2. Gesellschaft

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Nach diesem merkwürdigen Abend ging ich nicht zu Bett.

Stattdessen schlich ich mich ins Labor und beendete die Arbeit, die ich heute Nachmittag angefangen hatte; nichts konnte ich weniger ausstehen, als Dinge einfach stehen zu lassen.
Als ich nach einer halben Ewigkeit fertig war, schlug die Uhr bereits Mitternacht, schnell räumte ich die chaotische Arbeitsfläche auf und machte mich auf den Weg in mein Zimmer.
Dabei ging ich noch kurz in Richtung Wohnzimmer und Küche, um mir einen kleinen Snack zu besorgen, da das Abendessen heute ja aus bekannten Gründen ausgefallen war.

Doch im Wohnzimmer brannte schwaches Licht.
Was zum...?
Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch tapste ich in Richtung Helligkeit, in der Hoffnung, keine Hydraagents oder Aliens anzutreffen; wenn das passiere, wäre ich aufgeschmissen. Da hilft mir auch nicht das Combat-Training von Nat, das ich mir drei mal die Woche antun musste.
Hoffentlich konnte ich laut genug schreien.

„Schon gut, keine Panik. Ich tue dir nichts", vernahm ich eine angenehm tiefe Stimme, bevor ich auf irgendeine Art und Weise handeln konnte; es war Loki.
Ich trat in den Raum ein.

Mit einem Buch in der Hand saß er breitbeinig auf einem der großen ledernen Sessel vor der Fensterfront und musterte mich mit einem winzigen Hauch eines Lächelns auf den schmalen Lippen; kurz zögerte ich.
Er ist gefährlich. Halte dich fern von ihm.
Das waren Banners Worte... aber ganz ehrlich.
Ich konnte mir selber ein Bild von Etwas -oder Jemandem- machen, das mir schaden solle.
Außerdem hatte er eine Art Alarmfessel um sein Handgelenk; er wurde überwacht.

Kurz fuhr ich mir durchs Haar, um es mir irgendwie aus meinem Gesicht zu schaffen; Loki sagte nichts, beobachtete mich lediglich und legte neugierig den Kopf schief.
„Hallo", begann ich und trat etwas näher zu dem Sessel. „Was machst du hier?"
Hatten sie ihm denn kein Zimmer gegeben?

„Das selbe könnte ich dich auch fragen, Sterbliche", erwiderte er, ohne eine Miene zu verziehen; ich verdrehte die Augen, erwiderte jedoch nichts darauf.
Mimimi, ‚Sterbliche' mimimimi.
„Haben sie dich nicht ins Bett geschickt?", ergänzte er noch neckend.
„Nun", sprach ich leicht verärgert. „Ich hatte zu arbeiten. Irgendwie muss ich meine Professur ja machen, oder?!"
Loki hob anerkennend die Augenbrauen.
„Die Sterbliche hat ja Temperament... gefällt mir", schmunzelte er, was mich innerlich zum toben und brennen brachte, als würde mich ein gewaltiger Feuersturm nieder ringen wollen. Ob das nun aus purer Wut war, wusste ich nicht, was mir allerdings klar war, ist die Tatsache, dass er mit Sicherheit realisiert hatte, wie sehr mich diese Bezeichnung störte.

„Glaub ja nicht, dass ich ein kleines Kind wäre, nur weil die anderen mich wie eines behandeln"
Meine Worte klangen harscher, als ich wollte.
Unerwartet lächelte Loki und legte sein Buch zu Seite.

„Das denke ich nicht, Lady Keira", sagte er sanft und blickte mit einem weichen Ausdruck zu mir.
„A-ach nein? Ich meine- gut!", warf ich schnell ein, die peinliche Verwunderung war mir höchstwahrscheinlich ins Gesicht geschrieben; er ließ mich ein leises Lachen hören.
„Nein", sagte er schlicht. „Woran genau arbeitest du?", fragte er, scheinbar wirklich interessiert.

Abermals fuhr ich mir durchs Haar, augenblicklich schwor ich mir, diesen dummen Tick abzugewöhnen. Was war ich denn, ein verwöhntes Prinzessinnen-Mädchen?
„Chemische Abwehr von Biowaffen (lol corona sucks)", nuschelte ich.
„Ich würde gerne mehr darüber erfahren", erwiderte er; ich stutze.
„Ach ja?"
„Ja"

Schulterzuckend setzte ich mich auf den Sessel gegenüber von ihm und begann, von meiner Arbeit zu erzählen; konzentriert hörte Loki mir zu, stellte ab und zu eine thematische Frage oder zog hoch anrechnend die Augenbrauen empor.
Irgendwann merkte ich, wie er mich mit seinen eisblauen Iriden förmlich zu durchstechen schien und ich unter diesem Blick ein merkwürdiges Brennen auf meiner Haut empfand.

Deadly Desire - LOKIxSIGYN fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt