Chapter 16

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Ich wache von dem surrenden Geräusch meines Handys auf. Ich schaue darauf. „Nathalie Sancoeur" ruft an. Shit. Es ist grade mal 5:40 Uhr. Warum zum Teufel so früh? Ich räuspere mich und drücke auf den grünen Knopf.

„Guten Morgen, Madame Trombel. Könnten Sie bitte früher ins Büro kommen?" höre ich die ruhige Stimme von Nathalie. Am liebsten hätte ich ihr das Gespräch beendet und hätte weitergeschlafen, aber nachdem Monsieur Agreste mich fast nackt in ihrem Bett aufgefunden hat, wäre es denke ich mal ganz schlau nicht noch einen schlechten Eindruck zu hinterlassen.

„Guten Morgen. Das ist möglich. Ja. Ist alles in Ordnung? Was ist denn der Grund?" entgegne ich und versuche meine verschlafene Stimme etwas aufzupäppeln, was nur mäßig gelingt.

„Nun ja. Es gibt viel Arbeit und ich brauche bei einigen Sachen ihre Hilfe. Es sollte alles erledigt sein, bevor Monsieur Agreste aufwacht", antwortet sie. Naja, immerhin pennt der Mann noch. Auf seine grimmige Miene hätte ich gerne den Rest des Lebens verzichten können.

„Natürlich. Ich bin bald da", entgegne ich und nehme schon den Hörer vom Ohr um aufzulegen, als ich höre wie Nathalie noch etwas hinzufügt: „In allerspätestens 20 Minuten". Dann legt sie auf. FUCK! Ich brauche 20 Minuten um überhaupt zu diesem verdammten Haus zu kommen!

Ich schnappe mir gehetzt ein Oberteil aus meinem Schrank, schnappe Tasche, Schlüssel und Handy und renne los. Aus der Küche lasse ich zwei Kaugummis mitgehen. Ich renne förmlich zur Metro und auch im Wagon kann ich nicht ruhig sitzen. Als ich dann aussteige renne ich weiter zum Haus und komme noch irgendwie rechtzeitig an, sodass ich eventuell doch nicht geköpft werde.

Ich klingle und kurz darauf stürme ich auch weiter. Oben im Büro angekommen treffe ich auf eine entspannte Nathalie, welche in ein Sandwich reinbeißt und gemütlich einen Kaffee trinkt.

„Was suchen Sie denn hier? Ich habe doch gemeint, dass sie in allerspätestens 20 Minuten losgehen sollen. Sie hätten erst jetzt los gemusst. Also: Was zum Teufel suchen Sie hier?" sieht sie mich erstaunt an.

„Aber Sie haben doch gemeint, dass ich..." ich unterbreche meinen Satz und mit diesem auch meine Gestik und meinen Atem, nur um dann wieder anzusetzen: „Ist auch nicht wichtig. Ich habe Sie falsch verstanden. Nun bin ich hier. Wie kann ich helfen?" Madame Trombel lächelt nur.

„Nun, setzen Sie sich. Kaffee und Essen hatten sie offensichtlich noch nicht, also können Sie sich ruhig bedienen", wobei sie auf meinen Tisch deutet, auf welchem wie bei ihr ein Sandwich und ein dampfender Kaffee stehen.

„Danke", antworte ich, immer noch mit schnellem Atem.

Ich setze mich und nehme einen Schluck vom Kaffee. Dann lehne ich mich zurück und schließe meine Augen.

„Lange Nacht?" fragt die Frau am anderen Tisch.

„Eher gesagt langer Tag", erwidere ich, während ich meinen Atem langsam ausstoße und die warme Tasse umklammere. Mir ist nicht kalt, aber die Tasse ist dennoch angenehm warm unter meinen Fingern zu spüren.

„Kenn ich. Nun denn, daran sollten Sie sich gewöhnen, wenn Sie weiter hier arbeiten wollen", antwortet Nathalie.

„Nun ja, nach dem gestrigen Tage wird das wohl nicht von Bedeutung sein, was Ich will", murmle ich leise, wobei die Stille es zulässt, dass Nathalie meinen Satz hören kann.

„Monsieur Agreste ist zwar streng, aber wenn er Sie entlässt, muss er mich auch entlassen und dies wird er nicht tun. Ohne mich ist er verloren", erklärt sie.

„Wollten Sie nicht in Urlaub gehen für eine Zeit?" frage ich Sie, da dies ja auch der Grund meiner Anwesenheit ist.

„Jein. Ich will weniger Arbeiten, aber in Urlaub gehen oder eine Auszeit zu nehmen kommt nicht in Frage. Da wäre Monsieur Agreste sicherlich total am Ende. Ohne mich läuft hier nichts. Das ist allen bewusst", antwortet sie lächelnd.

Ich esse mein Sandwich zu Ende und auch meinen Kaffee trinke ich genüsslich zu Ende. Nathalie macht es mir gleich. Toll. Jetzt duze ich sie. Soll ich sie jetzt duzen oder siezen? Gute Frage, lieber Kopf. Das muss die Frau am anderen Tisch dann aber och lieber selber entscheiden.

Nachdem wir also das Frühstück beendet haben, bekomme ich einen Stapel Papier auf den Tisch geklatscht. Wie in diesen Filmen wo die Hauptdarstellerin dann genervt aufstöhnt, dabei aber immer noch gut aussieht. Danach folgt immer so eine Zeitraffer-Aufnahme wo es dann langsam dunkel wird und irgendwann spät abends nimmt sie ihre kleine Handtasche, wo höchstens ein Handy und eine Visitenkarte reinpassen und verlässt als letzte das Büro, weil sie ja so verdammt engagiert ist.

Nun denn. Ich könnte jetzt sagen, dass ich nicht so eine bin, aber der einzige Punkt welcher nicht stimmt ist der Satz: „dabei immer noch gut aussieht" und danach ist alles nicht zutreffend. Also ja. In irgendeiner Weise bin ich so.

Die meisten Papiere sind Datenschutzerklärungen und das einzige relevante sind nur die Herkunft und wie viele Seiten das hat. Ich muss den ganzen Plunder also Gott sei Dank nicht lesen, sondern kann einfach nur Zählen wie viele Blätter es sind, wobei es da auch eine Seitenzahl gibt und diese dann in den entsprechenden Ordner nach Name sortiert zu heften. Ich würde sagen: Monotone Arbeit, aber ich muss Monsieur Agreste nicht sehen und dafür bin ich sehr dankbar.

Nathalie essen auch gemeinsam im Büro zu Mittag und auch zu Abend. Wie es aussieht, versteht sie sich grade mit unserem Chef auch nicht sonderlich, was nur positiv für mich ist, da ich so sehr viel Gesellschaft habe.

Es ist schon nach 20 Uhr, als ich von meinem Stuhl aufstehe um aufs Klo zu gehen. Ich schaue dabei in den Spiegel und merke, wie scheiße ich den ganzen Tag über ausgesehen habe. Die Schminke von gestern ist immer noch auf meinem Gesicht. Warte. Da habe ich mich auch nicht geschminkt. Ich sehe scheiße aus, weil ich keine Schminke trage. Das erklärt so einiges.

Ich schließe die Tür auf, öffne sie und trete hinaus, wobei ich (ganz klischeehaft) gegen die Brüste einer großen weiblichen Person stoße. Ich schaue Nathalie in die Augen und fühle mich wie so ein kleines Kind, welches zur Mutter aufschaut.

Sie schiebt mich zurück in das kleine Badezimmer, schließt die Tür und schließt diese ab. Ich öffne grade meinen Mund um zu protestieren, als sie diesen mit ihren Lippen verschließt, eine Hand gegen meinen Brustkorb drückt und mich gegen eine Wand presst.


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sry, hoffe es kommt bald wieder mal was.

LG

~1028 Wörter

Je te laisserai des motsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt