Wunden

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Hux schalt sich selbst, als er an den Sturmtruppler dachte, der, das musste er zugeben, sein und Kylos Leben gerettet hatte. Er hatte ihn nicht einmal nach seiner Bezeichnung gefragt, ebenso wenig hatte er sich dafür interessiert, wo er, ein Sturmtruppler, gelernt hatte, ein Shuttle zu fliegen.

Vorsichtig verlagerte er sein Gewicht, wobei er wieder einmal bemerkte, wie sehr sein Körper schmerzte. Zu gerne wollte er schlafen, mehr als alles andere, doch wagte er es nicht. Sicher würde Snoke ihn rufen, sobald er auch nur ein Auge zumachte.

Der Oberste Anführer gab ihm das Gefühl, an allem ganz alleine Schuld zu tragen, am Angriff des Widerstands, an Rens Verletzung, an der Zerstörung der Basis, einfach an allem. Hux empfand das als durchaus ungerecht, sagte aber nie etwas dazu. Sicher würde der Oberste Anführer ihm dann Schlimmeres antun, als ihm schlicht den Schlaf zu entziehen. „Oder entziehe ich mir selbst den Schlaf?", murmelte Hux gegen seine Handflächen und fuhr dann mit den Fingern durch sein wirres Haar.

Es war nicht nur die Angst vor dem nächsten Verhör, die ihn nicht schlafen ließ. Es waren diese Träume, die ihn jedes Mal, wenn ihn die süße Ohnmacht des Schlafes überkam, wieder hochschrecken ließen.

Schreie und Schmerzen... und Blut, so viel Blut...

Hux biss die Zähne zusammen und atmete zitternd aus. Wie viel Zeit mochte seit dem letzten Verhör vergangen sein? Er hatte sein Zeitgefühl, sonst präzise wie ein Computer, völlig verloren. Ein nie gekanntes Gefühl der Machtlosigkeit hatte Besitz von ihm ergriffen. Plötzlich hielt er inne. Nein, das Gefühl war nicht unbekannt, nicht wirklich. Der nächste Atemzug blieb ihm in der Kehle stecken und einem plötzlichen Impuls folgend, schlang Hux die Arme um seinen Oberkörper und kauerte sich zusammen wie ein ängstliches Kind.

Ferne Schreie hallten in seinen Ohren wider, wohl bekannt und doch fremd. Er wollte sie nicht kennen, wollte sie nicht hören und zwang sich, ruhig zu atmen. Dabei zählte er seine Atemzüge und erst, als er bei 25 angekommen war, löste er sich wieder aus seiner kauernden Haltung.

Er durfte seine Gedanken nicht in diese Richtung schweifen lassen, durfte nicht daran denken, und kurz grub er die Fingernägel tief in seinen linken Handrücken, um sich daran zu erinnern, was er sich vor langer Zeit selbst geschworen hatte.

‚Niemals erinnern...'

Aufgebracht stand er auf und wanderte in seinem Quartier umher. Das Klicken seiner Stiefelabsätze beruhigte ihn, wenn auch nur kurz. Der Schmerz seiner geschundenen Muskeln rief ihm Snoke wieder vor das innere Auge, dessen hünenhaftes Hologramm ihn erst geringschätzig musterte und dann wütend anschrie und um sein Leben bangen ließ. Würde Snoke ihn töten? Konnte er sich das leisten?

Hux schob den Gedanken von sich und besann auf das Jetzt. Er war auf der Finalizer, die dem Ereignishorizont des sterbenden Planeten entkommen war, Kylo Ren befand sich auf der Krankenstation in guten Händen und Snoke war weit weg. Sicher konnte auch ein Machtbenutzer wie Snoke seinen Einfluss nicht uneingeschränkt quer durch den Raum ausüben... oder?

Hux hatte einmal gelesen, dass Darth Vader einen Admiral, der in seinen Augen versagt hatte, über die gesamte Distanz der riesigen Executor hinweg hatte erwürgen können. Ob Snoke das zu übertreffen vermochte? Hux fröstelte.

Seine Gedanken schweiften erneut ab und er dachte an Ren. Was mochte ihm blühen? Immerhin sah derzeit alles danach aus, dass ihm seine angeblich machtaffine Gefangene nicht nur entkommen war, sondern ihn auch noch besiegt hatte. Bisher war es niemandem gelungen, dem Ritter etwas Verständliches zu entlocken.

Stunden waren vergangen, Stunden, in denen der schwer verletzte Kylo keinen Ton von sich gegeben hatte. Wieder und wieder hatte der Sturmtruppler Hux davon überzeugen müssen, dass er noch lebte. Er wollte sich nicht vorstellen, was geschehen würde, falls der Mann, der kaum mehr atmend vor ihm lag, sterben sollte. Sicher, davon war Hux überzeugt, würde er sein Schicksal als erster teilen.

Durch die NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt