Kapitel 16

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Ich muss lachen.
"Ich...ich bin ein Gott!"
Der Collector nimmt den Behälter des Äthers heraus und gibt ihn mir in die Hand.
"Nur weil du ein Gott bist, heißt das noch lange nicht, dass du unsterblich bist. Pass gut auf dich auf."
Gut gelaunt nehme ich das Glasröhrchen entgegen.
"Kein Problem."
Ich drehe mich um und möchte einen theatralischen Abgang machen, aber der Collector ruft mich zurück.
"Vergiss deinen Anzug nicht!"
Ich bin kurz davor zu sagen, dass ein Gott keinen Anzug braucht, besinne ich mich aber eines besseren und drehe wieder um.
"Natürlich, den hätte ich beinahe vergessen."
Ich steige in den Anzug und das kühle Metall legt sich um meine Haut. Sofort wird mir bewusst, wie kalt es ohne den Anzug war. In dem kläglichen Versuch, meinen Abgang so gut wie möglich zu gestalten, gehe ich winkend rückwerts dem Eingang entgegen.
"Ciao und danke für die Hilfe!"
"Immer gerne."
Kurz bevor ich an den Türrahmen knalle drehe ich mich um und korrigiere meine Weg Richtung. Sobald ich die Lagerhalle verlassen habe, schließt sich die Tür.
Auf dem Weg zu meinem Flieger begleitet mich nur ein einziger Gedanke.
Ich bin ein Gott.
Doch bei dem Flieger angekommen hat sich die Euphorie über den Erfolg in Angst vor der Zukunft verwandelt.
Auch Thor ist ein Gott und hatte trotzdem keine Chance gegen Thanos. Und Thor ist dabei um die tausend Jahre alt, während ich gerade mal fast 14 bin.
Ich setze mich ins Cockpit und ein neuer Gedanke kommt mir.
Wohin soll es jetzt überhaupt gehen? Asgard oder Vormir? Oder auf die Erde?
Stechende Kopfschmerzen melden sich in meinen Schläfen und ich beschließe, erst einmal eine Nacht über das Ganze zu schlafen.
Wenn es überhaupt Nacht ist. Auf diesem Planeten kann ich das ja nicht genau sagen.

Ich werde von einem Hämmern gegen die Außenwand des Fliegers geweckt. Verwirrt stehe ich auf und muss leicht wanken.
Oh Scheiße, der Eisenmangel kickt mal wieder. Ich dachte dieses tolle Gott-Sein ändert dadran irgendwas.
Das Hämmern wird energischer und jetzt ertönen auch noch Rufe.
"Meine Güte chill mal."
Ich stolpere, immer noch leicht benommen, auf die Tür zu und öffne sie. Vor mir steht ein Mann in einer Art Anzug mit Helm. Der Anzug an sich ist in blau gehalten bis auf die schwarzen Schutzteile an Oberschenkeln, Oberkörper und Schultern. An seiner rechten Hand besitzt er eine seltsame Waffe. Es erinnert mich irgendwie an diese Schießdinger von "Mia and me". Sein Helm bedeckt den Ganzen Kopf und Großteile des Gesichts. Auf dem Oberkörper-Schutz sind drei große, gelbe Kreise zu sehen, welche so miteinander verbunden sind, dass sie wie ein auf dem Kopf stehendes Dreieck ohne Boden aussehen.
Was will der Keck denn jetzt von mir?
Diese Frage wird mir sofort beantwortet.
"Sie sind auf Befehl des Nova Corps wegen Besitz fragwürdiger Objekte vorübergehend festgenommen."
"Bitte was? Festgenommen?"
Doch da hat der Mann mir schon Handschellen angelegt und führt mich ab.
Rein theoretisch könnte ich all seine Waffen mit nur einem Gedanken lahmlegen aber..... so macht es mehr Spaß. Ich spiele mal die brave Gefangene.

Der Flug in dem seltsamen Raumschiff war eigentlich ganz gut verlaufen, abgesehen von der Tatsache, dass ich Handschellen trug, in einer kleinen Zelle eingesperrt war und die Wärter kein einziges Wort mit mir sprachen.
Jetzt werde ich von zwei anderen Nova Corps Typen über einen kleinen Landeplatz in eine andere Zelle gebracht.
Wo befinde ich mich gerade?
Eine Standortbeschreibung erscheint in meinem Sichtfeld.
Xandar. Interessant.
Die neue Zelle hat vorne eine Art verstärkte Glasscheibe von der die zwei Mitarbeiter irgendwelche Infos über mich ablesen. Der eine der beiden heißt, glaube ich, Rhomann Dey. Er tippt etwas auf der Scheibe herum und schaut seinen Kollegen dann verwirrt an. Sie wechseln ein paar Worte, welche ich aber aufgrund der schalldichten Zellenwand nicht verstehen kann, und dann geht der Kollege. Dey, der jetzt alleine übrig geblieben ist, drückt einen Knopf und eine Wand fährt wie ein Rolladen vor die Glasscheibe.
Wow, was jetzt?
Ich beginne den Raum, in dem ich mich befinde, ein wenig genauer zu inspizieren.
Die einzige Lichtquelle ist eine schwache Leuchtstoffröhre an der Decke, welche gelbes Licht verströmt. Ich gehe zu der heruntergefahrenen Wand und klopfe leicht mit meinen Fingerknöcheln dagegen. Statt eines hellen Klapperns, wie bei einem normalen Rolladen, ertönt ein dumpfes Klopfen.
Sehr stabil.
Die anderen Wände sind aus demselben Material geschaffen zu sein, wie die erste. Nur der Boden und die Decke sind aus einem Beton ähnlichen Material.
Wahrscheinlich wurden zuerst die Flure gebaut, dann die Trennwände der einzelnen Zellen.
Schritte reißen mich aus meinen Überlegungen und der Rolladen fährt wieder hoch. Dieses Mal steht Dey mit einer Frau vor der Glasscheibe. Sie trägt einen blauen Blazer mit passendem Rock und hohen Schuhen. Ihre Haare sind schneeweiß und zu einer komischen Welle frisiert.
Schönheitsstandards ändern sich anscheinend von Planet zu Planet.
Die beiden scheinen heftig zu diskutieren und der Mann wirft mir immer wieder besorgte Blicke zu. Schließlich sagt die Frau etwas mit entschlossener Miene und Dey nickt widerwillig. Er drückt einen Knopf auf der Glasscheibe und ich höre ein Klicken über mir. Zwei Luftschleusen haben sich geöffnet und lassen ein weißes Gas hereinströmen. Ich weiche nach hinten zurück, doch das Gas erreicht mich nach Sekunden auch dort. Es gelangt in meine Lungen und ich muss Husten. Plötzlich wird mir schwindelig und ich muss in die Knie gehen, um nicht der Lämge nach hinzufliegen. Mein Blick wandert zur Glasscheibe, von der aus Dey und die Frau mich beobachten. Ich kneife meine Augen zusammen.
Hält die Frau gerade das Äther-Röhrchen in der Hand?
Bevor ich genaueres erkennen kann, verschwimmt meine Sicht und ich kippe vorn über.
Hilfe.
Ein letzter Gedanke, bevor alles schwarz wird.

Pauli - Ein Neues LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt