Das erste, was Draco hörte, war leises, heiteres Vogelgezwitscher. Ansonsten herrschte vollkommene Stille um ihn herum. Als er sich aufrichtete, lächelte er kurz verwundert. Er konnte sich an keine Träume erinnern, aber immerhin noch daran, was am vorherigen Tag passiert war.
Befand er sich immer noch in der Kutsche? Offensichtlich. Er atmete tief aus. Wo war Travers? Aber vor allem: Wo waren seine Eltern?
Draco schwankte zur Tür des Gefährts und öffnete sie. Die Sonne war schon längst aufgegangen, wie lange hatte er bitte geruht? Vorsichtig setzte er einen Fuß auf den Boden. Die Garage. Also befand er sich wieder am Wohnsitz seiner Familie. Seine Miene verfinsterte sich. Draco ließ die Garage hinter sich und stolperte hinüber in den Salon. Die Figuren in den Gemälden des Foyers verfolgten mit skeptischen Blicken die Gestalt des Jungen. Vorsichtshalber zog er seinen Zauberstab vor dem Eintreten in den Salon.Gähnende Leere! Niemand war da. Wo waren alle hin? Was war passiert? Wie konnte das wahr sein?
Da überkam es Draco schlagartig: Man hatte ihn hinters Licht geführt! Seine Eltern saßen immer noch als Gefangene in Askaban, Travers hatte... sie nicht befreit. Oh, weh! Wie kann das sein! Das durfte nicht sein!! Draco sank auf die Knie. Die jähe, völlige Enttäuschung zwang ihn zu Tränen. Ein billiger Reinfall! Travers spielte nur mit Dracos Emotionen; alles, was den Jungen betraf, war dem Todesser in Wahrheit schlichtweg egal. Der Junge musste schluchzen –
So hintergangen fühlte sich Draco, dass er am liebsten das Messer genommen hätte und sich damit in die Brust gestochen hätte. Sein Leben war doch nichts mehr wert, verkommen zu einem schlechten Witz... Alles hatte begonnen, als er am Astronomieturm Dumbledore gegenübergestanden war. Ab dem Zeitpunkt war es bergab gegangen! Er hatte keine Lust mehr. Es ergab keinen Sinn mehr. Schluchzend stemmte er sich hoch, stützte sich am Tisch ab und griff nach einem Küchenmesser, das am Tisch lag.
„Accio."
Der Messergriff flog in seine zitternde Hand. Er stützte sich jetzt auf einen der Stühle, der sofort mitsamt Draco umfiel. Es hat keinen Sinn. Fest umschloss er das Messer mit der rechten Hand – und trotzdem legte er die Klinge nicht an seinen Brustkorb. Er fühlte sich zu schwach, das zu tun. So wie bei Dumbledore. Niemals das Leben! Man kann sich vieles nehmen, aber niemals das Leben. Hat Snape sich umgebracht, weil er nicht seine wahre Liebe bekommen hat? Nein. Hat sich Harry umgebracht, weil seine Eltern getötet worden waren? Nein. Es hätte immer noch schlimmer kommen können. Seine Eltern waren noch am Leben.
Draco schmiss das Messer entschieden von sich weg. Das Leben bietet viel mehr als simple Lösungen auf schwere Gemütszustände. Wenn eine Tür zugeht, dann geht eine andere irgendwo auf – sie muss nur gefunden werden...
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FRIENDS OF FATE - Der letzte Todesser
FanfictionNach der Ära Voldemorts findet das Grauen in der Zaubererwelt kein erhofftes Ende, denn ein mysteriöser Mann hat es geschafft, der Askaban-Strafe zu entgehen. Der Wettlauf gegen die Zeit hat bereits begonnen. Das goldene Trio? Sie könnten das Unheil...