Kapitel 13

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POV von Pauli

"Fang!", rufe ich Max zu.
Sie springt in die Luft und fängt den Frisbee gekonnt.
"Ich hab Durst. Sollen wir mal eine kurze Pause machen?", fragt sie etwas außer Atem.
"Ja, lass uns zu dem Stand da hinten gehen. Ich hab gesehen, dass die richtig gute alkoholfreie Cocktails machen.", schlage ich ihr vor.
"Ja, gute Idee."
Max nimmt den Frisbee und wirft ihn auf unsere Liege.
"Wer bezahlt?", möchte sie wissen.
"Letztes Mal hast du bezahlt, also bin heute ich dran.", antworte ich, greife nach meinem Rucksack und hole meinen Geldbeutel heraus.
"Los geht's."
Wir gehen gemeinsam über den Strand in Richtung Getränkestand.
"Was machst du eigentlich so?", frage ich um die unangenehme Stille zu füllen.
"Eigentlich gar nicht mal so viel. Ich bin ja, wie du weißt, Krankenschwester und das ist halt ein Job, der ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt. Aber wenn ich dann mal Zeit habe, verbringe ich meine Freizeit entweder mit meinen Freunden oder halt mit dir."
"Warum sagst du das so? Bin denn keine Freundin?", möchte ich etwas gekränkt wissen.
Max muss lachen.
"Nein, so meine ich das nicht. Ich bin erst vor ein paar Monaten hierher gezogen und mit meinen ganzen alten Freunden kann ich nur noch online spielen."
"Achsoooo..."
Wir sind beim Stand angekommen und setzen uns auf die Barhocker. So früh abends ist hier noch nicht so viel los und wir kommen direkt dran.
"Also, was kann ich euch bringen?", fragt der Barkeeper mit einem breiten Grinsen.
Er sieht aus, als würde er sich in seinen Pausen schnell noch eine Line ziehen.
"Ich hätte gerne den Erdbeer-Cocktail.", sagt Max.
"Und du, Kleine?"
Ich mag es gar nicht, wenn Leute mich "Kleine" nennen und normalerweise sag ich das denen dann auch. Aber dieses Mal beschließe ich nichts zu sagen und gebe einfach meine Bestellung auf.
"Dasselbe bitte."
Hier lohnt es sich wahrscheinlich sowieso nicht sich zu beschweren.
Der Barkeeper nickt und fängt an die Cocktails anzumixen.
Ich möchte gerade etwas zu Max sagen, aber dieses Mal ist es sie, die die Stille unterbricht.
"Und was machst du so?"
Gute Frage. Was mache ich eigentlich so? Ich kann ihr ja schlecht erzählen, dass ich an einem Überfall auf die verlassene S.H.I.E.L.D.- Hauptquartier plane, um dort einen der Flieger zu stehlen und diesen dann in einer illegal gepachteten Lagerhalle zu lagern, nur um dann damit vor meinem Spiegel anzugeben, weil ich das sonst keinem sagen kann...
"Ich mache halt Schule. Momentan ist es ziemlich viel und ich kann nebenbei kaum etwas machen. Manchmal spiele ich aber auch. Wie heißt denn das Spiel, das du spielst?", lüge ich.
"Manchmal spiele ich Call of Duty, aber größtenteils spiele ich Minecraft. Kennst du Minecraft?"
Als ob ich Minecraft nicht kennen würde... Das war praktisch mein Leben bevor ich hier ein neues beginnen musste.
"Ja, natürlich kenne ich Minecraft! Wir können ja mal zusammen spielen."
"Das wäre toll! Ich schicke dir mal die ID von meinem Server. Kannst du mir auch deinen InGame-Namen schicken?"
Oh Mist, ich hab noch gar keinen Account!
"Ich weiß meinen gar nicht so genau, weil ich nicht so oft spiele und wenn, dann alleine. Ich schicke ihn dir, wenn ich wieder zuhause bin.", rede ich mich raus.
"Okay, du-", möchte Max etwas sagen, aber der Barkeeper unterbricht sie.
"Hier sind eure Cocktails, Mädels!", sagt er und stellt die Gläser mit so einem Schwung auf die Theke, dass bei meinem Getränk ein wenig über den Rand schwappt.
"Danke.", sage ich mit zusammengebissenen Zähnen.
Ich mag diesen Kerl immer weniger.
"Was wolltest du-", möchte ich zum Gespräch zurückkehren, aber der Barkeeper unterbricht auch mich.
"Pscht! Da sind grad brandneue News in den Nachrichten!", flüstert er und zeigt auf den Ferseher, der oben über dem Regal des Standes hängt.
Ich möchte gerade etwas bissiges zurückgeben, als ich begreife, was da im Fernsehen läuft. Es geht um den Hulk, der in einer südafrikanischen Stadt komplett ausrastet. Ich ziehe scharf die Luft ein.
Age of Ultron beginnt...
"Oh mein Gott.", haucht Max, geschockt von den Ereignissen.
"Das kannste laut sagen.", stimmt ihr der Barkeeper flüsternd zu.
"Ähm, Max?", frage ich sie leise.
"Ja, was ist?"
"Ich hab gerade eben auf die Uhr geschaut. Ich müsste gleich zuhause sein..."
"Oh natürlich. Du bezahlst trotzdem?"
"Ja klar."
"Möchtet ihr schon bezahlen?", horcht der Barkeeper auf.
"Ja, ich bezahle für uns beide.", antworte ich.
"Okayyy, das macht dann $9."
Ich krame einen Zehn-Dollar-Schein aus meinem Geldbeutel und halte ihn ihm hin. Daraufhin möchte er mir das Wechselgeld geben, aber ich bin schon weg.
Wahrscheinlich steckt er es sich einfach ein. Würde mich wundern, wenn er mich zurück ruft.
Und ich behalte Recht. Er ruft mich nicht zurück.
Welch Überraschung..
Max und ich sind an unserer Liege angekommen und ich schwinge mir meinen Rucksack über die Schulter.
"Fährst du mich oder soll ich mit dem Bus fahren?", frage ich Max.
"Ich kann dich mitnehmen, mein Problem."

"Tschüss und danke fürs mitnehmen!", verabschiede ich mich von Max.
Sie nickt und fährt los. Ich drehe mich um und betrete mein Haus.
Okay, ich weiß, dass Ultron jetzt existiert, Vision aber noch nicht. Wie bemerke ich dann aber rechtzeitig, wenn Vision erschaffen wird?
In Gedanken versunken gehe ich hinunter in meine Werkstatt und lasse mich in meinen gemütlichen Drehstuhl fallen.
Könnte ich eine Kamera im Avenger Tower anbringen? Wahrscheinlich, aber warum die Mühe machen und nicht einfach das Überwachungssystem anzapfen?
Überwachungssystem des Avenger Towers anzapfen.
Sofort erscheint ein Grundriss des Towers in meinem Sichtfeld und ich wähle die gewünschte Kamera aus. Eine Live-Übertragung des Aufenthaltsraumes der Avenger ploppt auf.
Danach stelle ich noch ein, dass ich eine Benachrichtigung bekomme, wenn eine Person den Starks privaten Aufzug betritt.
Perfekt, jetzt heißt es warten.

Nach fast einem Tag in der Wohnung herumlungern bekomme ich endlich die heiß ersehnte Nachricht:

Eine Person hat den privaten Aufzug von Anthony Stark betreten.

S

ofort schalte ich auf die Live-Übertragung um und beobachte, wie Stark und Banner Vision erschaffen.

Ein paar Stunden und ein dramatischer Auftritt von Thor später schwebt Vision der großen Glasscheibe und betrachtet New York.
Okay, perfekt. Vision lebt und ich kann Ultron töten.
Ich konzentriere mich, um Ultron ausfindig zu machen. Für einen Außenstehenden sieht es wahrscheinlich so aus, als würde ich gerade meditieren, aber mein Geist reist durch die Ganze Welt des Internets. Dann, ein paar Augenblicke später, sehe ich ihn. Ultron ist wie ein Virus, der nach und nach Teile des Internets mitsamt ihren Endgeräten infiziert. Sein blauer Schimmer breitet sich unaufhaltsam aus.
Nein, nicht unaufhaltsam.
Ultron vernichten.
Plötzlich bricht alles zusammen. Das blaue Schimmern der Infizierung wird aus dem weißen Licht des Internets herausgerissen. Ich sammele jeden Splitter blau ein, presse es zu einem Ball zusammen und...
Jetzt wirst du niemandem mehr schaden können.
...vernichte es. Es sieht aus wie eine gigantische Explosion. Das Blau fliegt in jede Richtung hinweg und verschmilzt mit dem schneeweißen, klaren Weiß. Ultron ist vernichtet. Ich schalte auf die unterschiedlichen Nachrichten Kanäle, aber dort wird nur vom Üblichen erzählt.  Anscheinend hat niemand etwas davon mitbekommen und die Menschen leben ihre Leben nach wie vor weiter. Ganz normal.
Gut. Normal ist gut.
G

ähnend stehe ich von meinem Stuhl auf und strecke mich.
Ich könnte jetzt gut eine Portion Müsli vertragen.

Pauli - Ein Neues LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt