The Story of Evil (Pausiert)

1.11 - Das Band

Nach einer geraumen Stille und Bewegungslosigkeit, löste sich die Königin aus ihrem Bett, ihre nackten Füße setzten neben den Scherben des Geschirrs auf und der nun erkaltete Tee hatte sich im Teppich verteilt. Sie griff unter ihr weises Kissen und zog ein schwarzes Band aus Samt hervor. Lens Augen weiteten sich ungläubig und auch seine Mundwinkel bogen sich immer noch nach oben. „So kann ich dich nicht als mein Diener akzeptieren", sprach seine Schwester „Deine Haare sind eine einzige Katastrophe" Mit diesen Worten hielt sie ihm das Band aus Kindertagen entgegen und obwohl ihr Gesicht keine Regung zeigte, war es für ihren Bruder eine unglaubliche Erleichterung dieses Stück Stoff in ihren Fingern ruhen zu sehen. „Los!", befahl sie und streckte ihm noch einmal auffordernd die Hand entgegen. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Wo sind meine unfähigen Wachen, die es nicht einmal schaffen einen Bauerntölpel wie dich von mir fern zu halten?" Während der schlanke Junge sein Haar zu einem Zopf band, erwiderte er „ Die Soldaten können nichts dafür eure Hoheit, ich habe den Spalt im Garten genommen, der immer noch hinter dem Efeu ist." Bei den Worten schob sich ein Bild ihrer Kindertage in Rins Gedanken. Oft hatte sie an besagtem Mauerstück gesessen und überlegt ob sie nicht in die Freiheit ziehen wollten. Stundenlang hatten sie in ihrer kindlichen Art darüber nachgedacht, was wohl da draußen auf sie wartete und ob sie nicht zusammen eine neue Welt erkunden wollten, aber als Kind erscheint einem alles endlos, stelte sie fest und bedauerte im selben Augenblick, dass sie nie den Mut hatten aus der Festung zu fliehen.

Sie schüttelte den Kopf, den Gedanken selbst unterbrechend. „Ich entscheide wer was verdient hat und nicht du", fauchte sie giftiger, als sie geplant hatte. „Meine Zofen sind nicht da und so kann ich mich nicht aus dem Zimmer trauen", sprach sie weiter und blickte ihrem Bruder dabei fest in die Augen „ Los ankleiden"