Das süße Getränk benetzte meine Lippen, während ich Professor Frederik Arlott, einem renommierten Naturforscher, betont interessiert zuhörte.
Er erzählte von seinen Reisen zum Amazonas und was für exotische Dinge er von dort mitgebracht hatte.
Unter anderen Umständen hätte ich mich brennend dafür interessiert, doch gedanklich war ich bei meiner Tochter. Laila lag mit einer fiesen Erkältung im Bett und eigentlich würde ich jetzt neben ihr liegen und ihr aus der unendlichen Geschichte vorlesen.
Doch Nolan Almas, Besitzer der Sphinx-Hotels und mein direkter Vorgesetzter, hatte vor drei Stunden angerufen, um mir begeistert zu erzählen, dass Arlott dem Verkauf seines Hauses zugestimmt hatte.
Seit Monaten versuchte Nolan, den etwas verrückten Professor zum Verkauf zu überreden, da er hier ein weiteres Luxushotel eröffnen wollte. Die Villa des Witwers sollte dafür abgerissen werden, wogegen sich der alte Griesgram bisher vehement gesträubt hatte.
Sein plötzlicher Sinneswandel war mir nicht ganz geheuer, doch es lag nicht an mir, so etwas zu beurteilen.
Meine einzige Aufgabe war es, mit Mr. Arlott zu Abend zu essen und ihn dann den Vertrag unterschreiben zu lassen.Mein Blick schweifte zu der stattlichen Standuhr, die an der gegenüberliegenden Wand thronte.
Es war Viertel vor 12 und eigentlich hätte ich schon vor einer Stunde heimfahren wollen.Doch Mr. Arlott hatte ein Festmahl serviert und darauf bestanden, dass ich mir die Zeit nahm, jede brasilianische Köstlichkeit zu probieren, die ihm in die Finger gekommen war.
Allein bei der Piranha-Suppe wäre ich gerne in den Essstreik getreten, doch ich hatte mich tapfer durchgekämpft.
Ich griff erneut nach meiner Gabel, um ein Stückchen Languste aufzupieksen, die laut Arlott frisch aus dem Amazonas geliefert worden war.
Ich konnte nicht ganz nachvollziehen, warum es eine herkömmliche Languste nicht auch getan hätte, doch ich würde mich hüten, etwas zu sagen.Ich nickte eine weitere seiner hanebüchenen Geschichten ab, während ich unauffällig versuchte, das Gewürz am Tellerrand abzustreifen, dessen unaussprechlicher Name mich doch etwas skeptisch gemacht hatte.
Als ich meine geheime Mission beendet hatte, ohne enttarnt zu werden - der Professor war viel zu beschäftigt mit seinen Prahlereien, als dass er seinem widerwilligen Gast viel Aufmerksamkeit schenken konnte - steckte ich mir das gesäuberte Stück Languste in den Mund und spülte es mit einem kräftigen Schluck des süßen Fruchtsafts nach.
Anschließend schob ich meinen Teller von mir. Noch ein Bissen dieses exotischen Zeugs und ich würde lebenslang auf Fastfood umsteigen. Ich konnte Laila schon jubeln hören.
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Poison
Mystery / Thriller*abgeschlossen* Allein mit einem verrückten Professor in einer abgelegenen Villa speisen? Das steht nicht unbedingt auf Katharina Langfords To-Do-Liste. Als ihr dann auch noch das tödliche Toxin der Velourotter ins Getränk gemischt wird, ist der Abe...