Neuanfang?

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Das kann nur ein Albtraum sein, aus dem ich gleich wieder aufwache! Dieser Gedanke schießt mir durch den Kopf als ich mich umdrehe, um das Schlafzimmer zu verlassen. Ich höre ihn nach mir rufen, ihn der mir vor zwei Monaten noch einen Heiratsantrag gemacht hat und von der großen Liebe geredet hat. Wir hätten nächste Woche unseren 9. Jahrestag gefeiert! Und jetzt komm ich von meinem Mädelsabend ungeplant nach Hause und finde ihn in UNSEREM Bett vor, zusammen mit seiner Arbeitskollegin! Mein Herz rast, mir ist schlecht und schwindelig. Wie kann er mir das antun? Mit zittrigen Fingern greife ich nach meinem Handy, entsperre dieses und überlege wer um diese Uhrzeit (natürlich muss es nach 2 Uhr nachts sein, Ted Mosby hatte recht :,,Nothing good happens after 2 AM'') noch wach und erreichbar sein könnte? Ich überlege kurz ob Nick, mein bester Freund, Nachtdienst hat, bis mir einfällt, dass er den zwar hat aber mal wieder in Bayern ist. 

Während meine Gedanken kreisen berührt mich plötzlich jemand an der Schulter und dreht mich um. Seine mir so vertraute Stimme sagt leise ,,Bitte lass uns darüber reden, tue bitte nichts was du bereust.'' Ich schnaube nur verächtlich und gucke ihn wütend und verletzt an. ,,Was ich in Zukunft mache oder tue kann dir egal sein! Zwischen uns beiden ist es aus! Und den hier'', sage ich wütend während ich den Verlobungsring von meinem Finger ziehe, ,,kannst du ja der Dame in meinem Bett schenken!''! Ich werfe ihm den Ring vor die Füße, schnappe mir meinen in der Eile gepackten Rucksack und verlasse die gemeinsame Wohnung. Vor dem Haus bleibe ich erst mal einige Minuten stehen und atme tief durch, während mir die Tränen über die Wangen laufen. Ich gehe im Kopf die verschiedenen Möglichkeiten durch, die mir zur Verfügung stehen und lasse dann mein Herz entscheiden. So stehe ich 10 Minuten später vor meinem Elternhaus und drehe den Schlüssel in der Tür. Gottseidank schlafen meine Eltern bereits und dank unserer Familiengruppe weiß ich, dass meine Schwester bei ihrer besten Freundin schläft. Ich gehe leise die Treppe hoch, hoch zu meinem alten Zimmer. Die Worte meiner Mutter vom Tag meines Auszuges  vor 2 Jahren klingen noch nach. ,,Dein Zimmer wird Gästezimmer, du kannst jederzeit zurück kommen, das weißt du!''. Ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Möglichkeit mal nutzen müsste. Ich lege mich auf das gemütliche, bezogene Bett und sehe mich im Raum um. Wenn ich es nicht besser wissen würde, könnte man denken, dass meine Mutter damit gerechnet hat, dass ich eines Tages zurück kommen würde, denn es hat sich so gut wie nichts verändert. Damit meine Eltern am Morgen keinen Schreck bekommen, schreibe ich beiden eine kurze Nachricht. Dann mache ich mich bettfertig und versuche das erste Mal seit langer Zeit alleine in einem Bett zu schlafen.

Nach einer sehr unruhigen Nacht werde ich durch das bekannte Brummen von Mamas Kaffeemaschine aus dem Nebenraum geweckt. Ich reibe mir die Augen, ziehe mir die Jogginghose an, die ich gestern noch in der Eile gefunden und eingepackt habe und stehe auf. Obenrum ziehe ich mir einen meiner gemütlichen Pullis an. Dann gehe ich leise rüber zu meinen Eltern ins Wohnzimmer und begrüße diese mit einem müden ,,Guten morgen, schön euch zu sehen.'' Sie sehen mich an, als wüssten sie was passiert ist. Ich hatte schon immer ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern und gerade für diese Phase weiß ich, dass mir das helfen wird. Meine Mutter fragt ob ich Lust hätte mit ihnen frühstücken zu gehen, was ich bejahe. Ich gehe duschen und komme 20 Minuten später geduscht und fertig wieder ins Wohnzimmer. Wir verlassen kurz danach gemeinsam das Haus und gehen zu unserem Lieblings Café. Auf dem Weg dorthin reden wir über alles mögliche aber nicht darüber, weswegen ich bei ihnen geschlafen habe, obwohl ich  unweit ihres Hauses eine eigene Wohnung bezogen habe. Dieses Thema spricht Papa erst an, als unser Frühstück vor uns steht. Ich versuche zunächst ihren fragenden Blicken auszuweichen und die Tränen zurückzuhalten, doch als Mama besorgt fragt, was passiert ist, sprudelt es aus mir heraus. ,,Ich habe ihn gestern Nacht mit einer anderen im Bett erwischt! Ich weiß gar nicht wie es weiter gehen soll. Ich gehe definitiv nicht zurück zu ihm in die Wohnung und den blöden Ring hab ich ihm auch zurück gegeben, für mich ist es aus, ich will ihn nie wieder sehen!''. Meine Eltern gucken sich entsetzt an, denn so etwas hätten sie eindeutig nicht erwartet. Meine Mutter umarmt mich einfach nur, während mein Vater sich über das Verhalten und die Aktion meines Ex-Verlobten einfach nur echauffiert. ,,Es ist ja wohl selbstverständlich, dass du zunächst wieder bei uns einziehen kannst, bis du was neues gefunden hast, meine Süße'', sagt meine Mutter liebevoll, als wir unsere Umarmung auflösen. Ich bedanke mich schniefend dafür und dafür, dass sie immer hinter mir stehen.

From a Nightmare to a daydreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt