5. Hogwarts und eine Einsortierung

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Kapitel 5

Obwohl sie extrem nervös war, blieb Hermine still. Mit trügerisch ruhiger Miene folgte sie Thomas, als er die Schwelle zum Bahnsteig 9 ¾ überschritt, wo die rote Dampflok auf sie wartete.

Als sie die Barriere zwischen der Muggel- und der magischen Welt überquerte, spürte Hermine, wie ihr Herz ein nervöses Flattern bekam, aber hinter der Angst lauerte Aufregung. Sie hatte die Welt der Magie vermisst, hatte die tröstlichen Steinmauern von Hogwarts vermisst und sie hatte Albus Dumbledore vermisst.

Bei dem Gedanken an den jüngeren, aber immer noch freundlichen Zauberer, grinste Hermine. Thomas, der zur Seite getreten war, um auf sie zu warten, schmunzelte, als er die kindliche Freude in ihren Augen und das aufgeregte Lächeln sah. Er war allerdings immer nachsichtig mit ihr, also unterließ er es, den spöttischen Kommentar auszuspucken, der ihm in den Sinn kam.

Er hielt ihr die Hand hin und sie nahm sie mit einem Hauch von Vertrautheit. Mit seinen Schülersprecher-Abzeichen, das im Morgenlicht glitzerte, führte Tom seinen Koffer mit einer Hand und Hermine mit der anderen.

Die letzten zweieinhalb Wochen im Waisenhaus waren für Tom und Hermine schnell vergangen. Nach dem Vorfall in der Höhle hatte Thomas sich geweigert, sie aus den Augen zu lassen, außer wenn sie nachts schlafen ging, sicher eingeschlossen in ihrem Zimmer gegenüber von ihm. Seine Besorgnis rührte jedoch eher von Besitzdenken als von irgendeinem anderen Gefühl her. Ihre Beziehung hatte sich in einen nicht identifizierbaren Bereich verschoben. Sie waren Freunde, aber nicht; Kollegen, aber etwas mehr. Sie sprachen jetzt mehr miteinander, über magische Theorien und zufällige Themen. Aufgrund einer unausgesprochenen Vereinbarung sprachen sie nicht über ihre Vergangenheit, außer einmal, als Hermine ihm erzählte, dass sie aus Frankreich geflohen war, um Grindelwald zu entkommen, und als Thomas ihr lediglich erzählte, dass seine Mutter bei seiner Geburt gestorben war und sein Vater erst letztes Jahr gestorben war. Keiner der beiden stellte dem anderen irgendwelche Fragen, und dafür waren sie beide dankbar.

Ihre Tage waren gefüllt mit Lesen und Schach und Gesprächen über Schule und Wissenschaft. Vieles blieb zwischen ihnen ungesagt, obwohl sie stundenlang redeten, und beide achteten darauf, lässig zu wirken, wenn sie nach der Hand des anderen griffen. Händchenhalten war das Einzige, was sie je taten, aber durch eine unausgesprochene Erklärung wussten sie, dass da mehr sein würde, dass da schon mehr war. Es gab ein stilles Versprechen, das unter dem leeren Smalltalk lauerte; ein Gelübde, das noch erfüllt werden musste.

Als Hermine ihren Platz im Hogwarts-Express einnahm, lächelte sie, als sie sah, wie Thomas um ihr Abteil herum Schallschutzzauber und Schutzzauber platzierte. Als er sich von der nun sicher verschlossenen Tür abwandte, grinste er herablassend als Antwort auf ihr wissendes Lächeln.

"Findest du das nicht ein bisschen übertrieben?", fragte sie sichtlich amüsiert.

Tom raffte seine Roben mit einem eleganten Schwung um sich und ließ sich ihr gegenüber auf dem weichen Kissen nieder. Er schenkte ihr ein spöttisches halbes Lächeln und behauptete lediglich: "Nein, tue ich nicht."

"Wen versuchst du fernzuhalten?", erkundigte sie sich, während sie Hogwarts, Eine Geschichte herausnahm und es auf Seite 394 aufschlug.

Tom spottete, als er sah, in welchem Buch sie blätterte, denn er wusste, dass sie es in den letzten zwei Wochen schon mindestens dreimal gelesen hatte. "Vielleicht versuche ich, dich bei der Stange zu halten", konterte er.

Hermine blickte über die Seiten ihres Buches hinweg zu ihm auf. "Ich würde gerne sehen, wie du es versuchst", sagte sie luftig.

"Arroganz steht dir nicht."

Tomione Carpe Diem deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt