Kapitel 4 - Ein Deal - Naomi

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*20.02.2003*

Als ich meine Augen aufschlug, erblickte ich erst nur Weiss. Überall um mich herum war alles schneeweiss. Ein helles Licht blendete mich unangenehm, aber ich schien auf einem kuscheligen Bett zu liegen. Da meine Augen noch nicht einsatzbereit zu sein schiene, schlug ich diese wieder zu und konzentrierte ich mich auf andere Wahrnehmungen,  die mein Bewusstsein erreichten. Um mich herum roch es angenehm sauber nach Putzmitteln, ich hörte das leise ticken einer Uhr die, wie ich vermutete, an der Wand links von mir hängen musste. Auf meiner Zunge schmeckte ich noch immer Reste von Vodka, die noch vom Vortag stammen mussten und an meinem Körper spürte ich nicht mehr die juckende Reizwäsche, sondern eine weiche Hose und ein Shirt, wahrscheinlich aus Baumwolle. Von gestern Abend sind nur Erinnerungsfetzen in meinem Gedächtnis zurückgeblieben. "Ist auch besser so..." Schleicht sich ein Gedanken in mein unbrauchbares Gehirn. Plötzlich überkommt mich Panik, denn mir ist gerade eingefallen, dass die Uhr in meiner Wohnung stehen geblieben ist, und das Ticken deshalb nicht von ihr stammen kann... "Daheim kann ich also nicht sein..." "WO BIN ICH!!!" Schrie mein aufgeschrecktes Bewusstsein. Nach ein paar tiefen Atemzügen habe ich mich etwas beruhigt. Meine Sicht klärte sich, nach einem wiederholten Versuch sehen zu könne, gelang mir das auch. Ich erkannte einen hellen Raum mit mehreren Zimmerpflanzen, einem Sofa an der mir gegenüberliegenden Wand, einem Sessel, einem Schrank und einem Schreibtisch mit Stuhl. Mir fielen die grau gestrichenen Wände und der Boden aus dunklem Stein auf. Helle und farblich ansprechende, pastellfarbene Akzente sowie das Holz des Schreibtischs, heiterten diese seriöse Farbkombination auf und liessen sie gemütlich und warm erscheinen. "Wunderschön!" War mein erster Gedanke. Wer auch immer dieses Zimmer eingerichtet haben muss, hat wahrlich Geschmack. Als ich die Tür, die an der von mir aus rechten Seite des Zimmers liegt,öffnete, stieg mir der Geruch nach leckerem Essen in die Nase. Die Luft riecht nach frischem Gebäck oder ähnlichem. "Herrlich!" Erst jetzt fiel mir auf, dass ich seit gestern Mittag nichts mehr gegessen habe, und mein Magen fing an zu knurren. Mit dem Rücken zu mir, stand ein junger Mann hinter einer Herdplatte und warf einen Pfannkuchen mit der Pfanne auf. Gekonnt fing er diesen wieder auf und erblickt mich. "Guten Morgen!" Ruft er mir zu. Von all den neuen Sinneseindrücken erst mal überfordert, brachte ich kein Wort heraus. "Schon gut, du bist von all dem sicher etwas durch den Wind. Keine Angst! Ich habe dir, weil ich nicht wusste was du magst, Pfannkuchen gemacht." Fügte er lächelnd hinzu. Ich habe mich etwas gefasst und spucke in knappes "Danke" aus. Als er mir mit einer Geste signalisierte, mich zu setzen tat ich dies, dankbar für die Unterbrechung meiner wirren Gedanken. "Hallo! Ich bin Hiroshi! Da du etwas viel Alkohol und anderes hattest, weiss ich nicht woran du dich noch erinnern kannst... Nachdem du gestern mit mir geredet hats, bist du eingeschlafen. Am Nächsten Morgen bist du dann nich mehr erwacht. Ich hab' dich ins Krankenhaus gebracht. Dort haben sie dich dann gewaschen und haben dir eines ihrer Krankenhaus- Pyjamas angezogen. Dann habe ich dich mit zu mir nach Hause genommen. Du sollst dich, wegen der hohen Dosis an MDMA und THC, welche Nebenwirkungen hatte, ausruhen, meinte die Schwester..." Meinte er etwas besorgt.

Autor- chan: Da euch nun sicher die Musik ausgegangen sein muss, habe ich euch einen neuen Vorschlag bereitgemacht!

Er legte mir gleich zwei Pfannkuchen aufs Mal auf den Teller und bot mir Ahorn-Sirup, Nuss Nougat aufstrich, Schlagsahne, Beeren und Puderzucker an. Ich entschied mich für Beeren mit Ahorn-Sirup und Schlagsahne, weil diese Zutaten teuer sind und ich sie mir deshalb nur sehr selten leisten konnte. Diese Pfannkuchen! So luftig und leicht, schon nur die Textur war himmlisch! Sie zergingen einem auf der Zunge. Die Toppings ergänzten den dezenten Geschmack der Pfannkuchen mit fruchtig- süssen Noten. Während ich meine Augen schloss und im siebten Pfannkuchen-Himmel schwebte, erklang, mir gegenüber, ein kichern. Als ich meine Augen öffnete, war der junge Mann zu sehen. Seine Wangen waren rosig und sein Strahlen überflutete mich. Ich konnte nicht anders als mich pudelwohl zu fühlen. Wir kamen etwas ins Gespräch. Ich erzählte ihm, wer ich war und was mir am Leben gefällt, und er erzählte mir etwas von seinem Leben. Er arbeitete in einem Restaurant und war Chefkoch. Plötzlich wurde er ernst und meinte:" Ich danke dir von ganzem Herzen, Naomi. Da ich gestern dieses Gespräch mit dir führen konnte, auch wenn du dich nicht daran erinnern kannst, geht es mir schon viel besser. Diese Nacht war die Erste, welche ich ruhig und ohne Alpträume, durchschlafen konnte. Du schienst mir schon da, und jetzt noch mehr, wie eine verwandte Seele. Tut mir leid, wenn es kindlich und verrückt klingt, aber ich will dir ein Angebot machen. Willst du, damit du diese Arbeit nicht mehr verrichten musst, bei mir wohnen, und dafür drei Mal die Woche auf meine kleine Schwester, Makoto, aufpassen? Sie wohnt auch mit mir, aber ich habe sie schon zur Schule gebracht. Wir haben noch zwei Zimmer frei, also ist reichlich Platz vorhanden." "Ich danke Dir sehr für Dein grosszügiges Angebot, Hiroshi, aber ich bezweifle, dass dies ein fairer Handel ist. Ich willige ein, wenn ich Dir eine Miete bezahlen darf. Da fällt mir auch noch ein, da es schon neun Uhr morgens ist, dass mein Sohn wahrscheinlich im Kindergarten vermisst wird. Ich werde ihn kurz abmelden und meine Nachbarin fragen, ob sie eine Weile auf ihn aufpassen könnte. Ich melde mich auch gleich bei der Arbeit krank.", meine ich und greife, entschuldigend blickend, nach meinem Smartphone, das ich auf dem Nachttisch gefunden habe. Als ich die Anrufe getätigt hatte, und diese Probleme gelöst habe, ergreift Hiroshi das Wort und meinte froh über meine Zusage:" Super! Der Deal steht! Lass uns deinen Sohn holen und eure Sachen. Beim Mietvertrag und weiterem kann ich Dir ja nun helfen." Wir assen unser Frühstück zu ende und ich dankte ihm herzlich für seinen Service, dann war Zeit für etwas Zahnpflege und schon machten wir uns auf den Weg zu Tadaomi.

Mein Fels in der BrandungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt