Chapter 11

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Um punkt 6 Uhr klingelt mein Wecker. Ich beuge mich über Nathalie und schlage ihn aus. Mein Kopf dröhnt, jedoch kuschele ich mich wieder zurück an den warmen Körper neben mir. Nathalie ist offenbar auch wach geworden, denn nach einigen Sekunden sitzt sie stocksteif im Bett, hält sich den Kopf und schaut verwirrt ins Zimmer.

„Was.. Wo... Warum bin ich hier?" stottert sie verwirrt vor sich hin. „Was mach ich hier neben ihnen im Bett?"

Ich kann mich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. „Sie waren gestern etwas betrunken. Erinnern Sie sich wirklich an gar nichts mehr?" frage ich sie, wobei ich dabei hoffe, dass sie alles vergessen hat, wobei ich aber auch hoffe, dass sie alles weiß und nichts bereut. Sie schüttelt verwirrt den Kopf. „Shit", höre ich meine Gedanken.

„Kommen Sie. Wir müssen uns fertig machen, sonst werden wir zu spät sein", erkläre ich ihr. Ich rapple mich hoch und warte, bis Nathalie aus dem Bett gestiegen ist. Mein Kopf dröhnt. Ihrer anscheinend auch. Gott sei Dank habe ich gestern nicht so viel wie sie getrunken.

„Habe ich etwas verpasst? Habe ich mich unangemessen verhalten? Oh Gott. Ich werde sicherlich gefeuert!" brabbelt sie vor sich hin.

„Nein, Madame. Alles ist in Ordnung: Monsieur Agreste hat ihnen ja gesagt, dass Sie nicht auf Alkohol verzichten sollen", erwidere ich ruhig. „Kommen Sie. Wir müssen uns fertig machen", ergänze ich noch kurz.

„Aber wo sind denn meine Sachen?" fragt sie mich verwirrt.

„Ähm... Also, irgendwie haben wir das nicht so ganz durchdacht. Suchen Sie sich einfach etwas von mir aus. Ich deute auf den Kleiderschrank, während ich meine Haare bürste und hinten in einen Dutt stecke. Sie sieht mich total überfordert an. So muss ich gestern anscheinen auch ausgesehen haben. Ich lächle ihr zu, trete vor den Kleiderschrank und suche nach etwas passendem. Ich stecke ihr eine schwarze Hose zu.

„Von den Oberteilen müsste ihnen jedes passen. Die Hose ist mir etwas zu lang und ihre Beine sind etwas länger als meine, also sollte sie Ihnen passen", erläutere ich zu der Frau neben mir. Ich trete wieder zurück, style meine Haare zu Ende und schaue kurz zu Nathalie, welche sich einen weißen Cardigan und einen dunkelblauen Blazer herausgeholt hat. Ich hoffe es passt.

Ich selber entscheide mich für eine schwarze elegante Hose, einen grauen Cardigan und einen schwarzen Blazer. Irgendwie ist der Dresscode überall ähnlich. In dem Büro, in welchem ich als Sekretärin gearbeitet habe, musste ich auch immer unten Schwarz und oben einen Blazer tragen. Offenbar hat sich es bei ihnen ähnlich angeeignet.

Nathalie sieht mich wieder an. Sie hat die Hose angezogen, jedoch sitzt sie nun in meinem grünen Schlafanzugtop und der schwarzen Hose, welche perfekt passt auf meinem Bett und starrt mich an. Ich habe ebenfalls meine Hose angezogen.

„Alles in Ordnung?" frage ich sie besorgt, woraufhin sie nickt, aber ihren Kopf schüttelt.

„Ich kann mich nicht konzentrieren. Meine Gedanken sind alle durcheinander. Ich kann nicht klar denken und mein Kopf dröhnt", erklärt sie mir großen Augen. Ich nicke nur.

„Das wird nach dem ersten Kaffee bestimmt besser", versuche ich sie aufzumuntern. Sie starrt mich immer noch an. Ich bin sichtlich Überfordert, denn ich starre sie nur zurück an.

„Und ich habe keinen BH", flüstert sie beschämt und wendet ihren Blick zum Boden. „Oh Gott! Das habe ich ja ganz vergessen! Tut mir leid! Was haben Sie denn für eine Größe? Vielleicht habe ich ja einen der ihnen passen könnte?"

Nathalie murmelt beschämt leise ihre Größe und ich überlege kurz. Sie ist etwas größer als meine Größe, aber aus Erfahrung weiß ich, dass ich eine ähnliche Größe mal gekauft habe, mir aber im Endeffekt zu groß war. Ich krame kurz in einer Schublade und ziehe einen schwarzen Spitzen-BH heraus, welcher unter den Körbchen noch etwas weiter herunter geht. Er sieht toll aus, ist mir aber leider zu groß.

„Sie können ihn gerne behalten, wenn er ihnen passt. Er ist mir zu groß", erkläre ich und reiche ihr den BH herüber. Sie nickt dankbar, nimmt ihn an und schaut ihn an. Sie findet ihn offenbar auch ganz hübsch. Wir drehen uns beide von einander weg und ziehen uns zu Ende an.

„Danke ihnen", höre ich sie sagen.

„Kein Problem. Keine Sorge, es ist alles gut. Sie brauchen nur einen Kaffee", erkläre ich ihr ruhig. Sie nickt. Wir gehen in die Küche, wo wir auf Malique und Irène. Irène ist unsere Vermieterin und wohnt auch hier, wobei wir sie fast nie sehen.

„Salut", begrüßen wir uns, wobei Nathalie sich dicht hinter mir aufhält. „Marbel, wen hast du denn da mitgebracht?" fordert mich Malique auf zu erzählen. Sein Blick verrät pure Freude. „Arsch", das verrät mein Blick.

„Irène, Malique, das ist Nathalie Sancoeur, meine Chefin", stelle ich sie kurz vor, bevor ich mich wieder umdrehe und frischen Kaffee aufsetzte.

„Malique. Wieso hältst du dich nicht auch wie Maribelle an die Regeln? Nein, jedes Wochenende ein neues Mädchen in deinem Bett. Bald fliegst du hier im hohen Bogen raus. Hol dir mal gleichgeschlechtliche Freunde, mit denen du es nicht direkt treibst", fährt Irène ihn gespielt spaßig, jedoch mit einem gewissen Ernst an.

„Haha. Ja. Die sind ja auch nur rein Freundschaftlich hier unterwegs..." erwidert Malique, wobei der Sarkasmus nicht zu überhören ist. Nathalie sieht mich verwirrt an. Mist. Wenn ich es ihr erzähle, war es das mit meiner guten Stelle, wobei es ja gar nicht von mir aus ging. Wenn sie es aber nicht zurücknimmt, dann kommen wir zusammen und Monsieur Agreste entlässt mich. Was eine Sackgasse. Ich brauche diesen Stress doch gar nicht.


Je te laisserai des motsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt