60. Erkenntnis

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Ich stand in Mutters Magaretengarten.

Der schmale Weg war beinahe ganz verwachsen von den vielen weiß-gelben Blüten, ließ einen Blick auf einen kleinen Pavillon am Ende des Pfades erahnen.
Mit einem leisen genervten Seufzen quetschte ich mich durch die Blumen und versuchte, direkten Kontakt zu den Bienen und Hummeln und... anderen mir unbekannten Insekten zu vermeiden, bevor ich mich auf eines der Loungemöbel des Pavilions niederließ.
Nun, Geschmack hatte meine Mom durchaus.
Die Kissen des Sofas waren bestickt mit vielen verschiedenen, leicht orientalisch angehauchten Ornamenten, daneben runde Tischchen, auf denen sich Obst und Gebäck türmten, sogar kleine Hygieneartikel, wie Parfüm oder Lippenbalsam waren zu finden. Es war wie eine kleine Oase zum alleine zurückziehen, sogar Bücher hatte man hier untergebracht.
Durch das dichte Gras und die vielen Magareten konnte ich nicht allzu viel von der Umgebung erblicken, es fühlte sich so persönlich und angenehm an.
Beinahe hatte ich vergessen, wie sehr ich es doch eigentlich mochte, allein zu sein.

Auf Dauer konnte ich nur Banner und Loki ertragen.
Wobei ich auf letzteren wirklich sauer war.
Sehen wollte ich ihn nicht mehr, heute schon gar nicht.

Beim Gedanken an unsere kleine Unterhaltung vorhin verdrehte ich die Augen; wie konnte jemand nur solch eine Ignoranz an den Tag bringen?!
Klar verstand ich, dass er besorgt ist, dass er Angst hat, allerdings kann ich doch auch nichts für unsere durchaus leicht anstrengende Situation, oder etwa nicht?! Ist doch echt bekloppt...
Tief atmete ich durch und sammelte mich. Konzentration.
Ich wollte mit Var sprechen.
Ihre Prophezeiung...
Wobei das doch der Auslöser für diesen völlig unnötigen Streit war.
„Loki, du Trottel", murmelte ich, riss ein kleines grünes Blatt aus der Pflanze in der Vase neben mir. „Besserwisserischer, arroganter Trottel", ich zerkrumpelte das Blatt in meiner Hand, ließ es in einer hellblauen Flamme aufgehen.

Nein, ich wollte ihn wirklich nicht sehen.

Leise fluchend schnappte ich mir irgendeines der herumliegenden Bücher und schlug es auf, nur um dann nicht darin zu lesen; die Sonne war viel zu hell heute, meine Haare im Nacken dementsprechend zu warm und mein Kleid zu nah an meinem Körper. Verdammt, ich fühlte mich unwohl. Unnötig aggressiv biss ich in einem knallgrünen Apfel. Er war sauer.
Wie poetisch.
Dennoch iss ich auf, vielleicht hatte ich einfach nur Hunger und war deswegen so... komisch drauf. Fehlanzeige. Nach dem Snack ging es mir genauso wie zuvor.

Ich beschloss, ein kleines Nickerchen zu halten.
Die Vögel sangen zu laut.
Der Wind war zu laut.
Meine Gedanken waren zu laut.

Irgendwann vernahm ich Schritte; eine gefühlte Ewigkeit schon lag ich da und versuchte, den Kopf frei zu bekommen, mittlerweile dämmerte es bereits, der Himmel durchzogen von rosaroter Farbe.
Widerwillig setzte ich mich auf und nahm etwas Haltung ein, wer weiß wer das jetzt schon wieder war.

Hoffentlich niemand, der mich zu Weißglut bringen würde.

„Wie lange willst du dich noch verstecken?"

Zutiefst genervt seufzte ich auf.

Na das war ja klar.

„Geh weg, Loki", sagte ich kalt, als er sich mir langsam näherte, sein Blick kühl und reserviert. Er blieb nicht stehen.
„Lass uns reden", sprach er weiter, stellte ein Bein auf die kleine Treppe des Pavillons, verschränkte die Arme.
Meine Hände wurden unangenehm heiß vor Magie.
Ganz ruhig.
„Natürlich", spottete ich. „Jetzt willst du reden"
Er biss sich auf die Lippe.
„Ja"

Erzürnt lachte ich auf; klar, nun wo er so schön nachdenken konnte und sich gefasst hat, musste ich wieder bereit stehen und mir alles anhören.
Nein.
Dieses Mal nicht.

Deadly Desire - LOKIxSIGYN fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt