Prolog
Mittwoch, 12. Mai 2021
Stille.
Nichts als Stille empfing Mason Mount, als er an diesem Mittwochabend die Tür zu seiner Wohnung öffnete. Bereits als er den Fuß über die Schwelle setzte, wäre er am Liebsten direkt wieder umgekehrt. Die Leere der Wohnung, die mit dem Auszug seiner Ex-Freundin Beatrice vor einigen Wochen zurückgeblieben war, erschien ihm heute noch drückender, noch quälender, als sonst.
Eigentlich war es nicht das erste Mal, dass er nach einem Spiel in seine leere Wohnung zurückkehrte, seit Beatrice beschlossen hatte, dass ihre Leben fortan getrennt voneinander weitergehen würden. Doch noch nie war er nach einer Niederlage zurückgekommen. Es waren stets diese Momente gewesen in denen er sich ihr oft am nächsten gefühlt hatte. Wenn sie ihn nach so einem Tag einfach in den Arm nahm und ihn sich im Selbstmitleid suhlen ließ, während ihre Hände sanft durch sein Haar strichen. Oder sie kuschelte sich einfach wortlos an ihn, während er sich selbst an der Playstation abreagierte. Selbst wenn sie nicht da war, erwartete ihn stets eine kleine Nachricht, zumeist mit einem Schokoriegel oder einem Cupcake auf der Kücheninsel.
Doch heute fand er diese leer vor. So leer wie seine Wohnung und so gerne er es auch verleugnen wollte, im Grunde auch so leer, wie er sich in diesem Moment innerlich fühlte. Allein bei dem Gedanken, dass sie vielleicht die letzten Male, wie er eine Nachricht fand, bereits bei diesem Kerl war, wurde ihm speiübel. Schlimmer noch, als ein besonders bitterer Teil in ihm, ihm zuflüsterte, dass sie vielleicht auch schon mit dem Typen ins Bett ging, während sie Mason selbst hier noch im Arm hielt und ihm sanfte, tröstende Worte ins Ohr murmelte.
Augenblicklich ballten sich seine Hände zu Fäusten. Er fühlte, wie es in ihm zu brodeln begann. Seine Augen brannten und am Liebsten hätte er auf seinen Boxsack eingeschlagen, doch er wusste aus der Erfahrung der letzten Wochen, dass dies nichts bringen würde. Am Ende wäre er doch nur alleine. Wäre hier, während sie in den Armen dieses Bankertypen lag und ihr Leben genoss. Augenblicklich lief es ihm kalt den Rücken herunter.
Heute konnte er unmöglich hierbleiben. Den Rest des Abends auf dem Sofa sitzend, den Bildschirm anstarrend und darüber nachdenkend, wie sehr er sie trotz allem vermisste. Nein! Er ertrug diese Leere, diese Stille heute nicht. Nicht hier, wo ihn so viel an sie erinnerte. Kurz darauf hatte er seine Chelsea-Trainingsklamotten gegen ein ebenso unauffälliges, wie bequemes Outfit getauscht, als er die Haustür verriegelte und sich auf den Weg nach draußen, in die kühle Nachtluft Londons machte.
Mason wusste nicht wie lange er ziellos durch die Straßen geirrt war, geschweige denn wo er sich genau befand, als er schließlich auf den kleinen Eckpub stieß. Heute erschien es ihm fast wie ein Wink des Schicksals, als er die spärlich beleuchteten Scheiben, durch den einsetzenden Regen erblickte.
Im Grunde war es nur ein typischer Londoner Eckpub. Einer wie es ihn hunderte Male in der ganzen Stadt gab, doch bereits als er eintrat, das vertraute dunkle Interieur erblickend, den vertrauten Geruch nach Bier und Schweiß wahrnehmend, fühlte er sich ein wenig besser. Vielleicht hatte es etwas Tröstliches, das manche Dinge einfach so blieben, wie sie waren, vielleicht fühlte er sich zwischen den verbliebenen Gästen aber auch ein wenig weniger alleine.
Ohne darüber nachzudenken setzte er sich an die Ecke des Tresens und bestellte ein Bier, bei dem Barkeeper. Einem sportlichen, blonden Typen um die 40, der sich sofort an seine Bestellung machte, ohne ihm groß Beachtung zu schenken. Mason sollte es recht sein. Der Fußballer sah sich in dem bereits halb leeren Pub um. Die Meisten Fußballfans waren bereits zu Hause, lediglich ein Tisch volltrunkener Arsenalfans, saß hinter ihm in einem Eck. Zur Sicherheit, dass man ihn nicht erkennen würde, zog er sich seinen Hoodie noch ein Stück weiter ins Gesicht, als der Barkeeper, das Bier vor ihm platzierte. Kurz nickte er ihm zu.
DU LIEST GERADE
Over You
FanfictionWunder? Daran hatte Mason Mount nie geglaubt. Für seinen Traum zählten nur Talent, Fleiß und harte Arbeit. Doch das sollte sich ändern, als er nach einem niederschmetternden Tag auf eine Fremde in einem Pub trifft, die nicht nur keinen blassen Schim...