Die Tränen des Morgens

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Julian
Ich wurde mit Sonnenstrahlen die hinter dem Vorhang in das Hotelzimmer fielen wach. Lag neben meinem besten Freund, er war auch derjenige den ich in meiner Zeit in Paris vermisste bis es schmerzte.
Thilo lag mit dem Gesicht zu mir, seine Decke war bis unter die Augen hochgezogen und schlief. Heute Nacht konnte ich wie er immer wieder wach war, sich rum wälzte. Als ich mal kurz so um 3 wach war sah ich ihn im Badezimmer stehen er hatte sich am Waschbecken angelehnt, er weinte doch klatschte sich jedoch nur kaltes Wasser ins Gesicht und kam wieder ins Bett als wäre nie was gewesen.
Ich begleite Thilo nun schon sein ganzes Leben und frage mich immer wieder wie viele Schmerzen kann ein Mensch aushalten. Sein Gesicht zeigte die Wunden von gestern doch ich glaub in seiner Seele und tief im inneren sitzt mehr. Wie muss es sich anfühlen zu hören zu bekommen von dem Mann den man jahrelang vertraut hat dass die Kugel eigentlich einen selbst treffen sollte und du der tote ursprünglich gewesen wärst. Doch ich hatte für die ganzen Fragen keine Zeit mehr denn Thilo war wach und brauchte mich jetzt.
Er rieb sich seine Augen, schaute sich kurz im Zimmer um indem er sich hinsetzte und ließ sich dann wieder auf dem Kissen fallen und starrte an die Decke.
Ich lehnte mein Gesicht über sein und pustete ihm ins Richtung Nase weil ich wusste wie sehr er das hasst. Er lachte. Und ich wusste wenn er lacht ist er wenigstens in diesem Moment glücklich. Mein bester Freund drehte sich aus dem Bett und ging noch mit einem leichten Lachen auf den Lippen stumm auf den Balkon des Zimmers. Man muss sagen er war schon sehr eng, grade für uns ich war fast 1,90 groß und Tilman sogar 1,94 also standen wir uns fast immer auf dem Füßen wenn wir zusammen draußen waren.
Doch es schien mir so er wäre aus der Situation geflüchtet und deshalb ging ich ihm nach. Beide in Unterhose standen wir dort und schwiegen, mein Blick war nach vorn gerichtet auf die Hotelanlage. Überall Familien, Rentner und Pärchen die sich auf den Weg zu Frühstück machten nur wir waren es wieder die, die Probleme hatten und wo die Luft sich staute.
Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen wie mein bester Freund sich das Auge rieb. Schaute zu ihm rüber und sah das er weinte. Bitterlich sogar. Die Tränen rollten nur so über seine Wangen.
Mit all meiner Kraft drückte ich ihn an mich ran und versuchte ich ihn irgendwie zu beruhigen. Gefüllte schwere Stunden der stille blieben wir so stehen bis er zu mir sagte
„Wir müssen nochmal zu ihnen. Ich muss die Wahrheit nun endlich kennen."
Ich nahm Luft und wollte anfangen zu reden doch ich hatte keine Chance „Bevor du jetzt was sagst. Halt bitte deine fresse, Julian. Ich ruf Uwe jetzt an. Mir reicht es langsam es kann doch nicht sein das ich nur angelogen werde."
Ruckartig löste er sich von mir und ging rein zum telefonieren. Währenddessen trat ich ein Schritt nach vorn und lehnte mich über das Geländer und schaute auf den Pool mit dem ruhigen Wasser. Nach wenigen Minuten kam Tilman wieder und in unserem Zimmer breitete sich eine unfassbare Hektik aus.
„Julian komm, wir treffen diesmal nur Uwe. Wir müssen los"
„Zieh dir doch was an oder willst du Boxershorts fahren." sagte ich während wir uns wieder im Zimmer befanden und mein bester Freund Richtung Tür steuerte.
„Ich würde ein Vertrag mit dem Playboy unterschreiben nur um zu wissen was mit meinem Bruder passiert ist."
So zogen wir uns schnell irgendwas an. Thilo hatte sogar seine Brille an da er durch die Wunde im Gesicht kein Kontaktlinsen tragen wollte.
„Hast du was von den Frauen gehört?" fragte Thilo mich während wir auf dem Weg zum Ausgang des Hotels waren.
„Ja Tilly hat heute Nacht bei euch geschlafen. Ich glaub die wollen heute in den Zoo"
Und so liefen wir am frühen Morgen runter zum Ausgang aber davor sagte ich noch zu meinem besten Freund „Warte kurz, ich muss nochmal aufs Klo" und verschwand.

Tilman
Ich dachte Julian wäre ins Klo gefallen als er dann endlich nach zehn Minuten mit zwei Brötchen unterm Arm zurück kam.
„Ich dachte schon du wärst ertrunken"
„Quatsch ich war am Buffet... hier" sagte der braunhaarige und drückte mir ein Käse Brötchen vor die Brust.
Dankend lächelte ich und wir gingen los. Über den selben Weg wie gestern nur mit anderen wissen. Doch so gingen wir diese Straße lang und als wir da waren betete ich Julian darum draußen zu warten. Ich sagte zu ihm ich würde mich melden wenn ich ihn brauchte und so klingelte ich und Uwe stand dort. Er führte mich ins Haus wo ich mich mit ihm in die Küche zu meinem Onkel setzte.
Ich war unfassbar nervös und wusste überhaupt nicht wie ich verhalten sollte und sagte erst was wenn die beiden anfingen zu reden.
„Also Tilman dich werde ich in meinem Leben nicht nochmal schlagen aber es war gestern das richtige. Du fragst dich bestimmt warum ich den Sohn meines eigenen Bruders erschossen habe"
Ja allerdings dachte ich genau das fragte ich mich. Aber ich sagte nix saß mit Uwe gegenüber meines Onkels und hörte ihn zu.
„Mein leben lang war ich neidisch auf deinen Vater. Als du und Malte 94 auf die Welt kamt platzte mir der Kragen. Meine Frau und ich konnten keine Kinder kriegen und mein Bruder spielte mir immer die perfekte Familie vor. Gesunde Zwillinge, tolle Ehe, super Job und ein großes Haus mit Grafen für die Söhne. Im Frühjahr 98 brach ich dann endgültig den Kontakt ab und zog hier her. Doch du musst wissen ich wollte nie jemanden umbringen. Aber ich war im Schießclub somit einen Waffenschein und auch Zugang zu Waffen. Am 28.Mai.1999 ging ich dann in ein Waffengeschäft in Gelsenkirchen, holte mir eine Glock 17 und"
„Du hast meinem Bruder erschossen obwohl die Kugel mich treffen sollte. Warum das alles? Weiß du was ich zieh dich vor Gericht. Und Uwe du gehst direkt mit ihr könnt euch ja eine Zelle teilen. Schämt ihr euch eigentlich nicht? Du erschießt deinen Neffen und du Uwe lügst mir jahrelang ins Gesicht und weißt alles. Wir sehen uns vor Gericht." schrie ich die beiden an ich konnte sogar nicht anders als beiden ins Gesicht zu schlagen so wie sie es gestern bei mir gemacht haben. Ich stand nach meiner Standpauke auf und verließ das Haus. Als Julian mich sah drehte er sich zu mir und schaute mich an.
Doch ich sagte nur zu ihm „Wir brechen noch heute die Heimreise an"

Jedes seiner Worte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt