Kapitel 8

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Kapitel 8 

Louis‘ POV

Louis kam als erster im Klassenraum an. Er verdrückte sich sofort nach ganz hinten und warf seinen Rucksack neben die Schulbank. Mit einem Seufzen ließ er sich auf seinen Stuhl fallen.

Die vorherige Stunde war die Hölle gewesen. Wie war es möglich, dass er, der die Schule schon länger als jeder andere Schüler besuchte hatte, in Mathe immer noch dermaßen miserabel war? Es machte wirklich keinen Sinn. Er konnte fünf Sprachen fließend sprechen und Geschichte war ein Kinderstück, da er ja vieles davon selbst miterlebt hatte. Verdammt, er konnte sogar Naturwissenschaften, obwohl das eher modernere Fächer waren. Wirklich, er schaffte sie alle. Alle außer Mathe. Nach all diesen Jahren hatten ihm die Parabeln und Matrizen ihr Geheimnis noch nicht aufgedeckt.

Klar, es war erst die erste Stunde gewesen, aber Louis war sich 150prozentig sicher, dass er dieses Jahr wieder durchfallen würde – so wie immer.

Louis seufzte wieder und fixierte seinen Blick auf die Decke, als die anderen Schüler den Raum betraten. In Momenten wie diesem, wenn seine Laune sowieso am Tiefpunkt war, hasste er es, dass er den Kontakt mit Menschen vermeiden musste. Der Vampir verstand Liams Gründe aber voll und ganz. Es machte absolut Sinn, nicht die Aufmerksamkeit aller Leute auf sich zu ziehen, denn sie wollten vorzugsweise nicht von Jägern entdeckt werden. Jeder konnte der Grund für ihren Tod sein. Wenn die falschen Leute herausfanden, dass zwei Vampire in dieser Schule herumliefen, war die Chance ziemlich hoch, dass sie es nicht überleben würden.

Louis verstand dass die Einsamkeit zum Vampirdasein dazugehörte, doch in seinem menschlichen Leben war er immer ein sehr sozialer Typ gewesen. Er hatte dutzende Freunde gehabt, die ihn alle für seinen wundervollen Sinn für Humor und seine aufgeweckte Art liebten. Viele Leute wurden einfach von seiner natürlichen Ausstrahlung angezogen. Die Mädchen klimperten mit ihren Wimpern, während sie einer seiner Geschichten lauschten, die Jungs folgten ihn um die Stadt und wollten so sein wie er. Louis hatte es genossen, jede einzelne Sekunde davon.

Es veränderte sich jedoch alles, als Liam ihn in eine Kreatur der Nacht verwandelt hatte. Von einem Moment auf den anderen konnte er nicht mehr der sein, der er gewohnt war zu sein und seine einzige Gesellschaft war von da an der fremde Typ mit den braunen Augen. Louis fand sich damit ab, musste er ja auch, doch manchmal wollte er einfach wieder sein früheres Ich sein. Er wollte wieder herumscherzen können, ohne sich Gedanken über die Konsequenzen machen zu müssen, flirten können mit wem er wollte, oder einfach nur mit jemanden reden können, ohne gleich seine Fangzähne in dessen Hals vergraben zu wollen. Und manchmal, manchmal sehnte er sich einfach nach jemanden, der ihn wieder zum Lächeln brachte.

Louis‘ Gedanken wurden von einem süßen Duft unterbrochen, der tief in seine Nase zog. Er musste nicht mal hochschauen, um mitzukriegen dass Harry den Raum betreten hatte, sein Geruch sagte alles.

Offensichtlich würde er ab jetzt jeden Psychologiekurs mit dem Lockenkopf verbringen, wodurch sich die Laune des Vampirs schlagartig verbesserte. Auch wenn sein Geruch ihn in den Wahnsinn trieb, mochte Louis den Jungen unheimlich. Vielleicht war es nur, weil er endlich jemand neuen gefunden hatte, mit dem er reden durfte – Liam konnte ihn ja schlecht dazu zwingen, ihren Mitbewohner zu ignorieren.

Louis‘ Gedankengänge wurden das zweite Mal unterbrochen, als der Lehrer die Sitzordnung festlegte. Er jubelte innerlich, als sein Name nach Harrys aufgerufen wurde. Heute hatte er das Glück offensichtlich auf seiner Seite.

Während er neben Harry saß, konnte er es nicht lassen ihn zu necken und als seine Wangen eine rote Färbung annahmen wusste Louis, dass er alles tun würde um noch einmal diese Reaktion zu verursachen.

In A Heartbeat || ON HOLDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt