Kapitel 12- Der Umgang mit einander nach intimen Erfahrungen- Naomi

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03.03.2003

Ich erwachte, ein schweres Gewicht auf meinen Brustkorb drückend, in einem Raum mit stickiger Luft. In der dicken Luft lag der Geruch von Schweiss und Parfüm. Als meine Sinne auch langsam erwacht waren, und mir die gestrigen Ereignisse durch den Kopf schossen, konnte ich mir wohl zusammenreimen, was gerade um mich herum los war. Ich ertappte mich dabei, wie ich Hiroshis flauschiges Haar kraulte, ohne dass ich dies bewusst getan hätte. Ich musste leicht schmunzeln, denn der Engel, der selig auf mir schlief, musste gestern meine subtile Provokation gespürt haben. Bevor ich diese Gefühlswelt mit ihm geteilt hatte, war mir nicht klar gewesen, wie sehr ich mich danach gesehnt hatte. Ja, das was Hiroshi das Goldene Licht nannte, gehörte zu den intimsten und schönsten Erfahrungen, welche ich mir anderen teilte. Doch ich war sehr glücklich darüber, dass es zwischen uns so gekommen war. Ich griff nach meinem Smartphone, das in meiner Tasche lag, und schaute auf die Uhr. Als mir klar wurde, dass wir Makoto und Tadaomi in einer halben Stunde bei Lucie abgeholt haben müssten, durchfuhr mich eine Schockwelle. Ich sprang auf, sah in Hiroshis verwirrtes Gesicht, denn dieser war nun auch erwacht, und sagte nur: „Die Kinder. Es ist bald 08:00 Uhr!" Binnen Momenten, setzte auch bei ihm der Zustand des verstanden Habens ein, und wir stürzten uns, so gut es in einem Auto nun eben ging, un unsere Kleidung vom Vortag. Wir schnappten uns unsere Habseligkeiten und rannten in unser Wohnhaus, neben dem das Auto geparkt war. Sobald wir die Wohnungstür durchschritten hatten, liessen wir alles fallen, stürmten ins Badezimmer, und warfen uns unter die Dusche. Wir scheinen nun Beide im "Ultrastress"- Modus zu sein. Fünfzehn Minuten später, sassen wir in Hiroshis Auto, und waren auf dem Weg zu Lucie. Als sie uns mit zerzausten, von der Dusche noch immer nassen, Haaren, dem gestressten Gesichtsausdruck, und den Schweisstropfen an den Schläfen, sah, brach sie in ein schon fast unheimliches Kichern aus und meinte mit ihrem spitzbübischen Grinsen: „Dornröschen hatte heute Morgen wohl noch etwas anderes vor..." Hiroshi und ich sahen uns ein paar Sekunden ratlos in die verdutzen Gesichter, aber sobald wir begriffen, liefen wir, fast synchron, rot wie ein Paar Tomaten an. „Du irrst dich.", krochen die Worte, eine halbe Ewigkeit später, aus meinem in solchen Situationen nutzlosen Mundwerk. Lucie meinte nur, sie irre sich nie, und bedeutete mit einer Geste in ihre Wohnung einzutreten. Als uns die beiden kleinen sahen, rannten sie, mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht auf uns zu. Oder eher auf mich... Sie schmissen sich um meinen Hals und erzählten mir, tränen überströmt, wie sehr sie mich doch vermisst hätten. Hiroshi stand, ohne dass er beachtet worden wäre, beleidigt neben mir. „Und was ist mit mir? Habt ihr mich nicht vermisst?", sagte er mit gespielt trauriger Miene. Die kleinen schauten sich, verschmitzt lächelnd, in die Gesichter, und meinten dann gleichzeitig, die Arme verschränkt: „Nein, dich haben wir nicht vermisst."  Sie und Hiroshi brachen in schallendes Gelächter aus und fielen einander doch noch in die Arme. Wieder in der Wohnung erzählten uns die Kleinen, während wir sie für die Schule fertig machten, wie toll Tante Lucie doch war! Sie habe mit ihnen buntes Popcorn gemacht, dazu jedem eine 400ml Eispackung in den Arm gedrückt, und mit ihnen einen spannenden Film über Spinnentiere geschaut! Solche Aktionen sind höchst typisch für Lucie, müsst ihr wissen. Sie ist ein sweet tooth höchsten Grades, und ihre Naschattacken sind mindestens so wild und unkontrollierbar wie ihr Hang zu exzessivem Dokumentarfilmkonsum... Aber sie war wirklich lustig und ein sehr ehrlicher, liebevoller Mensch. Und da die Kinder es bei ihre sehr genossen haben, und sie meinte, so etwas lasse sich gerne wiederholen, wird es in Zukunft für Hiroshi und mich wohl auch noch weitere Male Ausgang geben. Wieder zu Hause machten Hiroshi und ich, als eingespieltes Team die Kinder für die Schule fertig. Ihr Mittagessen übernahm ich, während er sicherstellte, dass alle Hefte im Rucksack waren, das Schreibzeug komplett war und die Kinder so angezogen waren, dass sie weder verschmachten, noch erfrieren mussten. Auch ihre Zähne mussten geputzt sein und so weiter und sofort. Eine halbe Stunde später hatten wir, mit vereinten Kräften, die Beiden vor die Wohnungstür bugsiert, und ihnen eingeschärft, sie sollten sich jetzt auf den Weg in die Schule machen. Erschöpft und schwer atmend sanken wir synchron an der Innenseite der Tür hinab, nur um in schallendes Gelächter auszubrechen. Schweigend, doch mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht, brachte Hiroshi es fertig sich zu erheben. Er blickte mir, mit vor Humor funkelnden Augen, ins Gesicht, um mir seine Hand zu reichen.  Grinsend ergriff ich diese und liess mich in den aufrechten Stand ziehen. Etwas zögerlich hob ich meine Rechte in die Höhe, und präsentierte ihm ein High- five. Hiroshi schlug, wie ein Honigkuchen- Pferd grinsend, ein, um dann: „Und tatsächlich, das Team Naroshi hat es in die nächste Runde geschafft! Herzlichen Glückwunsch!", mit seiner Sport- Reporter- Stimme zu rufen.
Eine Stunde später fand ich mich in Bernadettes Kaffee wieder, wo ich, wie , die Bestellungen entgegennahm, um diese so bald wie möglich zu servieren. Nach vier Stunden meiner typischen Arbeit kam Melissa zu mir und meinte, Bernadette wolle mich allein sprechen. So etwas war schon relativ lange nicht mehr vorgekommen. Wie hatte ich mich nur in Schwierigkeiten bringen können? Hoffentlich liesse sich dies ohne Konsequenzen richten! Etwas nervös kam ich also vor Bernadettes Büro an und klopfte drei Mal. Zwei Sekunden später hörte ich ein klares: »Herrein!». Ich öffnete die Tür, in Erwartung eine wütende Bernadette zu erspähen, doch ich hatte mich wohl geirrt, denn die besagte Frau schaute mich, gut gelaunt und lächelnd, an. Wider meiner Erwartungen, winkte sie mich im ihr Büro, und meinte: „ Naomi, langweilst du dich denn nicht schon längst? So wie du bei der Arbeit guckst, hätte ich gedacht, du könntest locker noch eine Ganze Menge mehr leisten, oder kompliziertere Aufgaben vertragen, nicht?" „ ÄÄÄÄÄhm... Naja, ich weiss nicht wirklich..." , meinte ich, noch immer etwas verwirrt. Aber eigentlich klang es doch gut, komplexere Aufgaben zu übernehmen. Ich könnte andere Arten von Arbeit verrichten, zum Beispiel ein Abteil des Cafés zu managen! Oder gar Bernadettes Sekretärin werden! Ok, das war nun doch ein wenig zu hoch gegriffen... Ich sollte vielleicht einfach zustimmen und mich überraschen lassen. „ Ich dachte, du könntest, da uns jetzt Louisa verlässt, ihre Aufgabe als Managerin der Arbeitsschichten übernehmen!" Nach dem üblichen grübeln, stimmte ich, ein paar Minuten später, zu. „Das klingt, wenn ich ehrlich sein darf, wirklich sehr verlockend! Wie wäre es, wenn ich mich ein wenig mit Louisa unterhalte und ihr beim Arbeiten über die Schulter schaue?" Bernadette und ich einigten uns darauf, dass ich, jeweils nach meiner Schicht, mich für die nächsten drei Wochen bei Louisa umschauen dürfe.
Ich stehe hinter Louisas Schreibtisch und schaue ihr zu, wie sie die Schichten organisiert. Sie beobachtet die Arbeitszeiten in den letzten Jahren an, und schiebt die Schichten und die ausführenden Personen auf dem Computerbildschirm immer wieder umher, bis alles möglichst perfekt ist. Dann erklärt sie mir die weiteren Vorgehensweisen. Ihr Job ist wirklich spannend, denn man muss die Arbeitskräfte der zu erledigenden Arbeit zuteilen. Dazu kommt noch der Faktor Nachfrage... Dies ist nicht immer perfekt möglich, denn Arbeitskräfte kündigen, werden pensioniert, oder kommen hinzu. Im Fall von eher viel Arbeitskraft können die Löhne nicht zu hoch werden, weil sonst das Caffe rückwärts macht. Deshalb muss die zuständige Person die Stunden so verteilen, dass die Arbeitenden nur so viel leisten, wie Bernadette auszahlen kann, und sie noch immer das Gefühl haben, dass der Lohn vernünftig ist. Diese Anpassungen lassen sich auch an anderes Stellen des Prozesses Arbeit geben, Arbeit nehmen, Lohn auszahlen, vornehmen, doch bisher war es die Beste Lösung, dies beim Verteilen der Arbeit anzupassen.
Eine Stunde später war ich wieder zu Hause. Ich schmiss mich auf mein Bett, weil Hiroshi und die Kinder noch nicht da waren. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich in letzter Zeit gar nicht viel Möglichkeit hatte meine inneren Spannungen auf diese Weise abzubauen. Meine Hand glitt langsam zwischen meine Schenkel. Meine Gedanken schweifen ab, zurück in das Auto des Chauffeurs, mit Hiroshi und seiner nackten Haut mit den bunten Farben. Zehn Minuten später schüttelte sich mein Körper unter elektrischen Stössen, die durch meinen Körper gepumpt wurden. Erschöpft sank ich in die Kissen, und meine Augen schlossen sich.
Geweckt wurde ich, durch ein lautes Geräusch, was wie ein Kampf mit Star Wars Lichtschwertern klang... Tadaomi und Makoto mussten mal wieder fleissig am Werk sein... Sogleich stieg mir der Geruch von Suppe, oder eher Cream Stew in die Nase. Ich erhob mich und watschelte, noch halb schlafend, in die Küche. Ich setzte mich an den Esstisch, un mir wurde ein dampfender Teller voller Suppe vor die Nase gesetzt. „Itadakimasu" murmelte ich, als die Kinder eben dies voller Enthusiasmus riefen. Hiroshi lachte, und setzte sich neben mich. Nach dem ersten Löffel der Suppe war ich total begeistert. Sie schmeckte einfach unvergleichbar lecker! Er ist eben einfach ein Mann aus Gold! Er war unglaublich liebevoll, freundlich und aufmerksam! Auch hat er mich bis zum Essen schlafen lassen. Und jetzt durfte ich sein leckeres Geköch essen. Auch im Schlafzimmer (oder im Auto??) taugte er etwas... Nach dem Essen überredete ich Hiroshi, da er doch gekocht hatte, mich die Küche aufräumen zu lassen. Er könne doch währenddessen die Kinder zu Bett bringen.
Die Küche gemacht, die Kinder im Bett, und ein relativ schalldichtes Schlafzimmer... Ich hörte Hiroshi von Makotos Bett aufstehen, und leise die Türe öffnen. Sobald er aus der Tür kam, und diese verschlossen hatte, schlich ich hinter ihn und flüsterte in sein Ohr: „Lass mich dich führen." Erfreut bemerke ich die Gänsehaut in seinem Nacken. Ich strich mit meinen Händen über seinen Oberköper, beginnend bei seinen Schultern. Zum Abschluss, ziehe ich mit der Linken sein T-shirt etwas zur Seite und setze einen Kuss auf das freigewordene Stück Haut, während ich mit der Rechten nach seinem Schenkel griff. Ich griff seine Hand, drehte ihn zu mir um, und verschleppte ihn ins Schlafzimmer. Als ich ihn behutsam auf unser Bett beförderte, fiel mir auf, wie rot seine Wangen waren. Er sah wirklich süss aus, so wie er jetzt errötet war. Schon fast kam er mir vor, wie ein junger Mann, der gerade seine ersten Erfahrungen mit der körperlichen Liebe machte, und nervös wurde, weil ihn das Unbekannte, und doch so Herrliche, überwältigte. Jetzt wirkte er ganz anders, als gestern noch im Auto. Er konnte selbstsicher und führend sein, oder unsicher und zurückhaltend werden. Doch innerhalb von Sekunden, gewann er einen Teil seiner Selbstsicherheit zurück, auch wenn ihm noch immer anzumerken war, dass er von meinem Tun überrascht war. Behutsam griff er meine Hüfte, als ich mich zwischen seinen Beinen, die von der Bettkante hinunterbaumelten, knien wollte.

Mein Fels in der BrandungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt