Ein Abend am Baggersee

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Lina wurde bei unserer Ankunft direkt herzlich begrüßt und auch Maxi schien sich mittlerweile wieder etwas gefangen zu haben, denn er grinste munter vor sich hin. Alle waren von Anfang an gut gelaunt und die Sonne tat den Rest. Wir lagen am Wasser und lachte, erzählten Lina von unserer Reise und ließen dabei keine Details aus. Es dauerte genau eine halbe Stunde, bis Klette und Nerv nicht länger stillsitzen konnten und uns dazu aufforderten mit ihnen ins Wasser zu gehen. „Kommt schon! Noch ist es warm." Rief Klette und zog an Julis Arm. „Ist ja schon gut, wir kommen schon. Aber bitte hör auf an meinem Arm zu ziehen, wer weiß wie lange der das noch aushält." Grummelte Juli und zog sich sein T-Shirt über den Kopf. Ich schmunzelte, Klette und Nerv kamen einfach immer ans Ziel, keiner konnte ihnen standhalten. Nicht mal Maxi, denn der war ebenfalls schon auf dem Weg zum Wasser. Schwerfällig erhob ich mich und warf mein Kleid neben mich auf den Boden.

Vor vier Wochen hätte ich nicht im Traum daran gedacht einfach so mein Kleid auszuziehen und ins Wasser zu rennen. Wenn ich genau überlegte, wäre ich noch nicht mal auf die Idee gekommen ein Kleid anzuziehen. Zu hause hielt ich mich immer bedeckt, es war mir grundlegend unangenehm viel haut zu zeigen, das Schwimmen war immer eine Überwindung gewesen, doch jetzt? Jetzt hatte ich überhaupt kein Problem mehr damit. Ich hatte in diesem Sommer so viel gelernt, ich hatte gelernt mich selbst zu akzeptieren. Auch wenn ich vermutlich in meiner Heimat wieder in mein altes Muster zurückfallen würde, hier konnte ich sein wer ich wollte. Ich konnte einfach nur ich sein, Mia Lensing, 16 Jahre, leidenschaftliche Tänzerin und neuerdings auch Fußballspielerin. Manchmal etwas schüchtern, aber nach kurzer Zeit auch gerne mal vorlaut. Ich hab eine schwäche für sonnige Tage, aber auch der Geruch nachdem es frisch geregnet hat liebte ich irrsinnig. Meine Familie bedeutete mir unglaublich viel, doch meine Freunde, meine richtigen Freunde hier in Grünwald wollte ich nie wieder missen müssen. Dieser Sommer hatte mich veränderter ohne, dass ich es überhaupt mitbekommen hatte. Ich war mir in den Dingen die ich tat nun viel sicherer, generell hatte mein Selbstbewusstsein einen deutlichen Schub gemacht und so konnte ich jetzt mit Sicherheit sagen, so wie ich war, war ich perfekt.

„Wo bleibst du denn Mia?" Rief Nessi aus dem Wasser. Ich hatte mich nämlich noch keinen Zentimeter von der Stelle bewegt, „Ich komme!" Auch Lina hatte sich noch nicht ausgezogen, sie hatte mich anscheinend beobachtet, denn auf ihren Lippen hatte sich ein wissendes und zum Teil auch stolzes Grinsen gelegt. „Ich glaub, du hast es jetzt endlich kapiert." Ich konnte nicht anders als zu lächeln, „Ja, ich habs endlich begriffen." Meinte ich und hielt ihr auffordernd meine Hand entgegen. „Dann kann es ja jetzt los gehen." Lina erhob sich und zog sich langsam und elegant ihren Rock von der Hüfte, wenige Sekunden später folgte nicht weniger provokant ihr Top. „Du bist ein Monster." Lachte ich, denn ich war mir sicher, dass mittlerweile alle Augen auf uns gerichtet warn. „Ich weiß." Lina grinste und zog mich mit zum Ufer. Mittlerweile war das Wasser nicht mehr ganz so kalt, die Sonne hatte es in den letzten Tagen deutlich erhitzt und somit war es jetzt viel angenehmer zum Baden. Selbstverständlich entfachte bereits nach wenigen Augenblicken eine riesige Wasserschlacht vor der sich niemand retten konnte. Es wurde gekreischt, gelacht und mit Wasser gespritzt, bis wir alle erschöpft auf unsere Handtücher fielen. „Los Lina." Sagte Raban plötzlich, „Jetzt erzähl uns doch mal was du in den Ferien so gemacht hast." Sie runzelte die Stirn und blickte sich ein mal um, bis ihr Blick an Maxi hängen blieb. „Naja," begann sie, „Ich war relativ viel unterwegs, als in der Umgebung, Urlaub war leider nicht drin, aber dafür viele Feiern." Sie widmete sich mir zu, „Du weißt ja wie das so ist." Ich grinste wissend und nickte. „Wieso?" Fragte Maxi interessiert, „Wie ist das denn so?" „Viele Menschen, viel Alkohol, laute Musik, schreckliche Tanzeinlagen und ständig verschwinden irgendwelche Leute miteinander, die sich noch nie zuvor gesehen haben." Markus Mund stand sperrangelweit offen. „Und da bist du sonst auch immer dabei?" Fragte er schockiert an mich gerichtet. Unschuldig zuckte ich mit meinen Schultern, „Eigentlich ist es immer ganz lustig." Wenn möglich wurden seine Augen noch größer, „Das ist doch nicht dein Ernst." „Doch, mein voller Ernst." Ich grinste schief und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, „Keine Angst, ich bin die Unschuld in Person." Lina lachte laut auf und auch ich konnte es mir nicht verkneifen. Die Blicke der Kerle und besonders Markus Blick waren einfach zu gut. Markus Griff um meine Taille verfestigte sich besitzergreifend. „Kein Grund eifersüchtig zu werden." Meinte Lina und brach erneut in schallendes Gelächter aus und nun stiegen auch die Anderen mit ein. Nur Markus schien etwas beleidigt, „Ach Markus, vergiss nicht, dass wir uns erst vor vier Wochen kennengelernt haben. Ich hatte auch vor dir schon ein Leben, das soll allerdings nicht heißen, dass du dir auch nur ansatzweise Sorgen machen musst. Ich lieb dich, nur dich und das wird sich auch nicht so schnell ändern." Ich lächelte ihn sanft an und fuhr mit meiner Hand durch seine Haare. „Ach Mia, hab ich dir schon erzählt, dass Sophie was mit Nick hatte?" Mein Lächeln gefror augenblicklich, „Wie bitte?"fragte ich, „Ja wirklich, auf Mellis Geburtstag." „Schitte, wie viel haben die denn bitte getrunken, dass so etwas passieren konnte?" Die Kerle verfolgten unsere Unterhaltung aufmerksam. „Anscheinend nicht genug, denn als sich Sophie am nächsten tag daran erinnert hat, wäre sie am liebsten im Boden versunken." „Das glaub ich dir aufs Wort. Och man, wieso bekomme ich so etwas bei live mit? Ich hätte zu gerne ihr Gesicht gesehen." Nick war so ein möchtegern Match, seine ganze Art war einfach nur künstlich. Er hatte unglaublich viel Geld und das zeigte er auch regelmäßig, er wusste nie wann es Zeit war seine Klappe zu halten und in der Schule war er einfach nur eine Niete. Generell war er, wenn man so darüber nachdachte, ein ziemliches Ekelpacket. Und es sollte schon was heißen, wenn ich ihn so bezeichnete, denn ich hasste es eigentlich so schlecht über jemanden urteilen zu müssen. Ich war bis jetzt noch nie wirklich mit ihm aneinander geraten und darüber war ich ziemlich froh, denn er drückte sich nicht sonderlich gewählt aus und warf häufig mit Beleidigungen um sich. Ich sprach zwar manchmal mit ihm, aber auch nur wenn es einen triftigen Grund dafür gab. Wie sagte meine Mutter noch immer? Wenn du jemanden nicht magst, lächle freundlich und denk dir den Rest. Dieser Appell war schon lange einer meiner Leitsprüche, denn ich war der Überzeugung, das wenn sich alle daran halten würden die Welt ein besserer Ort wäre. Nur weil ich jemanden nicht mag, muss ich es ihm ja nicht unter die Nase reiben oder ihn gar schlecht reden. „Und Felix?" Fragte ich, „Hat er endlich mal ein Mädchen abbekommen?" Lina wank ab, „Was denkst du denn?" Antwortete sie, „Der wird es nie hinbekommen, dabei kann er ja eigentlich nicht mal was dafür." „Wer ist Felix?" Fragte Klette neugierig. „Er ist ein enger Freund von uns, genuagenommen Linas bester Freund." Maxi hob interessiert eine Augenbaue. „Ja, aber genau da liegt das Problem, er ist halt immer nur ein Kumpel, von allen." „Das Problem kenn ich." Warf Juli grinsend bei und brachte uns somit zum schmunzeln. Das Gesprächsthema war hiermit abgeschlossen und wir widmeten uns wieder anderen Dingen zu.

Irgendwann machte sich die Müdigkeit in mir bemerkbar, ich lehnte meinen Rücken gegen Markus Brust und lauschte dem Gespräch der Anderen. „Ich dachte ja immer du wärst unschuldig." Hauchte mir Markus plötzlich ins Ohr und bescherte mir damit eine Gänsehaut. Ich drehte mein Gesicht so, das ich ihm in die Augen blicken konnte. „Ich dachte, dass hatten wir bereits geklärt, ich bin weder unschuldig, noch langweilig." Markus grinste, „Zum Glück, dann ist es nämlich viel aufregender." „Soll das etwa heißen, dass du mich nicht lieben würdest, wenn ich schüchtern wäre?" Fragte ich. „Ja," antwortete er kurzerhand und ich setzte schon zu Protest an, doch er fuhr fort. „Denn wenn du schüchtern wärst, wärst du nicht du und ich will nur dich. Mit allen Ecken und Kanten." „Ok, das war wirklich süß." Sein Blick wurde weich und er strich mir mal wieder eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich weiß." Grinsend verdrehte ich meine Augen, „Und das war mal wieder arrogant." Markus lachte leise und legte dann seine Lippen auf meine. Wir bekamen nicht mit, dass Klette mal wieder ihren Fotoapparat gezückt hatte und diesen Moment auf einem Bild festhielt, wir waren viel zu sehr auf uns fixiert.

Der Abend hielt nicht mehr lange an, wir alle waren furchtbar müde. Und so machten Markus, Lina und ich uns nach kurzer Zeit auf den Heimweg. „Morgen wird's ernst." Meinte Markus, er hatte jeweils einen Arm um meine und Linas Schulter gelegt, „Morgen ist dein Date mit Maxi." Lina stöhnte genervt auf, „Danke für die Erinnerung, aber das wusste ich auch schon vorher. Außerdem bin ich mir nicht mal sicher, ob das ein richtiges Date ist." „Das ist es, glaub mir." Lachte ich. „Das stimmt." Bekräftigte Markus und brachte Lina damit zum Schweigen. Ich wusste nicht was sie beschäftigte oder warum sie sich so unsicher war. Aber ich wusste, das weiter Fragen oder Sticheleien bei ihr nichts bringen würde, sie würde von alleine mit mir sprechen wenn sie dazu bereit war.

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Hallöchen,

hier bin ich tatsächlich nochmal. Im nächsten Kapitel wird es dann ernst. Das Date von Maxi und Lina steht bevor, habt ihr irgendwelche Vermutungen wo es hinführen wird?

Ich wünsche euch noch einen schönen restlichen Abend.

Liebe Grüße

Lea

SummerloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt