Lill schüttete erneut etwas von dem kaltem Nass auf die Tiefe Wunde und das Blut- Wassergemisch floss zu Boden. Bei dem Schmerz, den diese Prozedur hinterließ, biss sich die Verletzte, auf die Unterlippe um ein Aufschrei zu unterdrücken. Immer noch funkelten ihre Augen tränenfeucht. Als die blonde Frau in ihren Stiefel griff und das kleine Messer mit dem schäbigen Holzgriff hervor zog, bahnten sich erneut salzige Tropfen den Weg über die hellen Züge von Hope. "Es tut mir leid" schluchzt Sie. "Es ist nicht deine Schuld und schlimm ist es auch nicht, hörst du?" gab Lill beruhigend zurück, während sie ein Stück sauberen Stoff aus ihrer Schürze schnitt. Ihr Lächeln war ungebrochen und erst in der Sonne konnte man erkennen, dass ihre Augen nicht einfach nur grün waren, sondern einen Verlauf von hell nach dunkel besaßen. Liebevoll knotete sie den Stoff um die Hand zusammen, um Schmutz und Dreck fernzuhalten. Der Rand der Brunnenmauer war kalt und die Sonne wärmt nur spärlich in diesem dunkeln Hinterhof, der von alten Fachwerk umringt war. "Ich hab das Porzellan zerbrochen und deine Schürze zerstört, ich werde alles abarbeiten, versprochen, ich werde auch auf mein Essen verzichten" Ihre Stimme klang rau und so leise, dass sich ihr gegenüber anstrengen musste, um sie zu verstehen. Lill sah ihr fest in die Augen und ihr Optimismus konnte nichts erschüttern. Sanft legte sie die verbundene Wunde in Hopes Schoß zurück und steckte zeitgleich das Messer an den gewohnten Ort. "Ich möchte, dass du die Wäsche Heim trägst und auf mich wartest" Sprach sie bittend und voller Zuversicht, wohl wissend, dass Hope diese Aufgabe nicht ablehnen würde. Sie nickte, wie erwartet und machte sich ohne zögern auf den Weg in Richtung des Korbes, neben der Tür, auf den ihre Freundin mit einer Kopfbewegung gedeutet hatte.
Während Hope versorgt und beschäftigt war, konnte sie sich dem kleinem Schaden zuwenden. Das Problem sollte nicht die Beseitigung der Misere sein, sondern das Beichten dieses kleinen Unfalls, was unweigerlich zu Folge haben würde, dass sie ihr weniges Erspartes opfern musste. Sie griff nach dem altem Eimer des Brunnens und machte sich auf den Weg.
Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis das ganze Blut aus dem Edelholz geschuppt war, so dass die langen Schatten der untergehenden Sonne bereits alles überzog. Auch das Gespräch mit dem Hausherr, war nicht viel erfolgreicher verlaufen und die letzten Münzen mussten dort bleiben, um für den Schaden aufzukommen, aber das war noch lange kein Grund für sie zu trauern.
Die kühle Abendluft umhüllte sie während sie dem Kopfsteinpflaster in Richtung ihrer bescheidenen Bleibe folgte. Ihre Gedanken waren bei der Sorge um ihre kleine Freundin. Hope hatte es oft nicht leicht gehabt und sie gab sich viel zu schnell die Schuld an allem. Dabei war sie ein netter Mensch mit einem großem Herzen, das wusste Lill. Ein abendlicher Windhauch packte ein paar lose Strähnen ihrer Haare und die untergehende Sonne zauberte einen orangen Schein, auf die von Moos bedeckten Häuser. Das Dorf lag mitten in einem dichten Wald und Lill liebte das beruhigende Geräusch, welches die Blätter beim Bewegen hinterließen. Die Häuser waren klein und rundlich, fast wie Erdhügel die auf einer Wiese hervorragten. Nur aus Holz und Lehm erbaut, standen sie dicht an dicht, so wie die Bäume selbst. Nahe dem Dorf, wichen die gewaltigen Baumstämme der menschlichen Vorstellung von Schönheit und damit die Natur sich nicht gewaltsam alles wieder zu holen vermochte, war der größte Teil der Straßen mit Steinen ausgelegt. Diese führten unweigerlich zur Mitte des riesigen Dorfplatzes. Die Lichter in den Häusern flackerten auf und beleuchteten den Weg vor ihr.
Nach einer Weile bog sie auf einen unbefestigten Pfad ab und an einer kleinen Eiche stand eine winzige Hütte. Durch das eine Fenster konnte sie erkennen, das auch Hope die Kerze entzündet hatte. Die Wäsche war gewaschen und wippte in der Biese. Der Geruch frisch gebackenen Brotes, drang an ihre Nase und eine heimische Wärme erfüllte ihr Herz.
DU LIEST GERADE
The Story of Evil (Pausiert)
FantasyDas goldene Königreich zerbricht an dem Hass einer jungen Herrscherin und ihr Zwillingsbruder scheint die einzige Chance auf Rettung aus dieser Dunkelheit. Len gibt sich alle Mühe seine über alles geliebte Schwester aus den Qualen ihrer Angst und Tr...