Demütigung

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Den Kampf um sein Gleichgewicht hatte Hux bereits verloren und so kauerte er in erbärmlicher Haltung vor dem Obersten Anführer und rang um Fassung. Seine Bauchmuskeln vibrierten und Hux wusste, dass sie einen Angriff auf seinen Magen planten. Das durfte jetzt nicht geschehen, nicht vor Snoke.

„Nun, Hux, Sie wissen was ich nun hören will. Also, wie konnte es dazu kommen, dass eine wertlose kleine Schrottsammlerin, ein alter Mann, ein Wookiee und eine einzige Staffel des Widerstands unsere Basis zerstören konnten?"

Hux würgte, bevor er antwortete: „Die... die Schilde wurden deaktiviert... so konnten sie den Thermalgenerator unter Feuer nehmen. U-und-..." Er hielt inne und zwang sich zu einem kontrollierten Atemzug. „Han Solo, d-der Wookiee und... und das Mädchen... i-ich weiß nicht... ich weiß nicht, wie sie auf die Basis gelangen konnten, aber... sie mü-..." Er würgte und hielt den Atem an.

„Ja, ich höre, General Hux?"

„Es gab eine Explosion", keuchte er, „...mehr... mehr weiß ich nicht..."

Er hatte dem Obersten Anführer bereits viermal zuvor dieselbe Antwort gegeben. Wieder wartete Snoke einige Augenblicke ab, bevor er seinen verächtlichen Blick erneut auf Hux richtete, der auf den Knien am Boden kauerte.

Am ersten Tag hatte er in stolzer Haltung vor dem Obersten Anführer gestanden und ihm seine Schilderungen der ganzen Situation ruhig und strukturiert vorgetragen.

Am zweiten Tag hatte er seinen Stolz bereits abgelegt und sich lediglich um eine aufrechte Position bemüht.

Am dritten Tag war Stehen bereits beinahe unmöglich geworden und die Übelkeit hatte begonnen.

Am vierten Tag hatte die Angst von ihm Besitz ergriffen und der Kampf gegen die Schwerkraft seine Konzentration während des Verhörs erheblich beeinträchtigt.

Jetzt hatte er diesen Kampf verloren, kauerte armselig vor Snoke und betete, er könne das letzte bisschen Würde behalten, das ihm noch geblieben war. Jetzt zählte er seine Atemzüge und versuchte vergeblich, seine Gedanken zu sortieren.

„Wie konnte es zu Kylo Rens Verwundung kommen?", setzte Snoke das Verhör fort.

Hux holte zittrig Luft, bevor er sich um eine Antwort bemühte: „I-ich... ich bin mir nicht sicher... d-das sollte... d-doch..." Er stockte und atmete tief durch, um seine Stimme unter Kontrolle zu bekommen. „Das kann... Kylo Ren sicher... besser selbst beantworten... i-ich... weiß nicht... wie er besiegt werden konnte..."

„HUX!", donnerte es durch seinen Verstand und brachte ihn zum Schreien. „Beantworten Sie die Frage, General", forderte Snoke ihn auf und legte die Fingerkuppen aneinander.

Hux konnte sehen, wie sehr er das genoss.

„Ich... weiß... es... nicht...", hauchte er kaum hörbar und nutzte für jedes Wort einen Atemzug, „Er... wurde... angeschossen... hat... der... Sanitäter... gesagt..." Aus halb geschlossenen Augen starrte er den dunkelgrauen Boden der Audienzkammer an, betrachtete seine rissigen Hände und seine Knöchel, die sich vor Anspannung weiß hervorhoben. Er lauschte seinen keuchenden, rauen Atemzügen, die im Hals schmerzten und zählte sie geistesabwesend. Etwas Nasses tropfte auf seine Hand und er erschrak. Blut? Er riskierte einen Blick und sah eine transparente Flüssigkeit. Tränen, wurde ihm bewusst, er weinte.

„Armselig", spottete Snoke. „Ist das die angemessene Haltung für einen General?"

Hux antwortete nicht. Er konnte nichts tun, bloß auf das Ende dieser entwürdigenden Situation warten. Weitere Tränen tropften auf den Boden und Hux wollte mit dem Weinen aufhören, doch er konnte nicht, es gelang ihm nicht.

Durch die NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt