*17.02.2003*
Mir ist so kalt.
Wann passt es endlich?
Wird er respektvoll sein?Das denke ich jeden Tag sobald die Nacht hereinbricht bis zum Morgengrauen. Und noch vieles mehr. Zum Beispiel:
Wird es mit der Zeit nicht langweilig immerzu nur zu rammeln?
Oder... Warum is das Leben so ungerecht?Wenn ich euch schon meine Gedanke präsentiere sollte ich euch wohl erläutern wer ich bin und wo wir sind.
Ich bin Naomi, eine Prostituierte auf dem Strassenstrich. Ich arbeite täglich, denkt bloss nicht ich würde meine Arbeit mögen denn sie ist DIE HÖLLE. Ich arbeite hier, weil mir nichts anderes übrig bleibt. Die lokale Sprache beherrsche ich, aber ich lasse es lieber so aussehen als sei ich ihrer kaum mächtig, damit die Männer nicht versuchen mit mir Konversation zu führen. Was ich mag? Gesang, Noblesse, Anmut, gutes Essen und mein Söhnchen, Tadaomi, dieser ist erst fünf Jahre alt. Er ist mein Engel und mein Licht am Ende des Tunnels. Nur für ihn lebe ich. Und er braucht eine Ausbildung, eine Heimat, etwas zu Essen und ein Umfeld in dem er zu einer starken, selbstständigen Person reifen kann, damit es ihm niemals auch nur ähnlich ergehen muss wie mir.
Wie immer, so auch heute, warte ich auf Freier, bei welchen ich das Gefühl habe nicht vergewaltigt zu werden oder Schlimmeres...
Immerzu sagen alle das Gleiche " Was bekomme ich für 30 Dollar?" und ich sage immer das Selbe "Nichts. Blasen 50, Ficken 80, Alles 100." Dann fangen sie an zu feilschen und versuchen es zu einem niedrigeren Preis zu bekommen. Meistens willige ich dann nicht ein. Und wenn einer versucht eine Runde ohne Gummi zu bekommen gibt es nur etwas richtiges, nämlich wegzurennen. Die sind am schlimmsten. Haben keinen Respekt vor Frauen und wollen sie nur vergewaltigen. Ja, die Arbeit auf dem Strassenstrich ist gefährlich! Aber wenn es das Einzige ist, was man noch tun kann um zu überleben, tut man es. Tagsüber arbeite ich auch als Kellnerin oder Reinigungskraft aber es reicht nicht aus um uns beide, Tadaomi und mich, über Wasser zu halten. Er weiss von dieser Arbeit nichts. Sobald ich ihn schlafen gelegt habe, und er im Land der Träume ist, mache ich mich bereit und lasse einen Zettel liegen auf dem steht ~ Bin mit ein Paar Freundinnen in die Stadt! Wir werden uns prächtig amüsieren! Falls du etwas brauchst, kannst du bei Bernadette klingeln!! Schlaf gut, mein Schatz! Mama ~ Bernadette ist unsere Nachbarin. Ausser ihr weiss nur meine beste Freundin, Lucie, was ich nachts tue. Und so kehre ich im Morgengrauen in unsere Wohnung zurück, wasche mich, ziehe mich frisch an, koche Frühstück für Tadaomi und wecke ihn um 06:30 Uhr, mache ihn fertig und bringe ihm bei seine Schnürsenkel zu binden. Anschliessend begleite ich ihn zum Früh- Kindergarten. Dann gehe ich nach Hause, lege mich für ein paar Stunden schlafen und dann gehts ab an die Arbeit! Wir haben 11:30 Uhr. Meine Schicht als Kellnerin in Bernadettes Kaffee beginnt nun. Dort arbeite ich bis um 18:00 Uhr. Dann gehe ich in das Schulhaus um die Ecke und putze dort den Boden, die Fenster, die Toiletten oder was auch immer noch anfallen mag. An ganz schlimmen Tagen suche ich noch Blue-J auf, der Dealer, der mir Gras beschaff, wenn ich welches brauche, oder ich besorge zusätzlich noch ein paar Shots vom Billigsten Vodka den ich finden kann. Jetzt ab nach Hause, Tadaomi zu Bett bringen, und dann kommt das, was ich so hasse. Die Arbeit auf dem Strich. Sobald er schläft mache ich mich fertig, ziehe die hässliche Reizwäsche an, bade schon fast in billigem Parfüm, schminke mich so stark ich kann und mache mich auf den Weg. Falls ich Gras oder Alk besorgt habe rauche ich dieses oder Trinke die Shots, damit alles etwas erträglicher wird. Kondome, Feuchttücher, Intimwaschgel, Gleitgel und Kaugummi, alles in meiner Tasche, gehe ich die Strecke bis zum Rotlichtviertel dieser Stadt und dann fange ich mit der Arbeit an. Ich stelle mich an den Strassenrand und warte auf Freier. Sie lassen nicht lange auf sich warten, aber ich lasse nicht alle ran. Die, die zu lang feilschen oder kein Gummi tragen wollen kommen nicht in Frage. Sobald einer bezahlt und sich an die Regeln hält fordere ich ihn auf aus seinem Auto zu steigen, falls er eines hat, und wir ziehen uns an einen Ort zurück wo wir unseren Deal problemlos durchführen können.
Wenn er fertig ist gehe ich in die mobile Toilette und reinige mich notdürftig. Anschliessend stelle ich mich wieder an den Strassenrand und es geht wieder los. Die ganze Nacht lang wiederholt sich das, bis der Morgen graut und was dann kommt wisst ihr schon. Samstags übernachtet Tadaomi bei "Tante Lucie" und sonntags ist er morgens bei "Tante Bernadette" bis meine Schicht vorbei ist. Dann verbringen wir, er und ich, gemeinsam Zeit bis es für ihn Schlafenszeit wird und für mich Zeit für den anderen Job...
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Mein Fels in der Brandung
Fiction généraleWie kam ich aus dieser Hölle? Mit viel Glück und einem Bisschen Verstand, welches nicht einmal meines war. Lass uns gemeinsam in die Vergangenheit reisen und dieses wundervolle Geschehen nochmals durchleben, wer mich gerettet hat wieder erwecken und...