Kapitel 4
Als Harry den Speisesaal betrat, entdeckte er Niall und Zayn sofort. Sie saßen an demselben alten braunen Tisch, den sie an ihrem allerersten Schultag für sich beansprucht hatten. Der Tisch war für die letzten drei Jahre ihrer geblieben. Doch jetzt saßen dort, wo normalerweise zwei leere Stühle stehen würden, zwei neue Jungs und ließen damit keinen Platz mehr für Harry.
Hatten seine Freunde ihn so schnell ersetzt? Harry biss sich auf die Unterlippe, unsicher ob er zu ihnen hinüber gehen sollte. Er würde dann wahrscheinlich nur unangenehm neben dem Tisch rumstehen. Er hatte sich gerade zum Gehen entschieden, als Niall ihn entdeckte.
Der blonde Junge winkte ihm und rief: „Hey Harry, komm rüber!“
Harry seufzte und gab nach. Er holte sich sein Essen und durchquerte anschließend mit gesenktem Kopf den Raum. Als er in Hörweite war, lächelte Zayn ihn an und bedeutete ihm, sich noch einen Stuhl an den Tisch heranzustellen. Genau das wollte Harry auch tun, als einer der Fremden aufstand.
„Lass mal, du kannst ruhig hier sitzen. Sean und ich wollten sowieso gerade gehen.“
Der andere Junge schob nun ebenfalls seinen Stuhl zurück und verabschiedete sich von Niall und Zayn. Mit einem letzten ‚Bis später, Jungs‘ verschwanden sie aus der Kantine.
„Und das waren…?“, fragte Harry, während er sich setzte und in die Richtung des Ausgangs nickte.
„Sean und Josh, unsere neuen Mitbewohner“, erklärte Zayn.
„Oh cool…Warte, Der Josh? Der Josh, auf den Niall schon seit zwei Jahren steht?“
Zayn nickte nur grinsend, während Niall knallrot anlief. Harry hingegen war etwas geschockt, dass er Josh drei Minuten zuvor nicht erkannt hatte.
Niall hatte Josh seit dem Moment angehimmelt, an dem der braunhaarige Junge den Klassenraum zum ersten Mal betreten hatte. Er war echt verdammt verrückt nach diesem Typen. Ständig schwärmte er von Joshs tollem Charakter, beschwerte sich wenn er ihn nicht zu bemerken schien, vergötterte seine Augen, fragte sich, was er wohl über ihn dachte und so weiter und so fort. Die Liste wäre in zehn Jahren noch nicht zu Ende.
Harry und Zayn hatten davon langsam die Nase voll. Nialls Besessenheit von Josh trieb die beiden fast in den Wahnsinn, so schlimm, dass sie sich anstrengen mussten Niall nicht zu schlagen, sobald er das Thema mehr als zehn Mal in einem Gespräch anbrachte.
„Also hast du jetzt doch mal mit ihm geredet? Oder wirst du ihn für den Rest des Jahres ignorieren?“, fragte Harry.
Nialls Wangen wurden noch röter, wenn das überhaupt noch möglich war, und Zayn seufzte.
„Er traut sich nicht mal, ihm in die Augen zu schauen und schon gar nicht, mit ihm zu reden.“
Obwohl Niall so sehr für Josh schwärmte, redete er nur mit seinen Freunden darüber. Josh gegenüber hatte er noch nie mehr als ein ‚Hi‘ oder ein ‚Kann ich mir mal deinen Stift ausleihen‘ herausbekommen. Er hatte einfach viel zu große Angst, dass Josh ihn nicht genauso mochte wie er ihn. Diese Enttäuschung würde ihn umbringen und deshalb versuchte er sich einfach vor dem Schmerz zu schützen, der wahrscheinlich kommen würde. Naja, das redete er sich zumindest selbst ein. Der Ire war in Wirklichkeit nur viel zu schüchtern, um den ersten Schritt zu wagen.
Niall war ansonsten ein abenteuerlustiger Typ, für jeden Spaß zu haben. Er machte fast alles, wenn man ihm eine gute Belohnung dafür anbot (die so gut wie immer aus Essen bestand). Viele sagten, dass er einer der mutigsten Jungs war, die sie je getroffen hatten. War er ja wirklich, außer wenn er jemanden mochte. Sehr mochte. Und das traf auf Josh definitiv zu.
„Ach Niall…“, seufzte Harry. „Und wie ist der andere so? Sean, richtig? Ignorierst du den auch?“, fragte er ihn dann.
Niall verdrehte die Augen, während Zayn für ihn antwortete: „Er ist eigentlich ziemlich cool drauf und er ist Joshs bester Freund. Er hat zuhause eine Freundin, Kayla hieß sie glaube.“
„Und er spielt Fußball“, fügte Niall fröhlich hinzu. „Er ist zwar Manchester United Fan, aber das kriegen wir schon wieder hin. Wir kommen bestimmt super klar.“
„Hey, ManU ist nicht schlecht“, murmelte Harry. Er spürte einen kleinen Stich im Herzen und schenkte seinen Freunden ein schwaches Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. „Ihr braucht mich dann wohl nicht mehr, oder?“, fragte er leise.
„Och Harry, laber doch nicht so einen Müll“, erwiderte Niall sofort, „Du bist unser bester Freund, wir könnten dich nie ersetzen. Das ist unmöglich und das weißt du auch.“
Zayn nickte heftig. „Ja genau. Wir haben versprochen dass wir immer zusammenbleiben, wir sind doch sogar Blutsbrüder, schon vergessen?“
Daran konnte sich Harry noch ganz genau erinnern. Sie hatten diesen Pakt gegen Ende ihres ersten Schuljahres geschlossen. Dadurch, dass sie gezwungen waren den Sommer getrennt zu verbringen, dachten sie es wäre das Beste ihre Freundschaft zu besiegeln, so wie die das immer in Filmen machen. Nachdem sie sich den linken Daumen aufgeschnitten hatten, hatten sie ihre Finger aneinander gedrückt und so versucht, ein Band herzustellen. Es hatte einfach nur wehgetan wie Sau und so schlau wie sie waren, hatten sie natürlich vergessen die Wunden zu desinfizieren und hatten deswegen jetzt alle eine kleine weiße Narbe am Daumen.
„Danke Jungs“, sagte Harry erleichtert und schenkte ihnen sein charakteristisches Lächeln.
Dann biss er auch endlich das erste Mal von seiner Peperonipizza ab und kaute glücklich. Pizza war so gut wie das Einzige, was die Schule nicht versauen konnte.
„Aaalso“, begann Niall nach einer Weile, „Was ist eigentlich mit deinen neuen Mitbewohnern? Sind sie nett?“
„Ja“, sprang Zayn ein, „Erzähl mal was von ihnen! Wie sind die so?“
Harry biss sich auf die Unterlippe. Wie sollte er das bloß erklären. Die komische, aber dennoch umwerfende Erscheinung von Louis. Liams seltsames Verhalten. Sie waren beide so mysteriös und hinzu kam noch diese Aura, die sie umgab.
„Ähm“, begann er, „sie sind ganz nett, denke ich. Ein bisschen anders, aber ich kenne sie halt noch nicht so richtig. Ich hab sie hier auch noch nie zuvor gesehen.“ Harry zuckte mit den Schultern und stellte damit klar, dass das alles war was er dazu sagen würde.
„Wie heißen sie denn?“, fragte Niall. „Vielleicht kennen wir sie ja.“
„Louis und Liam, glaube ich. Ich bin mir bei dem Zweiten nicht ganz sicher“, murmelte Harry und dachte an ihre Begegnung zurück.
„Noch nie gehört“, murmelte Niall, als Zayn meinte: „Einer mit blauen Augen und der andere braun? Der erste ein bisschen kleiner und mit ein bisschen helleren Haaren?“
Harry warf ihm einen fragenden Blick zu. „Ja, warum? Kennst du sie?“
„Nicht direkt“, antwortete Zayn und nahm einen weiteren Bissen von seiner nun fast kalten Pizza. „Sie waren letztes Jahr in meinem Lateinkurs. Ich hab aber nicht viel mit ihnen geredet.“
Nach einer Weile fügte er hinzu: „Irgendwie fand ich sie ein bisschen komisch. Es war irgendwie seltsam, wie sie Latein gelesen haben, als wäre es stinknormales Englisch. Sie konnten Texte wortwörtlich ohne jegliche Hilfe übersetzen, obwohl sie im Unterricht nie aufpassten. Sie sind auch nicht besonders kontaktfreudig, aber es ist ja nicht so dass ich die redseligste Person der Welt wäre.“
Als er Harrys besorgten Gesichtsausdruck sah, strich Zayn ihm beruhigend über das Knie. „Aber wie schon gesagt, ich kenne sie fast gar nicht. Sie sind wahrscheinlich echt nett.“
„Ja bestimmt“, meinte Niall. „Du solltest sie uns bald mal vorstellen.“
Harry hatte plötzlich das Gefühl, dass er genau das Gegenteil von Nialls Vorschlag tun sollte. Innerlich wollte er die beiden Jungs lieber noch ein bisschen als sein kleines Geheimnis behalten, aber das sagte er seinen Freunden nicht.
„Klar, warum nicht.“
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Und da ist kapitelchen nummer 4 :D
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In A Heartbeat || ON HOLD
Fanfiction©youcantgetlostif Als Harry seine neuen Mitbewohner kennen lernt, ist er besonders von Louis völlig verzaubert. Doch was passiert, wenn er Louis' dunkles, blutiges Geheimnis herausfindet? Und wird Louis in der Lage sein, seinen Blutdurst zu kontroll...