*28.02.2003*
Die Kinder hatten meine Hackbällchen, nach Naomis Rezept, toll gefunden. Tadaomi hat gemeint, sie würden genau wie die von Mama schmecken, nur noch einen Ticken besser. Aber er fragte noch: "Warum isst sie eigentlich nicht mit uns?" Ich verschwieg ihm einen Teil der Wahrheit, um ihm keinen Schrecken einzujagen, und schwindelte mit einem nicht ganz echten Lächeln:" Sie ist heute nur etwas müde und meinte sie wolle sich noch eine Runde ausruhen, aber ich habe sie vorhin noch ganz deutlich schnarchen gehört! Lasst sie also bitte schlafen, in Ordnung?" Ich brachte die Beiden anschliessend zu Bett und schaute eine halbe Stunde später nach, ob sie auch wirklich schliefen, was sie tief und fest taten. Ich wartete noch bis Mitternacht, um, falls sie erwachen würde, mit Naomi zu essen. Aber Naomi erwachte nicht, weswegen ich meine Hackbällchen um Mitternacht alleine verschlang. Ein wirklich tolles Rezept hatte sie sich ausgesucht. Ein paar der Zutaten, wie etwa den Rotweinessig, die Vollfettsahne oder etwa die frische Petersilie, hatte sie im Rezept mit Bleistift durchgestrichen und nebenan preiswertere Alternativen notiert, welche sie wohl normalerweise als Substitute verwendete aufgeschrieben. Da schoss mir Tadaomis Bemerkung wieder durch den Kopf. Meine Hackbällchen würden einen Ticken besser als Naomis schmecken. Das musste daran liegen, dass ich die eigentlich vorgesehenen Zutaten verwendet hatte. Plötzlich war mir, als würde ich ein Wimmern aus Naomis Zimmer hören. Ich schlich vor ihr Zimmer und legte mein Ohr an das Lackierte Holz der Türe. Und da war es wider. Ich hatte mich nicht geirrt. Ein leises Wimmern erklang im inneren des Zimmers, darauf folgend ein gedämpfter Schrei. "Ahhh! Lass mich in Ruh, du Schwein!" Hörte ich Naomis erschreckte Stimme sagen. Ich bekam es mit der Angst um sie zu tun. War noch jemand anderes im Zimmer? Ich ertrug die Spannung nicht mehr länger. Ich öffnete die Türe mit einem Ruck und fand mich, in Dunkelheit gehüllt, wieder. Ich betätigte den Lichtschalter, doch leider hatte ich bloss den Schalter der Schreibtischlampe erwischt, aber da war niemand. Naomi sagte noch immer irgendetwas vor sich hin und schien noch immer in ihrem Traum gefangen. Sie war mit Schweiss überströmt und ihr Gesicht war mit stets geschlossenen Augen verkrampft. "Stop! Lassen sie mich los! Das war nicht abgemacht! Das war nicht, Ahhhhhh! Hilfe!!", Schrie sie wieder. Mit einem Satz war ich an ihrem Bett, ergriff ihre Schultern, und schüttelte sie. "Naomi! Wach auf! Es ist alles gut. Ich bin's, Hiroshi! Ich bin jetzt bei dir. Alles ist gut..." Gegen Ende wurde mein anfänglich verzweifeltes Rufen leiser und meine Stimme sanfter, als ich erkannte, dass sie erwacht war. Ich nahm sie in den Arm und sie schluchzte leise vor sich hin.
/Neue Musik/
Sie erzählte mir von ihrem Alptraum. Scheinbar hatte sie von einem Freier geträumt, der sich nicht an die Abmachungen hielt und sich mit Gewalt nehmen wollte, wobei sie nicht zugestimmt hatte. Ein paar Kolleginnen, die im Moment keine Kunden hatte waren ihr in Realität zu Hilfe geeilt und hatten sie von diesem Schwein befreit. Zum Glück. Aber im Traum hatte Naomi die Situation ohne gerettet zu werden durchleben müssen... Als der Strom von Tränen versiegt war, drückte sie sich an meine Brust und atmete tief ein und aus, um sich noch etwas zu beruhigen. Ich drückte sie noch etwas stärker an mich und liess sie anschliessend los. Ich wollte aufstehen um das Zimmer zu verlassen, aber sie hielt meine Hand fest und flüsterte:" Lass' mich nicht allein. Bitte lass' mich nicht allein." Ich blieb stehen und setzte mich anschliessend an den Rand ihres Bettes. "Ist schon gut. Ich lass' dich nicht allein. Schau, ich bleibe bei dir. " "Die ganze Nacht?", fragte sie unsicher. "Die ganze Nacht.", erwiderte ich. Ich legte mich zu ihr ins Bett und legte ihren Kopf auf meine Brust. Der Klang ihres Atems hatte etwas niedliches an sich. Ihr Haar, das ihr in die Stirn fiel glänzte seidig im schwachen Licht der Schreibtischlampe, die ich brennen gelassen hatte, aber dies war mir nun auch egal geworden. Sie allein füllte die Welt meiner Gedanken aus. Bereits in der Welt der Träume, sah sie noch niedlicher, und kindlicher aus als gewöhnlich. Von neuem wurde mir etwas klar. Ich wollte sie beschützen. Genau so wie ich Makoto und Tadaomi beschützen wollte. Da sie an Alpträumen zu leiden schien, würde ich sie von nun an, wenn sie schlief, nicht mehr von meiner Seite lassen, so gut es ging. Mit diesem Gedanken glitt auch ich ins Land der Träume.
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Mein Fels in der Brandung
General FictionWie kam ich aus dieser Hölle? Mit viel Glück und einem Bisschen Verstand, welches nicht einmal meines war. Lass uns gemeinsam in die Vergangenheit reisen und dieses wundervolle Geschehen nochmals durchleben, wer mich gerettet hat wieder erwecken und...