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Changbin POV

Mit klirrendem Rucksack betrete ich unsere Wohnung. Heute ist Samstag und ich musste noch schnell Alkohol für die Klassenfahrt besorgen, bevor es nicht mehr geht. Ich will die Küche betreten, doch bleibe davor stehen, als ich die Stimmen von meinen Eltern höre. Sie diskutieren gerade über etwas. „Ne, ich glaube das einfach nicht.", höre ich meine Mutter. „Du willst es einfach nicht glauben.", kontert mein Vater zurück.

„Wieso sollten wir ihm glauben? Er ist doch schon lange nicht mehr mit Changbin befreundet." Bei meinem Namen werde ich hellhörig und betrete die Küche. „Hi.", sage ich, während meine Eltern mich nur anstarren. „Gut das du da bist. Wir müssen uns mal unterhalten.", sagt mein Vater und steht auf. „Du musst uns nur eine Frage beantworten. Bist du schwul, Changbin?", fragt meine Mutter und sieht mich traurig und enttäuscht an.

„Nein. Das habe ich euch doch letzte mal auch schon gesagt.", antworte ich genervt. „Dann war ein Mädchen hier? Hast du eine Freundin?", fragt mein Vater mit hochgezogenen Augenbrauen. „Was? Nein! Das geht euch auch nichts an! Was ist hier überhaupt los?!", frage ich vollkommen verwirrt. Warum fangen meine Eltern schon wieder damit an?

„Changbin wir haben die Information erhalten, das du schwul bist. Außerdem haben wir ein benutztes Kondom in deinem Müll gefunden.", sagt meine Mutter leise. „Durchsucht ihr jetzt meinen Müll oder was?!", schreie ich sie an. Mein Vater will gerade zum reden ansetzen, als er in seinem tun stoppt und auf mich zukommt. „Na, was haben wir denn da?", sagt er und dreht mein Kinn ruckartig zur Seite.

Erst jetzt bemerke ich, dass sie wahrscheinlich den Biss von Felix sehen. Da sie die letzten Tage nicht hier waren, habe ich das ganz vergessen. „Hier hast du deinen Beweis.", sagt mein Vater an meine Mutter gerichtet. Wütend drücke ich seine Hand von mir und sehe zu meiner Mutter, die mich traurig ansieht. „Was haben wir nur in unserer Erziehung falsch gemacht?", fragt sie dann verzweifelt meinen Vater. „Sag mal spinnt ihr jetzt komplett?! Das hat doch nichts mit Erziehung oder so zu tun!" Fassungslos sehe ich meine Eltern an.

„Also stimmt es.", sagt meine Mutter enttäuscht und schaut zu Boden. „Ihr habt sie echt nicht mehr alle!", schreie ich und verschwinde aus dem Raum. Wütend knalle ich die Tür hinter mir zu und renne in mein Zimmer. So schnell es geht packe ich die wichtigsten Sachen zusammen in eine Tasche. Mit vollen Händen laufe ich die Treppe runter und verlasse unsere Wohnung. Ich laufe einfach los, Hauptsache weg von von Zuhause und meinen Eltern.

Als ich eine Pause auf einer Parkbank mache, fällt mir ein, das ich auch das Auto hätte nehmen können. Aber das wäre eh in der Garage gewesen und ohne den Schlüssel wäre ich da nicht rangekommen. Und der liegt in der Küche. Da wäre ich nur über meine Leiche wieder reingegangen. Erschöpft lege ich mich auf die Bank und schaue in den Himmel. Es wird schon langsam dunkel. Ich beobachte die bunten Wolken, während mir die ersten Tränen über die Wangen laufen. Ich kann doch nichts dafür das ich auf Jungs stehe.

Nach ein paar Minuten, laufe ich weiter. Ich habe kein bestimmtes Ziel, ich laufe einfach dahin, wohin mich meine Beine tragen. Und doch stehe ich nach 10 Minuten vor Felix' Haus. Verdammt, scheiß drauf. Ich gehe auf das Haus zu und bleibe davor stehen. Nach einem tiefen Atemzug, schaffe ich es zu klingeln. Kurz darauf öffnet Felix' Mutter die Tür. „Oh, Hallo Chang...", sie stoppte und sah mich besorgt an. Dann drehte sie sich um und rief die Treppe hoch: „Felix!"

Schnell kam der jüngere die Treppe runter gerannt und bleibt wie angewurzelt stehen, als er mich sieht. „Changbin?", fragt er vorsichtig. Sein Blick zeigt mir, dass er sich große Sorgen macht. In dem Moment bricht alles in mir zusammen. Ich lasse die Taschen auf den Boden sinken und gehe auf ihn zu. Fest drücke ich ihn an mich und schluchze in seine Halsbeuge. Beruhigend streicht er über meinen Rücken. „Geht ruhig schon mal hoch. Ich kümmere mich um die Taschen.", sagt seine Mutter.

„Komm, wir gehen hoch.", flüstert Felix und nimmt mich an die Hand. Mit gesenktem Kopf laufe ich ihm hinterher. In seinem Zimmer angekommen schließt er die Tür und legt sich mit mir auf sein Bett. Diesmal lege ich meinen Kopf auf seine Brust und schlinge meine Arme um ihn. Noch immer laufen die Tränen, während Felix mir durch die Haare streicht. Heute haben wir irgendwie die Rollen getauscht, aber bei ihm ist mir das total egal. Ich bin ihm so dankbar dafür, dass er sich um mich kümmert.

„Willst du mir erzählen, was los ist?", fragt er leise. Ich schüttele meinen Kopf. „Später vielleicht.", sage ich hinterher. „Ist okay. Du musst mir das nicht erzählen, wenn du das nicht willst." Bei seinen Worten drücke ich mich näher an ihn. „Danke, das du für mich da bist." „Ich bin immer für dich da.", sagt er und gibt mir einen Kuss auf den Kopf. Das lässt mich zu ihm aufsehen. Ich lächele ihn an, ehe ich ihm einen kurzen Kuss aufdrücke. Danach lege ich mich wieder auf seine Brust und schließe zufrieden meine Augen.

Sanft werde ich durch Streicheleinheiten geweckt. Ich öffne meine Augen und schaue direkt in Felix' braune Augen. „Morgen.", sagt er. Langsam komme ich zu mir. „Oh, bin ich eingeschlafen?", frage ich den blonden. „Mhm.", stimmt er mir zu. Müde grummelnd vergrabe ich mein Gesicht wieder im Kissen. „Komm. Meine Mutter hat das Frühstück fertig.", sagt er und wuschelt durch meine Haare. „Okay.", sage ich und quäle mich aus dem gemütlichen Bett von Felix.

„Guten Morgen Jungs.", sagt Felix' Mutter lächelnd, als wir die Küche betreten. „Morgen.", sage ich ebenfalls lächelnd und setze mich neben Felix an den Tisch. Zusammen fangen wir dann an zu essen. „Ist es wirklich ok das ich hier bin? Ich möchte keine Umstände machen.", sage ich nach dem Essen. „Das ist wirklich kein Problem, Changbin. Du kannst gerne noch länger hier bleiben. Wir freuen uns über Besuch.", antwortet sie. „Danke.", sage ich erleichtert.

Es ist mittlerweile schon wieder Abend. Zum Glück kann ich noch eine Nacht hier schlafen, bevor wir morgen zusammen auf Klassenfahrt fahren. Ich bin echt froh das Felix mitkommt. Bei ihm fühle ich mich einfach wohl und geborgen. Hoffentlich machen wir die Ausflüge zusammen, damit ich mehr Zeit mit ihm verbringen kann.

Gerade sitzen wir auf der Couch und schauen Fernsehen. Ich liege auf der Couch und habe meinen Kopf auf Felix' Schoß gelegt. Dieser krault mal wieder meinen Kopf, was super angenehm ist. Felix' Mutter ist in der Küche und räumt auf. Ich finde es toll, dass sie das nicht stört, das Felix schwul ist und wir so auf der Couch zusammen kuscheln können. Bei mir läuft der Hase da anders.

„Meine Eltern haben herausgefunden das ich auf Jungs stehe.", sage ich einfach heraus. Felix stoppt in seiner Bewegung. Ich drehe mich auf seinem Schoß, damit ich ihn angucken kann. Ich spüre seine Hand an meiner und drücke sie daraufhin. Ich atme einmal tief ein und aus, ehe ich weiter spreche: „Meine Eltern tolerieren das überhaupt nicht. Sie denken man kann sich das alles aussuchen. Du hättest ihre enttäuschten Blicke sehen müssen."

„Changbin. Das tut mir leid. Du kannst gerne hierbleiben, ich verstehe das wenn du nicht wieder nach Hause willst.", sagt er und streichelt mich wieder. „Ja, Changbin. Das ist wirklich kein Problem. Wenn du nicht nach Hause kannst, hast du immer einen Platz hier bei uns.", meldet sich jetzt auch Felix' Mutter. Ich bin so dankbar und glücklich im Moment, dass mir tatsächlich eine Freudenträne über die Wange läuft. „Oh, nicht weinen Binnie.", sagt Felix schnell und wischt mir die Träne weg.

„Ich bin nur gerade sehr glücklich, Lixie.", sage ich und lächele ihn breit an. Felix erwidert das Lächeln und gibt mir einen Kuss auf den Mund. Geschockt schaue ich zu Felix' Mutter, die noch immer im Türrahmen steht. „Keine Sorge, ich weiß sowieso schon Bescheid.", grinst sie und verschwindet wieder. Fragend sehe ich zu dem blonden Australier. „Sie hat uns beim letzten Mal gehört.", sagt er und beißt sich beschämt auf die Lippe.

„Oh...", murmle ich und drehe mich zum Fernseher. Ich höre Felix leise lachen, bevor ich wieder seine Hand in meinen Haaren spüre. Zusammen mit Felix' Mutter schauen wir noch einen Film, ehe wir schlafen gehen. Immerhin fahren wir morgen auf Klassenfahrt...

Friends with Benefits || ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt