Kapitel 9

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 Kapitel 9

 Louis‘ POV

 Louis sprang auf und rannte förmlich in Richtung Tür. Er wollte plötzlich so schnell wie möglich aus diesem Raum herauskommen, er brauchte dringend frische Luft. Der Klassenraum drohte ihn mit Harrys Duft zu ersticken. Irgendwie war der Raum immer mehr wie ein Gefängnis geworden. Während er durch die Tür stürmte, streifte er den etwas größeren Jungen. Ihre Arme berührten sich für nur eine Sekunde, doch der Hautkontakt verstärkte das Verlangen nach seinem Mitbewohner um ein Tausendfaches. Ja, er sollte sich am besten wirklich schnell aus dem Staub machen.

 Ohne sich darum zu kümmern, dass er sich eigentlich auf den Weg zur nächsten Unterrichtsstunde machen sollte, bog Louis nach links ab und stürmte in einen verlassenen Gang. Er schaute nicht zurück. Es war ihm relativ egal ob ihn jemand sah, er wollte einfach nur weg. Raus. Er wollte einfach wieder normal atmen können, ohne das Gefühl, im nächsten Moment etwas aufreißen zu müssen. Wenn er etwas so sehr wollte wie in diesem Moment, hatte Louis die Gewohnheit, sich voll und ganz auf sein Ziel zu konzentrieren und somit alles um sich herum auszublenden. Deshalb bekam er nicht mit, wie zwei grüne Augen jede seiner Bewegungen verwirrt und zugleich neugierig beobachteten.

Louis lief schnell weiter, bis er das Ende des Ganges erreichte. Mist, hier war definitiv kein Ausgang. Der Vampir zog kurz die Idee in Betracht, wieder zurückzukehren und nach einem anderen Ausgang zu suchen. Warum konnte dieses dämliche Gebäude nicht gleich hier eine Tür haben? Nachdenklich sah er durch das Fenster nach draußen, die einzige Verbindung zwischen dem grauen Schulhaus und der grünen Außenwelt.

Moment! Ein Fenster?!

Nachdem er sich noch einmal mit einem kurzen Blick vergewissert hatte, dass ihm keiner folgte, brach er das Schloss auf und öffnete das Fenster. Louis nahm ein paar tiefe Atemzüge und ließ die kalte Luft tief in seine Lungen strömen. Ein kleines Lächeln formte sich auf seinen Lippen, als er sich langsam wieder beruhigte. Doch auch wenn sich die frische Luft toll anfühlte, war es nicht genug.

Louis zog sich am Fensterrahmen hoch und sprang kurzerhand einfach aus dem Fenster. Dank seines Vampirdaseins landete er sanft auf seinen Fußballen, ohne sich zu verletzen. Das Lächeln auf seinem Gesicht hatte sich nun in ein breites Grinsen verwandelt.

Ein Blick in seine Umgebung sagte ihm, dass er sich direkt vor dem Wald befand. Der Ort war verlassen, es war fast unmöglich zu Fuß hierher zu kommen, da ein riesiger Zaun den Weg blockierte. Vor ein paar Jahren hatten ein paar Schüler versucht, hier hinten Marihuana anzubauen und waren dabei kläglich gescheitert. Die Lehrer erwischten sie und entschieden deswegen, dass es das Beste wäre, einen Zaun zu bauen, um Schüler ein für alle Mal von diesem Platz fernzuhalten.

Zufrieden mit dem Gefühl, dass das hier nun sein eigener geheimer Platz war, begann er in Richtung der Bäume zu laufen. Es fühlte sich gut an, endlich wieder in der für ihn normalen Geschwindigkeit zu rennen und seinen Vampirsinnen freien Lauf zu lassen. Als die Bäume um ihn herum zu einer grünen Masse verschwammen und die Geräusche wilder Tiere in seine Ohren drangen, fühlte er sich endlich wieder frei.

***

Harrys POV

Harry stocherte launisch in seinen geschmacklosen Nudeln herum. Zayn las irgendeinen behinderten Comic – und blendete dabei die Außenwelt komplett aus – und Niall steckte mitten in einer hitzigen Diskussion mit Josh. Also war Harry praktisch alleine mit sich und seinen Gedanken.

Er hatte Louis seit seinem dramatischen Abgang nach dem Unterricht heute Morgen nicht mehr gesehen. Harry erinnerte sich noch genau daran, wie sich der etwas kleinere Junge hektisch an ihm vorbeigeschoben hatte und ihn somit alleine an der Tür stehengelassen hatte.

In A Heartbeat || ON HOLDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt