Prolog

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„Freya ist tot! Freya ist tot!"

Diese Worte gingen durch die Hallen des Thronsaales.
Ein grausames Entsetzen lag in der Luft, die Nachricht des unverdient plötzlichen Tods der schwangeren Königin Vanaheims durchbohrte das Volke des asgardianischen Göttergeschlechts wie ein eisig lähmender Pfeil.
Sie stürmten und drängten, redeten ohne jegliche Manier durcheinander auf ihren König ein, der lediglich in einer Art Schockstarre auf seinem prunkvollen Thron festsaß, den fassungslosen Ausdruck im alten faltigen Gesicht zu seiner Königin gewandt.

„Sigyn", sagte diese nur tonlos und schloss für einen kurzen Moment die Augen, als reiche ihr diese Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten; derweil erhob sich der König und lief  resigniert zum jüngsten Sohn am Fuße der Thronempore zu, ignorierte das Geschnatter des Volkes dabei gekonnt.

„Loki...", begann der König, schien noch nach den passenden Worten zu suchen; der Junge war lediglich ein Kind, vielleicht von fünf Jahren, nicht älter als sechs.
Mit einem ruhigen Ausdruck auf dem makellos blassen Gesicht sah der junge Prinz seinen Vater mit großen eisblauen Augen an, der Blick schien beinahe zu gefasst und intelligent für ein solch junges Wesen; sein Bruder, welcher neben ihm saß war dagegen das genaue Gegenteil.
„Vater! Was geht hier vor? Was wollen die denn alle?!", fragte er angriffslustig drauf los, der König seufzte lediglich und versuchte, ein Gespräch zu seinem Jüngsten aufzubauen.

„Lass mich nur, Liebling", schaltete sich die Königin nun ein; sie war immerzu lieblich und beinahe engelsgleich, mit ihrem gülden glänzenden Haar und ihren himmelblauen Augen. Vertrauensvoll und dessen würdig.
Der junge Prinz liebte seine Mutter sehr.
„Loki, mein Schatz...", begann sie, kniete sich zu dem Kind nieder und kämmte ihm eine kleine Locke des rabenschwarzen Schopfes aus dem bleichen Gesicht; ganz ruhig und geduldig blickte er zurück.

„Ja, Mutter?"

Die Königin versuchte zu lächeln, was angesichts des Horrors der entsetzlichen Situation nicht einfach war.

„Erinnerst du dich, wieso wir dir damals die Kette mit der darauf eingravierten Rune geschenkt haben, mein Junge?", fragte sie mit sanfter Stimme; sofort wurde die Augen des Kindes noch größer, als sie ohnehin schon waren.
Ein jeder hätte erkennen können, dass er viel Wert das genannte Schmuckstück legte, vielleicht sogar eine innere Verbindung dazu zu pflegen schien.
„Das Netz der Wyra, die Matrix des Schicksals, natürlich Mutter", redete er unaufhaltsam drauf los, ein für ihn eher untypisches Verhalten, sonst gab er sich immerzu ruhig und still.
Bei den aufgeregten Worten des Kindes musste sich die Königin zusammenreißen; das, was sie ihm gleich mitteilen müsse, brach ihr Herz in tausend Einzelteile.

Sie hasste es, wenn ihr jüngster Sohn leiden musste.

„Du kannst mir die Kette zurückgeben, mein Schatz", überwand sie sich, augenblicklich brach der so selten glückliche Gesichtsausdruck des Jungen in sich zusammen.
„W-was?"

Von sicherer Entfernung beobachtete der König die Szenerie; dass sein Sohn womöglich aufgrund der Nachricht leiden müsse, scherte ihm weniger, als die Aufruhr, die aufgrund dessen ausgelöst werden würde.

Freya war tot.

Und die ungeborene Sigyn, welche dem jüngsten Prinzen zugesprochen wurde, somit auch.

Doch als diese Tragödie damals vor vielen Jahrhunderten den Augen und Ohren der Asgardianer zugetragen wurde, wussten nur die Heiligen Norns, wie es um das Leben der jungen Sigyn stand.

Oh, wie gerne die Schicksalsgötter doch das Ungewisse der Mythen lieben...

Deadly Desire - LOKIxSIGYN fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt