Kapitel 3 - Na so was... - Hiroshi

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*20.02.2003*

Dem fremden Mädchen zu erzählen, was mir die Kehle zuschnürte, war wirklich gut. Schon seit drei Wochen schlief ich unruhig. Erst diese Nacht suchte sie mich nicht in meinen Träumen heim und zerschmetterte mein Herz. Mich, der immer auf sie Acht gegeben hat, der für sie da war als andere es nicht waren, hatte sie verschmäht, hatte sie vor anderen abblitzen lassen und hatte sie blossgestellt. All diese Trauer, Verzweiflung und all der Schmerz waren gestern gemeinsam mit meinen Tränen aus mir herausgeschwemmt worden. Und sie hatte es sich angehört. Nicht einmal ihren Namen kenne ich. Noch immer liegt sie schlafend auf meiner Brust und sieht wie ein vom Himmel gefallener Engel aus. Ihrem tiefschwarzes Haar, das ihr ins Gesicht fiel, auf meiner Brust verstreut lag, und weich wie Seide war, haftete der Geruch ungewaschener Männer an, aber ich vermochte noch eine Spur von Yasmin zu vernehmen. Unter ihren Augen zierten tiefe Schatten ihr feines Antlitz. Eine Hand hatte sie unter ihre Wange gelegt, die andere war mit dem Arm um meinen Körper geschlungen. Weil die Sonne aufging, war ich aufgewacht. Tatsächlich bin ich gestern weinend, mit einem fremden Mädchen im Arm, dem ich dafür 20 Dollar gab, an einem Flussufer eingeschlafen... "Hiroshi, wie schaffst du es nur, dich immer in seltsame Situationen zu bringen?? ", schelte ich mich selbst in Gedanken. Na so was...
Da es bereits fünf Uhr morgens ist, versuche ich die schlafende Schönheit auf mir zu wecken. "Guten Morgen, Madame!" flüsterte ich in ihr Ohr, doch sie schien einfach nicht erwachen zu wollen. Auch nach wiederholtem Versuchen auf Ansprache tauchte sie nicht aus dem Land der Träume auf. Ich berührte sie sachte an der Schulter, schüttelte sie nach einer Weile, doch nichts schien zu helfen. Mir kam in den Sinn, dass etwas nicht stimmen müsse, denn jeder andere Mensch wäre an dem Theater, das ich veranstaltete, erwacht. Ich fühlte ihren Puls... er war schwächer als ein durchschnittlicher Ruhepuls... das konnte nichts Gutes bedeuten. Auch ihr Atem war flach... langsam keimte Panik in mir auf. Nichts wie los, das nächste Krankenhaus war etwa drei Kilometer entfernt. "Diese Distanz könnte ich sie problemlos tragen.", schlich sich ein Gedanke in mein Chaos von Gehirn. "Der Plan steht! Bring sie ins Krankenhaus!Schnell, du Schwachkopf!!", ermahnt mich meine innere Stimme. Ich hob sie hoch und legte sie über meine Schulter, und los ging's! Als wir im Krankenhaus auf der Notaufnahme ankamen fragte mich das Empfangspersonal was geschehen sei. Ich erzählte der schlecht gelaunten Frau, sie musste kurz vor der Pensionierung stehen, ich habe gestern mit ihr geredet, sie sei bei mir eingeschlafen und heute nicht mehr erwacht. Sie schaute mich schief und mit mahnendem Blick an und meinte anschliessend :"Mein Herr, ich bin nicht dumm. Diese Frau ist eine Prostituierte, das sieht selbst mein hölzern Glasauge! Sie erzählen mir, sie habe mit Ihnen geredet und sei bei Ihnen eingeschlafen und heute einfach so, ohne Grund, nicht mehr aufgewacht? Das glaube ich ihnen nicht. Was haben sie ihr gegeben, was diese Nebenwirkungen auslösen?" Da ich nicht wusste was ich antworten sollte und einfach schwieg wurde diese etwas gereizter und fügte mit erhobener Stimme hinzu:" Jetzt hab Ehre! Dass arme Mädchen ihr Geld so verdienen müssen bedeutet nicht, dass solche Schweine wie Du sie auch gleich unter Drogen setzen müssen und sie -" weiter kam sie nicht, denn ich unterbrach sie " Hüten Sie ihre Zunge! Ich habe ihr absolut nichts angetan! Ich wollte nur jemand fremdes zum Reden! Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl jemand seelenverwandtes gefunden zu haben, und dann erwacht diese wundervolle Person nicht mehr! Ich bin keiner von diesen Freiern, die solchen, vom Schicksal gepeinigten, Mädchen Drogen oder ähnliches verabreichen um sie gefügig zu machen und ihre Runde Rammeln um sonst zu bekommen!" Mir stiegen Tränen in die Augen und meine Stimme überschlug sich. Die Frau schien sich beruhigt zu haben und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Machen wir einen Schnelltest auf gewöhnliche Drogen und Alkohol..", meinte sie seufzend. Als das Gerät, das sie ihr auf den Mund drückte um den Alkohol in ihrem Atem zu messen, einen mittleren bis hohen Alkoholpegel anzeigte, fragte sie mich :"Wann haben sie begonnen mit ihr zu reden?" Als ich meinte, dies sei circa um Zwei Uhr gewesen, warf eine Krankenschwester ein, viele Mädchen, die jener Arbeit nachgingen, betränken sich vor der Arbeit oder nähmen gar andere Drogen, damit es für sie nicht so schlimm sei. Als sie beim Blut-Test auch auf THC und MDMA anschlug, war klar was geschehen sein musste. Das Mädchen hatte wohl mehr als genug Alkohol getrunken, sowie ein paar Joints geraucht und ein paar Pillen XTC eingeworfen... Dass man sich so etwas antut, nur damit man nicht durchdreht? Als ich eine Weile darüber nachdachte hatte ich einen Entschluss getroffen...
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Falls den wenigen Leser*Innen, die meinen Lesestoff konsumieren, etwas wichtiges dazu einfällt, wäre ich auch über eine Kommentar oder eine private Nachricht erfreut! LG ;)

Mein Fels in der BrandungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt