I'm Prada, you're Nada

13. Kapitel

Mit meinem "Bitch-Blick" im Gesicht drehte ich mich zu dem Gelächter und Gejohle um. Als ich gesehen habe wer nur wenige Meter entfernt von mir stand, wechselte dieser Gesichtsausruck zu einem überraschten aber auch gleichzeitig geschockten Blick. Doch schnell hatte ich mich wieder gefangen und warf ihnen nur einen abwertenden Blick zu.

"Wow, aus unserem Moppelchen ist ja echt was geworden!"

Keine Regung zeigte mein Gesicht auch bei dem zweiten Spruch von einem dunkelhaarigen Mädchen.

"Aber hässlich ist sie immer noch!" Darauf folgte nur ein lautes Gelächter aus der Menge.

Genervt rollte ich nur mit den Augen und antwortete gelangweilt: "Ich würde dich ja jetzt zurück beleidigen, aber offensichtlich hat Mutter Natur das schon gut genug selber hinbekommen." Ich fügte dem ganzen noch ein Fake-Lächeln hinzu, warf meine langen Haare zurück und stolzierte erstmal davon. Dramatische Abgänge sind meine Spezialität.

Ich war heute hier um ein bisschen Spaß zu haben und nicht um mich von irgendwelchen möchte gern Gangstern zu beleidigen. Nur leider waren das nicht irgendwelche möchte gern Gangster, sondern eben genau die, von denen ich jahrelang in meiner alten Schule gemobbt wurde. Das war alles keine schöne Zeit für mich und ich versuchte das alles wieder so schnell wie möglich zu vergessen. Schnellstmöglich suchte ich die Küche auf und erst dabei fiel mir auf, dass Toby verschwunden war. Dies störte mich aber im Moment relativ wenig, schließlich bin ich nicht sein Bodyguard oder gar seine Mutter, die immer auf ihn aufpassen muss.

In der Küche standen bereits Becher auf dem Thresen und ich kippte mir das Gemisch darin schnell runter ohne viel nachzudenken. Als ich jedoch entschloss, dass einer nicht reicht, wanderte ein weiterer den gleichen Weg wie der zuvor runter. Das leichte Brennen in meinem Rachen ignorierend, drehte ich mich schon deutlich besser gelaunt wieder um.

Kurz sah ich mich um nach einem bekannten Gesicht, musste aber bedauerlicherweise feststellen niemanden davon zu kennen. Oder eben nicht leiden zu können. Also stellte ich mich einfach mitten auf die Tanzfläche und fing an mich im Takt der Musik zu bewegen. Immer mehr konnte ich den Stress abschütteln oder wohl eher abtanzen und schon nach kurzer Zeit war ich richtig entspannt und locker. Ein dunkelhaariger Typ kam zu mir her und fing an mit mir zu tanzen. Ich lächelte ihm nur kurz zu und zusammen schwangen wir dann unsere Hüften zum Takt. Nach nicht all zu langer Zeit war ich genervt von dem Kerl und ging einfach ohne ein Wort. Deutlich konnte ich seinen Blick in meinem Rücken spüren, ignorierte aber diesen nur mit einem leichten Lächeln im Gesicht.

Erneut in der Küche wanderte ich sofort zu den Drinks von vorhin. Mit einer kurzen Handbewegung war der Becher leer und das süßlich schmeckende Getränk in meinem Magen. Ein kurzes Kreischen hörte ich hinter mir und ich drehte mich mit einer schnellen Bewegung um und sah eine deutlich angetrunkene Joanne vor mir stehen. Keine Sekunde später war ich auch schon in einer Umarmung eingehüllt, bei der mir fast die Luft abgeschnürrt wurde.

"Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen, Mercedes! Gut siehst du aus!" ohne auch nur mich zu Wort kommen zu lassen erzählte sie einfach weiter. Mittlerweile wusste ich schon über den heißen Kerl aus dem College, den sie heute Abend schon kennen gelernt hat bis zu allen Leuten, die ihr Abendessen nicht mehr in sich behalten konnten, bescheid. Eigentlich mag ich Joanne nicht mal wirklich. Es ist einfach nur witzig mit ihr abzuhängen und feiern zu gehen, desewegen waren wir - ich nenne es mal - Freunde. Mit ihren langen braunen Haaren mit den lila Spitzen und ihrem Sidecut war sie definitiv auffällig und anders. Sie hatte dieses freche und rebellische. Ihr Style war ziemlich gegensätzlich als der von mir. Gewollt zerissene und dunkle Kleidung war dann doch etwas unpassend für mich. Aber das finde ich gar nicht so schlecht, denn schließlich lässt sie sich von niemandem beeinflussen und das war dann doch etwas was ich an ihr mag.

"Auf unser Wiedersehen erstmal einen Becher." Mit diesen Worten wurde mir ein weiterer Becher in die Hand gedrückt und auf diesen folgte noch einer. Einen weiteren lehnte ich ab und Joanne lachte nur schulterzuckend während sie mich wieder auf die Tanzfläche zog. Da ging es auch schon weiter mit dem Tanzen. Den Kerl von vorhin konnte ich nicht mehr auf der Tanzfläche sehen, was mich auch nicht wirklich traurig machte.

Nach etwa einer halben Stunde kam ein großer schlaksiger Typ und Joanne zog ihn sofort in eine ähnliche Umarmung wie meine. Die beiden redeten kurz ein paar Worte, doch leider konnte ich kein Wort verstehen, das sie wechselten. Der Typ nickte kurz in Richtung Terrasse und Joanne nickte eifrig. Sie packte mich an der Hand und zog mich hinter dem Kerl her. Mittlerweile konnte ich deutlich den Alkohol spüren und das Laufen war auch schon etwas wackeliger.

Die Luft draußen war ziemlich kühl, ich ließ mich aber davon nicht beeinflussen. Schnurstracks liefen wir auf drei Leute zu, die in einer etwas dunkleren Ecke der Terrasse standen. Joanne begrüßte ein Jungen und ein Mädchen mit einer kurzen Umarmung, während sie dem weiteren Jungen eine Bro-Fist gab. Kurz stellte sie uns gegenseitig vor, doch ich gab mir nicht mal Mühe mir die Namen zu merken und zur Begrüßung nickte ich ihnen nur schnell zu. Einer der beiden Jungen gab seinen Becher mit Bier an Joanne weiter und diese nahm einen großen Schluck davon. Sie reichte ihn weiter an mich und ich leerte ihn. Der Junge sah mich mit einem Blick aus Ärgernis und Belustigung an. Ich ignorierte es nur. Nach ein paar Minuten  in denen sich Joanne und das Mädchen unterhalten hatten, griff der Junge ohne dem Bier in seine Tasche und holte ein kleines Tütchen mit weißem Pullver raus. Joanne murmelte nur zu ihm, "Boah, danke man", und gruschte in ihrer Hosentasche nach etwas Geld, dass sie ihm dann gleich gab.

"Mercedes, was machst du da?", kam es nur von einer männlichen Stimme vom anderen Ende der Terrasse. Ich drehte mich um und Toby stand mittlerweile vor mir. Wow, ich hatte ihn gefunden, war ja gar nicht so schwer. Wobei er hatte wohl eher mich gefunden. Er zog mich mit einem schockierten Blick weg während er auf mich einredete mit so Sachen wie "Halt dich fern von dem Zeug". Das Laufen fiehl mir jetzt doch deutlich schwerer als vorher und andauernd stolperte ich fast über meine eigenen Füße. Was auch immer in dem klebrigen süßen Zeug war, es haut ganz schön rein. Aber ich fand es nicht mal schlecht.

Toby schliff mich quer durch das ganze Haus raus auf die Veranda vor dem Haus. Dort setzte er mich gewaltsam auf die Bank, die dort stand. Ich kuschelte mich ohne nach zu denken an ihn, warf meine Arme um seinen Hals und legte meine Beine auf seinen Schoß. Dann fing ich irgendetwas zu lallen mit: "Die Nacht ist doch wunderschön. Hast du auch so viel Spaß wie ich? Und warum hast du mich überhaupt von meinen neuen Freunden weggezogen? Ich mochte die echt. Die sind mir schon voll ans Herz gewachsen!"

Ab da unterbrach er mich: "Mercedes, das sind nicht deine neuen Freunde. Die kennst du erst seit ungefähr zehn Minuten!"

"Ja und, aber ich weiß schon voll viel über die. Das sind JJ, Detlef, Rolf und Dörte. Jürgen hat sogar sein Bier mit mir geteilt."

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht JJ, Detlef, Rolf und Dörte heißen", erwiderte Toby trocken.

"Ach, ist mir egal. Lass uns knutschen."

Ich spitze meine Lippen und kippte mich halb auf ihn drauf, weil ich währenddessen mein Gleichgewicht verlor, was ziemlich dämlich ist, wenn man auf einer Bank sitzt. Doch Toby drückte mich nur mit einer Hand von sich weg und setzte mich wieder richtig hin. Darauf schmollte ich und warf ihm einen bösen Blick zu.

"Ich fahr dich jetzt wohl besser nach Hause. Du siehst ganz schön fertig aus und wie viel hast du denn bitte gesoffen. Wenn man schon nicht an deinem 'Verhalten merkt, dass du zu viel getrunken hast, sagt deine Fahne alles, " mit diesen Worten verfrachte er mich, die immer noch schmollte, zu seinem Auto.

Jaja, ich hab mir Zeit gelassen ich weiß, aber das nennt man kreative Pause... oder eben Faulheit. :D
 Nici