Kapitel 4
Mittwoch, 11 August 2021
„Wie kannst du für die Spanier sein? Hast du keinen Nationalstolz?"
Die laute Stimme ihres liebsten Kommilitonen Ricardo hallte durch's Wohnzimmer. Er saß in seinem Rollstuhl, mit einem Chelseablauen Kantétrikot mit der Nr 7, vor dem Sofatisch. Ein Ausdruck purer Entgeisterung war auf seinem Gesicht zu finden, während er über die Schulter hinweg zu ihrer Mitbewohnerin Virginia Vindahl blickte. Diese hatte zuvor verkündet, dass sie hoffe das Villareal Chelsea in der Verlängerung sowas von abschießen würde. Milena hob schmunzelnd eine Augenbraue, während Ricardos Freundin Daya neben ihr nur die Augen verdrehte, eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank holend. Sie war die Einzige in ihrer aktuellen Runde, die Fußball wirklich absolut gar nicht leiden konnte und vermisste schon die Anwesenheit Noahs, der einen Abend zu Hause heute zu langweilig fand. Er war daher mit einigen Kommilitonen losgezogen und Dayas leidendem Gesichtsausdruck zu urteilen, wäre sie wohl doch lieber dort mitgegangen.
„Genau das ist das Problem. Ich habe noch etwas Stolz übrig. Diese Chelsea-Typen sind gut für gar nichts. So einfach ist das! Niemand mag Chelsea.", protestierte Gini derweil nachdrücklich. Sie lag ausgestreckt auf der einen Hälfte ihres großen L-förmigen Sofas, dass gerade so Platz in ihrer Wohnung gefunden hatte und wirklich auf den CM genau an die hinterste Wand passte und nach vorne gerade so vor dem bodentiefen Fenster abschloss. Ricardo verdrehte schnaubend die Augen.
„Immerhin haben wir in den letzten Jahren Titel geholt und das auf europäischem Niveau. Komm schon, Vindahl. Wenigstens heute könntest du auf meiner Seite sein. Wir haben 'nen Top- Trainer, ne sympathische Mann...."
„Bevor ich jemals auch nur ansatzweise für die Blauen bin, erschieß ich mich.", unterbrach Gini den brünetten Studenten, mitten im Satz. Liebevoll strich sie dabei über ihr eigenes Trikot. Das rot-weiße, niegelnagelneue Arsenaltrikot, ebenfalls mit der Nummer sieben, welches einen perfekten Kontrast zu Ginis dunkler Haut bildete und ihre schmale Figur betonte. Es war ihr ganzer Stolz. Sie hatte es angezogen, aus Protest, nachdem ihr Vorschlag Ricardo in seinem Trikot gar nicht ins Haus zu Lassen einfach konsequent ignoriert wurde. Dabei war sie es gewesen, die vorgeschlagen hatte den Supercup bei ihnen anzuschauen, anstatt wie sonst üblich in ihrem Stammpub. Es war ihr einziger freier Abend die Woche und sie war absolut gar nicht motiviert das Haus zu verlassen.
Milena selbst stand mit Fynn, dem fünften im Bunde und Daya an der kleinen Küchentheke vor ihrer Küchenzeile. Während letztere soeben die Flasche Sekt zu Öffnen begann, kam Fynn aus der Vorratskammer und hielt zwei Tüten Chips in den Händen. Auch der Engländer mit walisischen Wurzeln war kein großer Fußballfan, genoss es jedoch die Fußballer anzuschmachten.
„Diese Rivalität wird langsam etwas pathologisch, findet ihr nicht?", hörte die Brünette sich fragen, als sie ihre beiden Freunde auf dem Sofa betrachtete. Wortlos reichte sie zwei Schüsseln in Richtung Fynn. Der hob belustigt eine seiner wie immer perfekt gestylten Augenbrauen: „Langsam?"
„Etwas?", fragte Daya, der leicht spöttische Unterton im Knallen des Sektkorkens untergehend. Milena begann augenblicklich zu Schmunzeln. Sie wusste, dass ihre Freunde ihre Leidenschaften für ihre jeweiligen Vereine sehr erbittert auslebten und so gönnerhaft Ricardo klang, wenn es um eine Chelseaniederlage ging, war der Spaß schnell vorbei. So wie letzte Saison, als Chelsea gegen Arsenal verlor. Milena schluckte, als sie daran dachte, dass dies der Abend war, an dem sie Mason zum ersten Mal begegnete.
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Over You
FanfictionWunder? Daran hatte Mason Mount nie geglaubt. Für seinen Traum zählten nur Talent, Fleiß und harte Arbeit. Doch das sollte sich ändern, als er nach einem niederschmetternden Tag auf eine Fremde in einem Pub trifft, die nicht nur keinen blassen Schim...