Während des gesamten Weges zur medizinischen Station hielt er die Augen geschlossen und atmete bewusst gleichmäßig und ruhig. Gerne hätte er der Ärztin befohlen, ihn sofort zurück in sein Quartier zu bringen, doch hätte das wohl kaum einen Sinn gehabt.
Der Geruch der medizinischen Station ließ ihn würgen und Dämpfe des in Unmengen verwendeten Desinfektionsmittels brannten in seiner Kehle. Als er die Augen öffnete, blendete das gleißende, sterile Licht ihn und ließ ihn eine Hand schützend vor sein Gesicht heben. Er blinzelte und Tränen schossen in seine schmerzenden Augen.
Nach einer scharfen Linkskurve, die seinen Magen rebellieren ließ, kam die Trage plötzlich zum Stehen.
„Kommen Sie, Sir, hierauf bitte", forderte Hulinn ihn auf und klopfte auf ein Bett.
Hux gab sich alle Mühe, benötigte jedoch die Hilfe des Droiden, um seinen kooperationsunwilligen Körper auf die Matratze zu manövrieren.
Als er endlich lag, machte sich der Droide an seiner Kleidung zu schaffen, entfernte Uniform und Hemd, sodass Hux nur die Unterwäsche blieb. So plötzlich der Kälte ausgesetzt, begann sein Körper zu zittern. Er spannte die Muskeln an, um das Zittern in den Griff zu bekommen, verschlimmerte es jedoch bloß. Verärgert rammte er die Fingernägel in das blütenweiße Laken des Krankenbetts.
„Beruhigen Sie sich", beschwor Hulinn und breitete eine Decke über ihn. „Ich werde Ihnen jetzt erst einmal etwas zur Beruhigung geben, dann können Sie schlafen. Danach sehen wir weiter."
Mit diesen Worten schob sie behutsam eine Nadel in seinen Arm und injizierte ihm eine gelbliche Substanz. Hux zuckte zusammen, als sie sie Nadel wieder aus seinem Körper zog. Mit forschen Schritten entfernte die medizinische Offizierin sich, Augenblicke später wurde das Licht gedimmt. Nachdem eine Tür zugefallen war, sah sich Hux mit müden Augen in dem kleinen Zimmer um, in dem er untergebracht war.
Winzig und schmucklos war es, nur medizinische Utensilien hoben sich von den metallenen Wänden ab. Zumindest aber bot es ausreichend Privatsphäre und Hux seufzte erleichtert, als das Mittel langsam seine Wirkung zu entfalten begann.
Schreie hallten durch die Schwärze, der Geruch nach Blut lag in der Luft. Schmerzen dämpften die Wahrnehmung, Schmerzen und Panik. Kälte drang in jeden Winkel seines Körpers, lähmte ihn und raubte ihm fast den Verstand. Er wollte sich bewegen, doch die Schmerzen waren zu stark. Feuer loderte am Horizont, jedoch blieb die Kälte ungebrochen, hüllte ihn ein und zerrte an seinem Lebenswillen. Wie einfach es doch wäre, loszulassen...
Schuld mischte sich zu der Angst. War es seine Schuld? Schmerzen brandeten in Wellen durch seinen zitternden Leib, das Atmen fiel immer schwerer. Die eisige Luft brannte in der Lunge und trieb die Kälte immer tiefer in seinen Körper.
Tränen traten in seine Augen, bahnten sich heiß ihren Weg über seine Wangen und trugen seine Wärme fort, in eine Welt aus Eis und Qualen. Seine krampfhaften Atemzüge beschleunigten sich, während weitere Tränen seinen Leib verließen.
Wut keimte in ihm auf, schwach und erschöpft, dennoch lodernd. Wie hatte das nur passieren können? Niemals hätte das geschehen dürfen...
Die Welt wurde dunkler, das Rauschen in seinen Ohren verstummte allmählich. Was dies das Ende? Schwärze und Kälte umfingen ihn...
Dann traf ihn wieder der Schmerz...
Hux fuhr aus dem Schlaf und keuchte. Er war schweißgebadet und zitterte. „Verdammt...", hauchte er. Konnte dieser verfluchte Traum ihn nicht endlich in Ruhe lassen? Sein Körper bebte und zitternd barg er sein Gesicht in der linken Hand und versuchte, ruhig zu atmen. Sein Herz schlug so heftig, dass es schmerzte. Schlotternd drehte er sich auf die Seite und zog seine Knie an die Brust. Er verstand nicht, warum dieser Traum ihn immer wieder heimsuchte. Seit der Zerstörung der Starkiller-Basis hatte er ihn jedes Mal, wenn er den Schlaf fand.
Einen Augenblick fragte er sich, ob Snoke ihm diesen Albtraum vielleicht schickte, verwarf den Gedanken jedoch. Der Oberste Anführer hätte ihn effektiver quälen können, indem er ihn einfach durch die Macht anschrie, so, wie er es zu tun pflegte, wenn er ihn zu sich rief, um ihn zu verhören.
Er atmete einige Male tief durch, bis er seine Atmung wieder halbwegs unter Kontrolle hatte und sah sich um. Im Raum hatte sich nichts verändert, dennoch glaubte er, etwas gehört zu haben. Kurzerhand richtete Hux sich im Bett auf und schwang die Beine hinaus. Er zitterte und sog entsetzt die Luft ein, als seine bloßen Füße den kalten Boden berührten.
Auf wackeligen Beinen erhob er sich vom Bett und schritt im Raum umher. Der Schlaf hatte ihm gutgetan, der Schwindel und die Kopfschmerzen waren beinahe vollständig verflogen. Wirklich gut fühlte er sich jedoch noch immer nicht, dafür hätte er wohl eine ganze Nacht ruhigen Schlafes benötigt, die ihm zurzeit nicht vergönnt war.
„Sie sollten nicht umherspazieren, Sir."
Der Klang der mechanischen Stimme ließ Hux zusammenfahren und beinahe in die Höhe springen. Wie hatte er den Droiden bloß nicht bemerken können? Gefasst, doch angespannt drehte er sich zu dem Störenfried um und nahm ihn in Augenschein. Es war ein kleiner Medi-Droide, der sich rollend fortbewegte, und nur winzige Ärmchen hatte. Er war ganz eindeutig zur Beobachtung von Patienten gedacht und Hux fragte sich, wo das kleine Ding sich versteckt haben könnte.
„Gehen Sie zurück ins Bett", ordnete der Droide kurzerhand und ohne jede Höflichkeit an.
Hux schenkte dem kleinen Metallwesen einen verdutzten Blick. Wie konnte es ihn einfach so herumkommandieren? Der General brachte kein Wort hervor und kehrte verwirrt in sein Bett zurück.
„Was genau ist deine Aufgabe?", verlangte Hux zu wissen, als er seine Stimme wieder unter Kontrolle gebracht hatte.
„Ich soll Sie natürlich beobachten, Sir. Medical Officer Hulinn war besorgt, dass Sie eine Hirnschwellung entwickeln könnten, also habe ich Ihre Vitalwerte überwacht und würde das nun gerne fortsetzen."
Eine Weile saß Hux wie versteinert in seinem Bett und starrte den kleinen Droiden an. Etwas an der quietschenden Gerätschaft faszinierte ihn. Im Augenblick sinnierte er über die passenden Worte, um dem Droiden zu erklären, dass er den Rest der Nacht wach verbringen würde... sofern es nach der künstlichen Schiffszeit gerade Nacht war.
„Ich habe aus dem Anstieg Ihrer Herzfrequenz und den Schreien geschlossen, dass Sie einen Albtraum durchlebt haben, Sir", verkündete der Droide wie selbstverständlich und Hux schlug sich die Hand vor den Mund, als er hörte, dass er geschrien hatte.
Wer, außer dem Droiden, mochte ihn gehört haben?
„Wenn Sie es wünschen, kann ich Ihnen ein Schlafmittel oder zumindest ein Beruhigungsmittel verabreichen, Sir", schlug der Droide vor.
Hux knirschte mit den Zähnen, als er daran dachte, dass man ihm erneut Mittel verabreichen müsste, um ihn zu beruhigen, als wäre er ein Geisteskranker. Oder war er das vielleicht bereits? Er schauderte, als er sich selbst als sabbernden Irren vor seinem inneren Auge sah. Würde Snoke das aus ihm machen?
„Was schlägst du vor?", fragte Hux seinen Betreuer.
„Sie sollten schlafen, daher würde ich das Schlafmittel bevorzugen, Sir", antwortete er und Hux nickte, um sein Einverständnis zu signalisieren.
Er saß völlig still, während der Droide die kleinen Ärmchen ausklappte und eine Spritze mit vorgefertigter Dosis von einem Regal angelte.
„Das könnte ein wenig brennen", warnte der Droide und besprühte derweil Hux' Arm mit Desinfektionsmittel.
Hux verzog keine Miene, als die Nadel in seinen Arm fuhr, musste jedoch einen Schrei unterdrücken, als er die Substanz in seinem Körper spürte. Der Droide hatte untertrieben. Das Zeug brannte wie Säure in seinen Muskeln und lähmte seinen gesamten Arm bis in die Fingerspitzen. Er presste die Zähne aufeinander und sog die Luft keuchend ein, bis der Schmerz nachließ. Danach wurde ihm schwindelig. Der Raum begann sich zu drehen, schneller und schneller und Hux wurde bewusst, welch starkes Medikament er soeben bekommen hatte. Schwer sank er auf die Matratze und fiel in Schlaf.
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Durch die Nacht
FanfictionNach der Zerstörung der Starkiller-Basis steht Hux vor dem Scherbenhaufen seiner Existenz und muss sich vor Snoke rechtfertigen. Während er unter dem Druck mehr und mehr zusammenbricht, muss er sich den lange verdrängten Geistern seiner eigenen Verg...