8. Kapitel

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Geschockt sah ich ihn an. Stolzierte er allen ernstes jetzt einfach davon?! Normalerweise war das meine Aufgabe und niemand tat das vor mir und auch noch an mich gerichtet. In meinen Gedanken war ich mir nicht sicher, ob ich ihm hinterher laufen oder ihn einfach ignorieren soll. Aber schließlich entschied ich mich gegen das Hinterherlaufen und blieb dabei ihn einfach zu ignorieren, denn eine Mercedes Black läuft niemandem hinterher. Erst recht niemandem wie Toby.

Also setzte ich wieder mein gespieltes Lächeln auf und drehte mich zu Tina, die das Geschehen mit großen Augen beobachtete. "Was?" motzte ich sie an und zog genervt eine Augenbraue nach oben. Schnell senkte sie schüchtern ihren Blick und murmelte ein kleines 'nichts'. Ohne auf sie zu warten ging ich mit eiligen Schritten zum Schulgebäude. Mein Blick blieb stur gerade aus gerichtet und ignorierte das Getuschle, welches mal wieder um mich herum zu hören war.

Es hatte schon längst gegongt, als ich die Tür zum Klassenzimmer aufstoße. Mein Lehrer schenkte mir einen vernichtenden Blick und seine Pulsader an der Stirn stieß schon langsam hervor, so wie immer wenn er wütend wird. Ein Lachen, welches schon langsam meine Kehle hochkam, konnte ich nur schwer unterdrücken. Ganz ehrlich, ich muss zugeben, ich gab mir nicht mal viel Mühe dabei dies zu verbergen. Mittlerweile lief er schon an wie eine überreife Tomate, was es mir nicht erleichterte das Lachen zu unterdrücken. "Miss Black, was gibt es hier zu lachen? Und warum kommen sie schon wieder zu spät?" sagte er noch immer auf 180. Provokant erwidere ich nur: "Ich komme immer zu spät, wie ihr Sohn gerade eben. Wenn sie wissen was ich meine." Ich füge noch kurz ein Zwinkern hinzu um dem ganzen noch mehr Ausdruck zu verleihen. Für eine kurze Weile sieht man ihn nur stirnrunzeln, bis man genau erkennt, dass er es endlich verstanden hat, was ich gemeint habe. Ob man es glaubt oder nicht, er lief vor Wut wirklich noch roter an und die Ader an seiner Schläfe stand schon so weit hervor und pochte, dass man denkt, sie würde gleich platzen. Wütend schnaufte er ein Wort nach dem andern: "Miss Black, raus sofort, oder ich verliere meine Beherschung!"

Glücklich mit einem Grinsen auf dem Gesicht wende ich mich nur zum Gehen, doch auf halbem Weg bleibe ich noch kurz stehen und sage: "Ach ja, sagen Sie ihrem Sohn einen schönen Gruß", ich mache kurz eine Pause,"und kaufen Sie ihm mal bessere Unterwäsche." Schnell werfe ich meine blonden langen Haare schwungvoll zurück und stolziere mit meinem besten Hüftschwung heraus. Aus dem Raum draußen fange ich nun endgültig an zu lachen und aus dem Klassenzimmer hört man auch ein lautes Lachen, was mich nur noch mehr beschwingt.

Am Ende des Ganges höre ich noch einmal die Klassenzimmertür aufgehen und ich mache mich schon auf eine rießige Standpauke gefasst, doch nichts dergleichen oder auf ähnlichen passiert. Stattdessen sehe ich nur wie Herr Rolder mit einer Mischung aus Gehen und Rennen den Flur in die andere Richtung verschwindet.

Jetzt würde wohl, Yannis, der Sohn meines gliebten Deutschlehrers (achtung ironie), richtig Ärger bekommen. Aber eins möchte ich nur mal klarstellen. Ich habe nie mit im gevögelt oder ähnliches. Er gehört zu den Nerds und Losern, was auch bei dem Vater klar ist, und es ist schon ein Wunder, dass ich seinen Namen weiß, aber schließlich erzählt Herr Rolder auch oft genug von ihm, wie stolz er auf ihn doch ist. Eigentlich wäre er gar nicht so schlecht, das Aussehen miteinbezogen, aber er redet die ganze Zeit nur über so schlaue Sachen, von denen ich überhaupt nichts verstehe. Aber es ist mir trotzdem egal, ob er Ärger kriegt oder nicht. Was will er schon so gemeines oder böses gegen mich machen, schließlich legt sich keiner mit mir an. Bis auf Toby, aber den vergessen wir jetzt einfach mal.

Ich schlendere langsam auf den Schulhof und setze mich auf eine alte Holzbank. Beschwingt wühle ich in meiner Tasche, aber wie so oft finde ich nicht, das was ich eben genau suche und somit schüttle ich den gesamten Inhalt der Tasche auf den Platz neben mich auf der Bank. Mit einem glücklichen Seufzer finde ich meine Zigaretten und zünde mir glücklich eine an und lasse meine Blick entspannt über den Hof gleiten. Normalerweise rauche ich nicht, damit stinkt man nur und bekommt gelbe Zähne oder sowas und das kann ich wirklich nicht gebrauchen, aber ab und an brauche ich sowas einfach als Beruhigung in manchen Momenten. Genau wie in diesem.

Entspannt blicke ich immer noch die Gegend an, bis ich an einem Fenster hängen bleibe. Und wer genau sitzt da und schaut mich an? Natürlich. Toby. Wer könnte es auch anderes sein? Ohne zu zögern zeige ich ihm einfach den Mittelfinger und gucke ihn nur mit einem Pokerface an. Zuerst sieht er mich nur normal ohne jegliche Regung der Mimik an, zieht dann eine Augenbraue noch oben, doch kann seinen Gesichtsausdruck nicht halten und er fängt an zu Lachen.

Wütend kneife ich die Augen zusammen und wende mich wieder ganz meiner Zigarette zu. Kurz darauf höre ich die Tür zum Schulgebäude auf und kein anderer als Toby kommt herausgeschländert. Genervt verdrehe ich nur die Augen und starre weiter in die Ferne. Mit einer schnellen Handbewegung schiebt er einfach mein restliches Zeug aus dem Weg und lässt sich neben mich fallen. Eine ganze Weile sagt keiner etwas bis er anfängt: "Solltest du nicht im Unterricht sein?" Ich wiederhole seine Frage nur und äffe ihn dabei ein kleinen wenig nach: "Solltest du nicht auch im Unterricht sein?" Er lacht nur kurz. "Was war eigentlich mit Yannis und seinem Vater los, weil der aufeinmal ins Klassenzimmer gestürmt kam und ich wütend nach draußen in den Flur rief. Irgendetwas sagt mir, dass du daran Schuld bist, oder warum würdest du sonst hier draußen sitzen und nicht wie alle anderen schön brav im Unterricht?"

"Oh, das ist eine lange Geschichte, aber wie hast du, als braver, lieber Schüler geschafft, einfach aus dem Unterricht zu fliehen?", antworte ich ihm nur auf seine Frage.

"Ich hab Mrs. Schiebler einfach gesagt, dass ich kurz auf's Klo gehe."

"Denkt sie nicht langsam, dass du Verstopfungen oder soetwas hast, weil du so lange weg bist?"

"Ach, sie ist so auf ihren Unterricht und fixiert und dabei von der französischen Revolution zu erzählen und davon bringt sie nichts und niemand so leicht ab", erwidert Toby.

Ohne irgendetwas zu sagen stehe ich auf und gehe einfach wieder ins Gebäude. Ich habe einfach keine Lust mehr mit ihm zu reden. Außerdem bin ich selber auf mich sauer, weil ich vergessen habe auf ihn sauer zu sein. Ernsthaft, ich bin enttäuscht von mir.

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Hey hooooohoffentlich ist das Kapitel auch nur annähernd verständliche und nicht ganz so kurz. Aber danke an Lulu, dass sie mir geholfen hat. Du bist eine furzfresse. :D Und ich bin richtig stolz auf mich, dass ich das Kapitel so früh geschrieben hab und es nicht ewig aufgeschoben habe. Bis dann irgendwann :D

Nici

I'm Prada, you're NadaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt