„Wunderbar. Noch eine Bitte. Auch wenn ich weiß, es ist viel verlangt: Nathalie und Sie werden sicherlich eine tolle Zeit haben, Verzichten Sie auf keinen Fall auf Alkohol. Ziehen Sie sich schick an, gehen Sie in ein Restaurant. Wenn es möglich wäre, würde ich es sehr begrüßen, wenn Nathalie bei ihnen übernachten könnte. Sie müssten dann bevor Sie zu der Modenshow zusammen fahren nicht noch einmal ins Anwesen kommen. Antoine wird ihnen ein Auto zukommen lassen.", ergänzt der berühmte Modedesigner.
„Natürlich, das wäre kein Problem", ich räuspere mich, da meine Stimme anfängt zu zittern. Dann setzte ich meinen Gedanken fort, wobei ich mich eher an Madame Sancoeur wende: „Ich wohne nur in einer Wohngemeinschaft und da kann es etwas stürmisch zugehen, wenn Sie aber nichts dagegen haben, ist es kein Problem."
Madame Sancoeur nickt etwas beschlagen. Sie folgt anscheinend ihrem Motto: Wenn Agreste es sagt, dann tue ich es.
„Sie können dann beide gehen", entlässt uns der Mann vor uns und vertieft sich wieder in seine Arbeit. Wir verlassen den Raum.
„Warten Sie noch einen Moment. Ich hole nur kurz meine Tasche. Ist es in Ordnung, wenn ich so gehe?" fragt mich die Frau vor mir. Sieh hat einen roten Cardigan, einen schwarzen Blazer, schwarze Hose und genau wie ich schwarze Pumps an.
„Nein. Kein Problem. Ich werde mich auch nicht umziehen, wenn Sie nichts dagegen haben.", erwidere ich nur.
Hinter uns öffnet sich die Tür. „Aber ich habe etwas dagegen", erwidert Monsieur Agreste. Ich bekomme dabei einen halben Herzinfarkt und atme scharf ein.
„Dann bräuchte ich noch einen Moment." Ergänzt sich Madame Sancoeur. Monsieur Agreste tritt aus seinem Büro heraus und sieht mich abwartend an. Madame Sancoeur eilt gerade die Treppe hinauf.
„Worauf warten Sie? Sie leihen sich etwas von Nathalie aus. Ihr habt eine ähnliche Kleidergröße.", höre ich den Mann neben mir sagen. Madame Sancoeur bleibt auf der Treppe stehen und ich sehe etwas Hass und Groll in ihren Augen aufblitzen. Sie sieht mich auffordernd an: Tue das, was Agreste sagt.
Ich folge ihr die Treppe hoch. Dann in ihr Zimmer. Es ist groß und gemütlich. Naja, es scheint zumindest so, da die Vorhänge zugezogen sind. Als Madame Sancoeur diese jedoch aufzieht, erkenne ich, dass das Zimmer genau wie der Rest des Hauses eingerichtet ist: Perfekt und elegant.
Ich stehe im Eingang zu ihrem Zimmer. Ich will eigentlich nicht reingehen, es ist ihr privates Zimmer. Und ich kenne sie ja nicht einmal. Sie geht zu ihrem Kleiderschrank und holt ein rotes kurzes Kleid heraus.
„Stehen Sie da doch bitte nicht so rum. Kommen Sie herein. Suchen Sie sich etwas aus.", sagt sie ohne jegliche Betonung. Gefühlvolle Worte, aber ohne Gefühl. Wie paradox. Ich trete ins Zimmer herein und stelle mich neben sie an den Kleiderschrank. Ich bin überfordert und total unsicher. Ich will nichts anfassen. Ich umklammere meine Tasche an der Schulter noch fester mit beiden Händen. Ich stehe offenbar sehr verkrampft da, weshalb mir Madame Sancoeur das rote Kleid in die Hand drückt und sich selber ein weiteres Kleid herausholt. Es ist ein tiefes, dunkles Violett. Es passt jetzt schon perfekt zu ihrem Aussehen.
„Ähm. Wo genau soll ich mich umziehen?" bringe ich stotternd hervor.
„Es ist am einfachsten, wenn wir es kurz hier machen. Ähm.. Außer es ist ihnen natürlich unangenehm. Ich würde auch wegschauen.", erwidert sie ebenfalls stotternd. Gut. Wenigstens sind wir zwei Personen die sich unwohl fühlen.
Ich stelle meine Tasche an der Tür ab, schließe diese und schaue mich noch einmal um, ob Madame Sancoeur sich wirklich schon auszieht. Und tatsächlich. Ich erkenne ihren nackten Rücken. Sie trägt einen BH, welchen sie jedoch auszieht, da das Kleid einen eingenähten hat. Sie ist ziemlich schlank, was ich jetzt noch besser erkennen kann.
Ich wende mich wieder ab. Ziehe meinen Blazer aus und dann meinen Cardigan. Mein Kleid hat ebenfalls einen eingenähten BH, weshalb ich mit zittrigen Händen versuche meinen BH zu öffnen. Ich merke, wie die Frau hinter mir mich anschaut, was meine Nervosität nur schlimmer macht.
„Brauchen Sie Hilfe?" fragt sie mich unsicher. Ich schüttele nur schnell und ruckartig den Kopf, während ich weiter meine Hände hinter meinen Rücken verrenke und versuche den Verschluss zu öffnen. Meine Hände zittern noch mehr, obwohl ich dachte, dass es nicht mehr schlimmer werden kann. Ich weiß, dass sie mich immer noch anschaut. Gott. Ich habe den BH schon so oft aufgemacht. Und jetzt auf einmal geht nichts.
Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffe ich es jedoch. Mein Kopf brennt, als ob mein ganzes Blut in ihm wäre. Ich ziehe mir das Kleid über und siehe dann meine Hose aus. Das Kleid geht mir bis knapp über die Knie. Die Ärmel sind kurz. Da ich meine Arme nicht wirklich mag, ziehe ich meinen Blazer wieder an. Ich sehe in den Spiegel, welcher neben dem Bett steht und stelle fest, dass es nicht perfekt zusammenpasst, es sich jedoch sicherer fühlt so zu gehen als ohne Blazer.
Madame Sancoeur hat ihre Brille abgenommen und setzt sich Kontaktlinsen ein. Sobald sie beide eingesetzt hat, schaut sie mich musternd an.
„Der Blazer passt nicht so ganz dazu.", meint sie nach einer Weile.
„Ich weiß", erwidere ich wieder schüchtern.
„Ziehen Sie ihn doch aus.", bittet sie mich freundlich, jedoch auch unsicher.
„Ich würde gerne darauf verzichten.", erwidere ich kurz und noch unsicherer. Ich widerspreche hier gerade meiner Chefin.
„Wenn ich es ihnen sage tun Sie es bitte. Ich denke das Kleid passt perfekt. Auch ohne Blazer", erwidert sie. Ich nicke zittrig. Ich hasse meine Arme. Es sind einige Narben zu sehen, die nicht einmal einen bestimmten Grund haben, jedoch so aussehen, als ob ich mich geritzt hätte. Madame Sancoeur nimmt mir meinen Blazer ab und legt ihn auf ihr Bett zu ihren Sachen. Meine restlichen Sachen liegen auf meiner Tasche.
„Sieht doch gut aus. Wir müssen nur ihre Haare noch einmal hochstecken Schaffen Sie das?" fragt mich Madame Sancoeur. Ich nicke nur als Antwort. Ich zittere immer noch am ganzen Körper. Meine Hände zittern dabei am stärksten. Mit Mühe schaffe ich es, meine Haare zu öffnen. Das Haargummi fällt mir dabei runter. Ich hebe es auf und merke dabei, dass sie mich immer noch beobachtet. Noch besser. Ich versuche meine Haare mit meinen Händen ein wenig durchzubürsten, wobei ich es nicht schaffe.
Kurz darauf kommt Madame Sancoeur hinter mich, ergreift meine Schultern und setzt mich an ihren Schminktisch. Sie nimmt eine Haarbürste und kämmt mir vorsichtig durch die Haare. Das letzte Mal.. Da hat meine Mum mir die Haare gekämmt. Nur Madame Sancoeur macht es so sanft, als ob sie auf einer Harfe spielen würde. Sie macht mir einen etwas aufwendigeren Dutt, welcher einfach perfekt zum Kleid passt. Ich lächle ihr durch den Spiegel aus zu, wobei sie mir zurück lächelt.
„Dankeschön, Madame Sancoeur", ergänze ich mein Lächeln.
„Gerne. Wir hätten hier sonst noch bis morgen früh gesessen. Und Sie können mich ruhig Nathalie nennen. So nennen mich hier alle.", erwidert sie nur.
„Dankeschön Nathalie. Sie können mich auch gerne Mirabelle nennen.", entgegne ich ihr.
„Gerne doch. Dann können Sie mich auch gerne duzen", erklärt sie mir.
„Achso, natürlich. Sie, ähm. Du kannst mich dann auch gerne duzen.", erwidere ich.
„Mit vergnügen. Wir sollten jetzt runter gehen. Monsieur Agreste wartet wahrscheinlich immer noch.", sagt sie und ich erkenne einen leicht genervten Ton.
Wir gehen gemeinsam aus dem Zimmer, dann weiter die Treppe hinunter zur Eingangshalle. Monsieur Agreste wartet, wie Madame, ich meine Nathalie bereits gesagt hat. Er mustert uns beide kurz zieht Nathalie eine Jacke über und kurz darauf verlassen wir das Anwesen.
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Je te laisserai des mots
Fanfiction„Dankeschön, Madame Sancoeur", ergänze ich mein Lächeln. „Gerne. Wir hätten hier sonst noch bis morgen früh gesessen. Und Sie können mich ruhig Nathalie nennen. So nennen mich hier alle.", erwidert sie nur. „Dankeschön Nathalie. Sie können mich auch...