*01.03.2003*
Hiroshi und ich verliessen die Wohnung. Wir gingen hinunter in die Garage und stiegen in sein Auto. Die Fahrt zu den Einkaufsstrassen dauerte kaum fünf Minuten. Hiroshi parkte sein Auto und besorgte ein Ticket beim Parkautomaten. Wir suchten teure Geschäfte auf, von welchen ich bisher erst gehört hatte, oder die ich erst von aussen gesehen hatte. Die ganze Palette: Louis Vuitton, Gucci, Chanel, Hermes und noch viele weitere. Auch eine Rolex bekam ich. Die meisten Kleidungsstücke waren entweder in braun, schwarz, creme- oder sandfarbe, weiss, dunklen blau- oder Rottönen gehalten. Wir hatten aber auch farbenfrohe Kleidung besorgt und Cocktail- Kleider um gemeinsam in teuren Clubs ausgehen zu können. Schuhe und andere Accessoires hatten wir ebenfalls besorgt. Die meisten hatten Absätze und waren chic, aber einige waren auch einfach Sneakers von einer teuren Marke. In die Unterwäsche Abteilung ging ich allein. Ich besorgte ein paar luxuriöse BHs und Pantys, sowie Bikinis oder Negligés. Auch meine Socken waren nun von einer dieser teuren Marken, nur besorgte ich nun mehrheitlich diese feinen Socken, die Nylon- Strumpfhosen glichen. Sobald Hiroshi und ich alles, was eine exklusive Garderobe benötigt, besorgt hatten, machten wir uns auf den Heimweg. Ich suchte mir ein Kleid aus, das diesen neuen Stil gut repräsentierte und brachte mit ihm gemeinsam den Rest nach Hause. Hiroshi brachte mich in ein Solarium, ein Nagelstudio und ein Kosmetikstudio, wo meine Haut gehegt und gepflegt wurde. Und auch zu einem Optiker fuhren wir um Farblinsen zu besorgen. Von nun an hatte ich, dank den Farblinsen, rehbraune Augen. Zu letzt fuhren wir zu einem berühmten Friseur, der mir einen, zu den Spitzen hin, immer stärker braun werdenden, Bob- Schnitt verpasste. Ich hatte mich komplett gewandelt. Ich war nun eine Brünette mit braunen Augen und gebräunter Haut, die teure Kleidung und Accessoires wie eine Handtasche, eine Sonnenbrille und teuren Schmuck trug. Nur meine Art behielt ich mehrheitlich bei. Eine aufgesetzte Note von Überheblichkeit, die ich mich aufzusetzen zwang, um die Fassade zu wahren, versetzte mir, wann immer ich sie zur Geltung kommen liess, einen Stich ins Herz. Diese setze ich jedoch, weil ich diese Gesten des sich selbst über andere stellen verachtete, nur ein, wenn jemand gefährlich neugierig, aufsässig oder unfreundlich war. Ich gab mir grosse Mühe die Person, die ich zu sein vorgab, glaubwürdig zu spielen. Die Leute kauften mir dies auch ab. Für sie war ich die Freundin eines berühmten Chefkochs, die reich war und es sich gutgehen liess. Als wir mit dem Umstyling fertig waren, brachte mich Hiroshi zu Bernadettes Kaffee. Er ging anschliessend ins Restaurant arbeiten. Im Kaffee angekommen, entfernte ich die Farblinsen für eine Weile und legte die teure Kleidung beiseite. Ich hüllte mich in Dienstkleidung, wie es sich für eine Kellnerin gehörte, und begann mit der Arbeit. Bernadette war über mein neues Aussehen entzückt und meinte, es freue sie zu sehen, dass auch ich mir mal was leisten würde. Nach der Arbeit schmiss ich mich wieder in Schalt, zog die Farblinsen wieder an, besserte mein Make- up etwas aus und ging nach Hause.
/neue Musik/
Ich bereitete wie immer Dorayaki für Makoto und Tadaomi vor. Das Scenario als sie nach Hause kamen war wirklich eine Augenweide! Tadomis Reaktion war Gold wert! Als er mit Makoto an der Tür klingelte und ich sie öffnete, er mich aber noch nicht sehen konnte, setze er zum Sprechen an und meinte: "Ma- wooow! Was ist denn mit dir passiert! du siehst ja total anders aus als heute Morgen! Aber du bist immer noch wunderschön! Auch wenn ich die alte Mutti besser mochte." Und machte ein leicht betrübtes Gesicht. Ich musste lachen und nahm ihn in die Arme. Makoto stand noch immer einfach verdutzt da. Mit heruntergefallener Kinnlade... Makoto meinte, die hätte mich auf der Strasse nicht wiedererkannt. "So ist's gut." Dachte ich bloss. Auch wenn mich die Geste, meine Vergangenheit einfach zurückzulassen und von meinem jetzigen ich für die Aussenwelt nicht mehr sichtbar zu machen, etwas traurig stimmte, hatte sie viel Gutes an sich. Und würde wohl eine gute Wirkung haben. Leute wie Zero oder Blue J würden mich nicht als Naomi erkennen und mich dem entsprechend in Ruhe lassen. Auch war meine Vergangenheit keine schöne oder wünschenswerte. Sie war von dunklen Orten, Freiern, Drogen, Unglück, Tränen und Schmerz geprägt. Von schlimmen Gedanken, Verpflichtungen und Erpressung verunstaltet und verschandelt. Damit war jetzt schluss. Auch trug ich jetzt in meiner Handtasche immer Pfefferspray griffbereit, um mich gegen gewalttätige Kleinkriminelle verteidigen zu können.
Ein Wendepunkt in meinem Leben war gekommen! Ich hatte tolle Menschen um mich geschart, meinem Sohn wurde eine gute Zukunft ermöglicht, ich hatte ein weiteres Kind in meine Obhut genommen, und es in so kurzer Zeit in mein Herz schliessen können. Ich war die Arbeit auf dem Strich los, hatte eine schöne Unterkunft und ein gutes, gar luxuriöses, Leben, selbst wenn ich all dies nur Jemandem zu verdanken hatte und es mir nicht selbst hatte verdienen können. Hiroshi hat mir zu all dem verholfen. Wie so üblich dankte ich ihm in meinen Gedanken.
Ich servierte den Beiden ihre Dorayaki und liess sie eine Folge Naruto schauen, während ich meinen Gedanken nachging. Als die Folge zu Ende war, begleitete ich sie zum Spielplatz, der ein paar Strassen weiter war. Makoto und Tadaomi spielten, vollkommen davon überzeugt, in Konoha Gakure zu sein, Ninjas. Sie erledigten eine Mission in der sie eine Katze aus einem Brunnen retteten. Während die beiden friedlich ein paar Meter neben mir spielten, erblickte ich bei der nächsten Baumgruppe ein Rotkelchen, dessen Flügel verletzt war. Es konnte nicht fliegen. Nun schlich hinter dem Zaun des nächst gelegenen Gartens aber schon eine Katze heran. Der Katze erschien das Rotkelchen wohl wie ein amuse Bouche auf dem Silbertablett serviert. Ihr triefte der Speichel schon aus dem Maul. Kurz gesagt es gab für das geschwächte Rotkelchen keine Chance auf ein Entkommen mehr. Das verletzte Rotkelchen in seiner Misslichen Lage erinnerte mich an mich selbst. Vor all zu kurzer Zeit war ich noch ein geschwächtes Beutetier gewesen. Und die Rolle der Katze hatten Leute wie Blue J oder Zero übernommen. Auch der Staat mit seiner mickrigen Unterstützung war nicht unschuldig gewesen. Er war der Bruch im Flügel des Rotkehlchens. Stärkere beuten Schwächere aus. Das war mir schon lange klar geworden. Raubtiere fressen schwächere Beutetiere. Ich stand auf und ging näher an das Rotkehlchen heran. Die Katze schaute mich erst zweifelnd an. Dann verschwand sie, als ich in meine Hände klatschte. Ich ging noch die letzten Schritte zum Rotkehlchen hin und nahm es vorsichtig in meine Hände. Es piepte aus Protest und versuchte schwach sich aus meinen Händen zu befreien. Als es aber erkannte, dass es kein Entkommen mehr gab, hörten die Fluchtversuche auf. Ich ging zu den Kindern und erzählte ihnen das soeben geschehene. Sie waren plötzlich ganz. aufgeregt und waren gewollt mit mir nach Hause zu kommen. Anders als sonst, denn üblicherweise ist es eine riesige Anstrengung, die Kleinen wieder nach Hause zu bugsieren. Zuhause angekommen trug ich Makoto auf die Schlüssel in meiner Tasche zu suchen. Als die Schlüssel gefunden waren und die Haustüre offen stand, trug ich das zierliche Vögelchen in die Wohnung. Ich schickte die Kleinen in den Keller, den grössten Umzugskarten den sie in unserem Keller finden konnten mit nach zu oben bringen. Diese aufgabe meisterten sie mit Bravour, denn ein etwa 75 cm hoher, 100 cm breiter und 80 cm tiefer Karton stand nun zur Verfügung. Ich liess sie mit einer Aale viele Löcher in alle Wände und den Deckel Stechen und sowie den Bonsai mit den meisten abstehenden Ästen in den Karton stellen. Eine Untertasse mit reichlich Vogelfutter, sowie ein flaches Schälchen mit Wasser, gehörte auch in die Schachtel. Dann verfrachtete ich den kleinen Vogel behutsam in sein provisorisches Lager. Die Kleinen kamen mit mir mit, um in der Zoohandlung um die Ecke einen richtigen Vogelkäfig zu besorgen. Als ich mich für einunentschieden hatte, den ich aus meinem selbst erbeuteten Geld, richtig verstanden, nicht Tadaomis Geld, finanzieren konnte, kaufte ich diesen, sowie noch ein paar weitere erforderliche Sachen wie einen richtigen Futter- und Wassernapf et cetera. Die Kinder und ich schleppten also all den Vogel- kram in die Wohnung zurück. Wir bauten den Käfig zusammen, wuschen und füllten Futter- und Wassernapf und richteten alles so her, dass der Vogel darin leben konnte. Ich nahm mich des Vogels Flügel behutsam an und richtet ihn so, wie es meine Internetrecherche ergab. Mit verbundenem Flügel verfrachtete ich das Federknäuel in seinen Käfig, wo es nun die nächste Zeit verbringen würde, damit der Flügel heilen konnte. Die Kinder und ich benannten den Vogel. Nun hiess er Mochi. Wie eine Süssigkeit. Die Freude über diese Rettungsaktion unseres neuen Mitbewohners war gross. Ich bereitete das Abendessen vor und wartete mit den Kindern darauf, dass Hiroshi nach Hause kam.
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Mein Fels in der Brandung
General FictionWie kam ich aus dieser Hölle? Mit viel Glück und einem Bisschen Verstand, welches nicht einmal meines war. Lass uns gemeinsam in die Vergangenheit reisen und dieses wundervolle Geschehen nochmals durchleben, wer mich gerettet hat wieder erwecken und...