Gesicht.
Ron wollte losrennen, um Ginny zu helfen, doch seine Beine trugen ihn nicht. Ginny regte sich nun doch und rief, nicht minder wütend: „Du kannst mir nichts verbieten!"
„Oh doch, das kann ich, du wirst ja noch sehen", giftete Cho zurück und Tränen liefen ihr über die Wangen.
„Du elende Heulsuse, was willst du schon machen?", spottete Ginny und rappelte sich auf.
Cho hob erneut den Zauberstab, doch Ginny kam ihr zuvor. Blitzschnell fuhr sie hoch und kreischte: „Levicorpus!"
Cho flog kopfüber in die Luft und blieb dort hängen. Ron blieb der Mund offen stehen. Wo hatte Ginny das denn gelernt? Das würde er auch gerne können.
„Ich wollte ihn doch nur küssen", schluchzte Cho nun, „bitte lass mich runter."
„Ich bin mit ihm zusammen", sagte Ginny ruhig, „du musst mir erst schwören, dass du das nie wieder tun wirst."
„Das kann ich nicht", schniefte Cho.
„Dann bleibst du eben hier oben", meinte Ginny gleichmütig und rief: „Pertrificus totalus."
Chos Arme und Beine schnellten zusammen und sie konnte sich, kopfüber, wie sie in der Luft hing, nicht mehr regen.
Ron konnte nur dastehen und schauen. Da wurde er beiseite gestoßen und Hermine preschte nach vorne. Ron fiel auf, dass ihre Haare im Wind wehten, was ihr einen lässigen und zugleich attraktiven Anblick verlieh. Sie flog nur so über die Wiese und stoppte dann, ungewollt elegant, vor seiner Schwester und Cho.
„Liberacorpus", schrie sie und schleuderte ihren Zauberstab schier nach vorne. Funken sprühten und Cho fiel wieder herunter und konnte ihre Arme und Beine wieder lösen. Mit einem zweiten Zauber fing Hermine Cho auf, welche dann in der Schwebe, knapp über dem Boden, hängen blieb.
„Das reicht. So geht das nicht weiter. Ihr könnt euch doch nicht mit Flüchen bekämpfen", rief Hermine zornig.

Hermine:
Ginny zog schnaubend ab. Hermine wandte sich zu Cho.
„Worum ging es überhaupt?", fragte sie.
Doch Cho schluchzte nur laut auf und brachte kein Wort heraus.
„Dann eben nicht", sagte Hermine und drehte sich, immer noch aufgebracht, um und lief zu den anderen zurück. Als sie bei Harry und Ron angekommen war, bemerkte sie, dass Ron sie sehr seltsam ansah. Sie drehte sich zu ihm um, doch er sah schnell weg und wurde rot. Sie war höchst verwirrt. Sein Blick gerade eben war sehr ungewöhnlich gewesen. Sie konnte sich einfach nicht erklären, was er zu bedeuten hatte. Wahrscheinlich nichts, redete sie sich ein, doch sie war sich eigentlich ziemlich sicher, dass der Blick mehr als nur eine übliche Bewunderung gewesen war.

Ron:
Ron atmete schwer. Gerade waren sie vom Schulanfangsfestessen zurückgekommen und Ron hatte sich schnell in den Schlafsaal verkrochen. Er setzte sich auf seine Bettkante und ordnete seine Gedanken. Er war sich sicher, dass Hermine seinen Blick bemerkt hatte, auch wenn sie sich nichts hatte anmerken lassen. Er könnte sich ohrfeigen! Wie konnte ihm nur so etwas passieren! Harry wäre das bestimmt nie passiert. Überhaupt war Harry nach der Sache mit Cho eigentlich kein einziges Mal mehr aufgeregt gewesen, wenn er mit einem Mädchen hatte sprechen müssen. Ron beneidete ihn dafür. Nein, er durfte nicht schon wieder eifersüchtig auf Harry sein, was war er denn für ein Freund!
Es war noch ziemlich früh, doch Ron fühlte sich auf einmal unendlich müde und schlief in Kleidung ein.