Kapitel 34 Weiterer Gefangener

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 Kapitel 34 Weiterer Gefangener

Wie ein Tiger, in einem zu kleinen Käfig, ohne Tageslicht und ohne Abwechslung gehe ich hin und her und versuche mich abzulenken. Nach meinem kleinen Zusammenbruch habe ich mich wieder aufgerafft und mir gesagt, dass ich stark sein muss. Ich leugne einfach, dass es mir schlecht geht, ich ignoriere, dass ich eingesperrt bin.

 Mein Handy funktioniert in dieser Welt auch nicht, so ein Mist.

Die Zelle macht mich völlig wahnsinnig und mir gehen langsam die Lieder aus, die ich versuche zu singen um mich abzulenken. Kaum zu glauben. Manchmal könnte ich tausend Lieder nennen, doch unter diesem Druck fallen mir nur einige ein.

Aber ich beschäftige mich nicht nur krampfhaft mit meiner nicht vorhandenen Stimmgabe, sondern lasse mir neue Frisuren einfallen, die ich in meine Haare zaubere. Jedoch ohne Haarbänder und Spangen fällt das auch ganz schön schwer.

Das Begutachten meiner Zelle, ist mir auch schon zu langweilig geworden. Ein Waschbecken steht in der rechten Ecke, gleich daneben ist eine kleine Tür, die zu einer Toilette führt. In der Mitte ist die Pritsche mit der alten Matratze und sonst ist nichts zu finden. Die Zelle neben mir sieht genauso aus. Sie sind nur durch Gitterstäbe getrennt nur sitzt dort keine so hoffnungslose Seele wie ich. Sie ist leer.

Nach weiteren sich unendlich anfühlenden Momenten, höre ich plötzlich das Klicken der gesicherten Tür und daraufhin schwere Schritte, die den Gang entlang hallen. Ich zucke zusammen und setze mich ruckartig auf.

Einen kurzen Moment denke ich, dass ich freigelassen werde und wieder nach Hause darf aber der Gesichtsausdruck von Jerome sagt mir da etwas Anderes. Er hat es geschafft zu mir zu kommen, aber wie es scheint ist er nicht da um mich mitzunehmen. Er lächelt nicht. Er sieht sich hektisch nach allen Seiten um und kommt ganz nahe an die Gitterstäbe.

„Jerome. Was ist los? Darf ich wieder raus?“, frage ich trotzdem und nehme seine Hand, die er mir durch die Stäbe hindurch hält. Ich bin froh, dass er überhaupt da ist. Ich hatte mich so einsam gefühlt, so verloren.

„Hör zu Cotton, die Lage ist wirklich ernst. Es besteht die Möglichkeit, dass du wieder freikommst ohne Schaden zu nehmen.“, erzählt er mir im Flüsterton. Ich atme erleichtert aus und drücke seine Hand.

„Wie meinst du das?“, frage ich. „Du wirst beschuldigt in die Dschinnwelt eingedrungen zu sein. Sie wollen dich vor ein Gericht stellen aber die Chancen, dass Menschen lebendig wieder rauskommen ist gering.“ Mein Magen zieht sich wieder zusammen und ich sehe Jerome hoffnungsvoll an.

„Aber du sagtest doch dass ich rauskommen kann…“, nehme ich seine Worte von vorhin wieder auf. Jerome nickt. „Ja, meine Freunde, Aridian und Mira. Sie versuchen gerade die Dschinngesetze anzufechten und wenn sie es schaffen, dann wird auch das Gesetz gebrochen, dass dich in dieser Gefängniszelle hält.“ Ein kleines Lächeln der Hoffnung zaubert sich auf meine Lippen. Ich kann wieder nach Hause wenn sie es schaffen.

„Das ist doch großartig, Jerome. Aber warum machen sie das?“, frage ich. Jerome nimmt auch meine zweite Hand in seine und sieht mich an. „Das ist eine lange Geschichte, aber Aridian ist ein Dschinn und Mira ein Mensch. Sie sind zusammen und Aridian wurde von der Dschinnwelt verbannt weil das doch verboten ist. Das war noch das Mildeste Urteil vom Gericht. Sie wollen, die Gesetze aufheben weil sie einfach Schwachsinn und veraltet sind.“

„Wow, das ist total mutig von ihnen. Glaubst du sie schaffen es?“

„Ich weiß es nicht, Cotton.“, sagt er traurig und scheint nicht gerade überzeugt zu sein. Das versetzt mich doch wieder in eine miese Stimmung. Es gibt potentielle Hilfe, jedoch ist sie zum Scheitern verurteilt, so sehe ich es.

Ich sehe auf unsere Hände, die eng miteinander verschlungen sind und warte einen kurzen Moment. „Weißt du was? Gehen wir vom Besten aus, okay? Deine Freunde schaffen alles was sie sich vorgenommen haben. Dschinn und Menschen dürfen sich lieben und Menschen dürfen in die Dschinnwelt.“

„Du darfst wieder nach draußen und unsere Probleme wären gelöst, denn ich muss dir auch noch etwas sagen. Bevor ich dich nicht mehr zu Gesicht bekomme oder der Plan von Aridian und Mira schief geht, und sie dich köpfen lassen.“ Ich muss plötzlich daran denken wie es sein würde wenn ich tatsächlich geköpft werden würde. Das sind Strafen, die es doch nur im Mittelalter gegeben hat. So grausam können die Dschinn doch nicht sein.

„Bitte sag so etwas nicht. Es macht mir Angst.“

Jerome Züge werden weicher und er streicht mir über die Wange und dann sanft übe die Lippen. Ich schmiege mich an seine Hand. Seinen Halt brauche ich jetzt.

„Es tut mir Leid. Aber du hast Recht. Ich bin ein verdammter Idiot. Ich habe mich auch in dich verliebt Cotton, und als ich das realisiert habe, da bin ich ausgeflippt und brauchte Abstand. Normalerweise habe ich nur einmalige Sachen mit Mädchen aber du bist mir bis ins Herz gedrungen. Und ich wollte es schützen aber jetzt wo alles so ausweglos scheint, da habe ich realisiert, dass ich mir nur selbst damit weh tue, dich vor den Kopf zu stoßen.“

Das ist das mit Abstand Süßeste, dass ich aus seinem Mund bisher gehört habe und ich fühle mich als würde ich sofort vor Glück zerplatzen. Jerome macht mir damit ein riesiges Geschenk. Er hat sich auch in mich verliebt und das ist so unglaublich merkwürdig und gleichzeitig Schönes. In meinem Gesicht bildet sich ein großer Grinser und Jerome kann es sich auch nicht mehr verkneifen.

„Weißt du was? Auf die Gefahr hin, dass die Beiden es nicht schaffen, die Gesetze abzuschaffen, muss ich noch etwas machen… Komm näher.“ Ich folge seiner Anweisung und komme ihm näher. Auch Jerome beugt sich an die Gitterstäbe, nimmt meinen Kopf in seine Hände und gibt mir einen leidenschaftlichen Kuss, den ich erwidere.

Ich hätte gedacht, dass ein Kuss nicht schöner sein kann, aber da habe ich mich getäuscht, denn es gibt nichts Schöneres als ein Kuss, zwischen zwei Liebenden. Auch wenn nicht viel Platz zwischen den Gitterstäben ist, unsere Lippen passen hindurch und schmiegen sich sanft aneinander.

Die grausame Welt steht still und es gibt nur uns Zwei. Nur uns zwei, bis zwei Wachleute aus dem Hinterhalt Jerome an den Armen packen und ihn neben mich in die Zelle stecken. Das alles geht so schnell, dass ich zuerst nicht einmal realisiere was los ist. Aber dann verstehe ich es. Ich fange an zu betteln, aber sie wollen mich nicht hören.

„Hey, Lenny. Ich schätze diesen Monat gibt es wohl zwei Hinrichtungen.“, sagt der eine noch bevor sie den Raum verlassen. „Zwei? Ich glaube eher vier. Ein Mädchen und ein Junge sind gerade am Königshof eingetroffen und sie….“ Dann schließt sich die Tür und nicht einmal meine Schreie können sie aufhalten.

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Oh mein Gott... Ist Jerome nicht knuffig? Nur leider hängt ihr Leben nur noch von Aridian und Mira ab. Ob sie es schaffen?

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