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I do not own any pictures
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Sie merkte wie sie in der kalten Nachtluft anfing zu zittern. Wie spät war es nun wohl? Sie hatte sich von der vollkommenen Schönheit des Mondes, der sie direkt über ihrem Balkon in Royale-Les-Eaux anstrahlte, fesseln lassen. Sie liebte diese sternenklaren Nächte, die wunderschönen Sterne, die sie von tausenden Kilometern weit entfernt anfunkelten wie Diamanten. Sie wusste aber, dass die Müdigkeit sie bald einholen würde und beschloss, vor ihrem Auftritt noch etwas zu schlafen.
Das Hotelzimmer in dem sie wohnte, war sehr altmodisch eingerichtet, doch in ihren Augen versprühte dieses Zimmer eine gewisse Eleganz, einen gewissen Charme, der ihr nur zu gut gefiel.
Ihr Nachttisch, aus dunklem Holz mit goldenen Mustern und Knaufen. Der riesige Teppich, der sich über den ganzen Zimmerboden ausbreitete und für sie von unschätzbarem Wert war.
Der riesige Spiegel an der Wand, mit Gold verziert, so groß, dass man sich ganz betrachten konnte.
Und das tat sie nun. Musterte ihr dunkelbraunes langes Haar, dass ihr in Wellen über die Schultern fiel und ihren etwas gebräunten Teint, der von ihrer Kindheit in Südfrankreich stammte. Und dann ihre Augen. Sie wurde oft wegen ihrer Augen angesprochen. Groß und tiefschwarz. Sie waren wie zwei schwarze Löcher so unergründlich. Sie verliehen ihr etwas Düsteres. Etwas Geheimnisvolles.
Sie mochte es geheimnisvoll zu sein.
Sie wandte sich von dem Spiegel ab und nahm eine Dusche, bevor sie sich schlafen legte. Die Ruhe würde ihr gut tun und die Erschöpfung würde verfliegen.
Sie überlegte sich kurz welches Kleid sie anziehen sollte, mit großer Vorfreude auf ihren Auftritt, und fiel in einen tiefen traumlosen Schlaf.

Der kühle Stoff schmiegte sich an ihren Körper wie eine zweite Haut. Ein bodenlanges Abendkleid aus azurblauen Samt, tiefem Ausschnitt und freiem Rücken.
Azurblau, ihre Lieblingsfarbe.
Nachdem sie sich geschminkt und sich die Haare gemacht hatte, betrachtete sie sich wieder im Spiegel. Zufrieden mir ihrem Aussehen, machte sie sich auf den Weg ins Casino.
Das Casino war außen in weiß und gold gehalten und war umrahmt von den Hotels Hermitage und Splendide, in dem sie wohnte. In der Mitte des Hotelplatzes gab es einen großen Garten mit grasgrünen Wiesen und einigen großen Springbrunnen, die mit ihren zahlreichen Verzierungen ein Vermögen gekostet haben mussten. Nicht allen Menschen war es vergönnt diesen Luxus zu genießen, in solch einer Umgebung zu wohnen und deswegen war sie umso mehr dankbar dafür, dass ihr dies zustand.
Es war für sie ein großes Glück, dass man sie als Sängerin wollte. Sie hatte so hart dafür gearbeitet und es hatte sich schließlich gelohnt.
Vom ruhigen Meer wehte die kühle Nachtluft über den Platz, der sie ihren Mantel etwas enger um sich ziehen ließ.
Sie ging über den breiten Boulevard durch die wunderschönen grünen Gärten, an denen sie gerne ihre Nachmittage verbrachte, auf das Casino zu und stieg die Stufen zum Eingang hinauf.
Dort gab sie dem Garderobiere ihren Mantel und nickte dem Mann zu, der das Kommen und Gehen im Casino überwachte, während sie sich ihren Weg durch den salle privée bahnte.

Die Innenausstattung des Casinos war in hellgrau gehalten und der Teppich und die Vorhänge in einem intensiven weinrot. Das Casino war so gut besucht wie immer und gab vollen Betrieb am Chemin de fer und an den Roulettetischen. Sie nickte im Vorbeigehen dem Caissier zu und überlegte sich, sich nach ihrem Auftritt einen Drink zu gönnen und ein paar Runden Baccara zu spielen. Das war schon lange überfällig. Sie begab sich in den hinteren Bereich der Bühne in ihre Garderobe.
Auf dem Weg dorthin traf sie den Leiter des Casinos, der sie fröhlich anlächelte.
"Aah. Sie sehen fabelhaft aus! Wollen sie uns heute Abend wieder mit ihrer Stimme eine Freude machen?"
"Das möchte ich doch hoffen. Ich werde mich bemühen"
Sie ging lächelnd an ihm vorbei, in ihre Garderobe und bereitete sich auf ihren Auftritt vor.
Sie sang jeden Abend im Casino und es machte ihr so viel Spaß, dass sie das Lampenfieber schnell vergaß.
Auf der Bühne gab es nur sie und ihre Musik, so wie heute Abend. Sie nahm die vielen Leute an den Pokertischen um sie herum gar nicht wahr und manchmal hatte sie das Gefühl, dass sie sie auch nicht wirklich wahrnahmen. Die Nervosität und der Alkohol hatten ihre Sinne benebelt und an ihren Nerven gezerrt. Nur ein paar Leute an der Bar nippten an ihren Getränken, sahen und hörten ihr zu.
Als ihr Auftritt beendet war bekam sie ihren Applaus und setzte sich an die Bar. Sie bestellte sich einen trockenen Martini und überlegte, sich gleich an den Baccara-Tisch zu setzen. Sie war sehr risikofreudig und forderte ihr Glück gerne heraus.
Sie begab sich zum nächsten Baccara Tisch, wo der Chef de Partie ihr die mit Samt überzogene Kette beiseitehob und ihr Einlass gewährte.
Sie bekam anerkennende Blicke von einigen Spielern, die ihren Auftritt gesehen hatten, und setzte sich an den nierenförmigen Tisch. Dann fing sie an sich mit den neun anderen Spielern vertraut zu machen.
Neben ihr saß eine Frau mittleren Alters in einem knielangen schwarzen Kleid. Sie trug eine Kette mit großen Perlen und hatte eine lockige Föhnfrisur. Anscheinend interessierte sie sich nicht sehr für die anderen Spieler und spielte mit ihrem Perlenarmband.
Sie schätzte sie als keine größere Gefahr ein. Die Frau würde vielleicht ein oder zwei Runden spielen und kein Risiko eingehen.
Langsam füllten sich die leeren Plätze am Tisch und die Anspannung wurde immer größer.
Links neben ihr saß nun ein junges Ehepaar, das wahrscheinlich etwas zu viel getrunken hatte. Die Frau lachte hysterisch über fast alles, was ihr Mann sagte und bestellte beim huissier noch einen Drink.
Sie vermutete, dass die beiden vielleicht durch Erbschaft an viel Geld gekommen waren und sich nun einen Urlaub gönnten. Sie würden leichtsinnig spielen und wahrscheinlich zuerst ausscheiden.
Es trafen immer mehr Spieler ein, doch wirkliche Sorgen machte sie sich wegen eines Mannes, der neben dem Bankhalter und ihr fast gegenüber saß. Ihr Blick blieb an ihm haften.

Er hatte blaue Augen, kurze blonde Haare und sehr markante Gesichtszüge, die äußerst brutal wirken konnten, wenn er seine Augen schloss. Sie fand ihn äußerst attraktiv, auch weil er ein sehr selbstbewusstes Auftreten hatte. Er trug einen shwarzen Smoking, der ihm auf den Leib geschneidert schien und sie erhaschte einen Blick auf sein Handgelenk, an dem sie eine Uhr anglitzerte, die sehr teuer gewesen sein musste. Vielleicht Rolex oder Omega.
Sie beschloss, dass er ein ernst zu nehmender Gegner war, konzentriert und mit Bedacht spielen würde und würde auf ihn achten.
Im selben Moment fand sein Blick den ihren und sie sahen sich in die Augen. Sie wusste erst nicht, ob sie jetzt wegsehen sollte oder nicht, doch sie schien von seinen beeindruckenden blauen Augen gefesselt zu sein. Sie fand in ihnen eine Gelassenheit, eine gewisse Coolness, die sie nicht deuten konnte.
Er schenkte ihr ein charmantes Lächeln und blickte sie herausfordernd an. Etwas in ihr wollte unbedingt gegen ihn gewinnen, doch sie wusste nicht warum.
Sie entschied, dass sie sich nicht von gut aussehenden Männern ablenken lassen wollte, heute kein Risiko eingehen würde und versuchen würde, sich ausschließlich auf das Spiel zu konzentrieren.
Sie lächelte zurück.
Herausforderung angenommen.

"Mesdames, Messieurs, les jeux sont fait. Un banco de mille" Als der letzte Spieler mit seiner Hand vor seinen Tausender Jetons auf den Tisch klopfte, ging es schließlich los. "Le banco est fait" Sie beobachtete, wie der Croupier den Kartenstapel vor den Bankhalter setzte. Dieser war ein großgewachsener hagerer Mann, dessen Augen ihr verrieten, dass er diesen Beruf schon lange ausübte. Die Spieler sahen sich nacheinander an. Es schien so, als würde sich noch niemand trauen Banco zu spielen.
Der blonde Mann ihr gegenüber schien auch nicht an diesem Banco interessiert zu sein. Vielleicht war es ihm zu niedrig und er wartete auf eine höhere Summe.
Sie entschloss sich dazu, sich zu trauen und saß Risiko einzugehen. Ihre Chancen waren doch sowieso immer gleich es hatte doch nur mit dem Zufall zu tun, redete sie sich ein. "Banco", verkündete sie. So selbstbewusst, wie es ihr im Moment nur möglich war.
Der Bankhalter gab dem Kartenstapel einen Stoß und teilte abwechselnd zuerst ihr und dann ihm selbst eine Karte aus, bis jeder zwei Karten hatte. Das tat er mit solch einer Gelassenheit, dass sie sofort verunsichert wurde. Als würde er wissen, dass er gewinnen würde.
Der Croupier schob mit seinem flachen Holzschieber, auch Palette gennant, die zwei Karten zu ihr rüber.
Langsam hob sie ihre Karten auf und warf einen Blick auf die Obere. Eine Vier. Sie wurde immer nervöser.
Dann schob sie die Obere Karte beiseite und las den Wert der Unteren ab. Eine Drei.
Sie versuchte sich ihre Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Eine sieben war eine gute und stabile Position.
Es bestand aber immer noch die Möglichkeit, dass der Bankhalter eine Acht oder Neun hatte, doch sie konnte seinem Gesichtsausdruck keinerlei Emotionen entnehmen. Außerdem hatte er keine dritte Karte verlangt, also musste er auch gute Karten haben.
"Non", sagte sie zu dem Croupier, ihm und den anderen Spielern damit deutlich machend, dass sie keine dritte Karte brauchte. So hatte sie allen klar gemacht, dass sie eine Sechs oder höher hatte.
Mit einer schnellen Bewegung drehte der Croupier mit seiner Palette die Karten des Bankhalter um.
"Six à la banque", verkündete er. "Et le sept"
Er hatte eine Sechs. Sie hatte knapp gewonnen.
Der Bankhalter verzog keine Miene. Es schien ihm vollkommen egal zu sein.
Der Croupier schob ihr die Jetons um Wert von tausend Euro zu. Sie hatte schon lange nicht mehr gespielt und hatte ganz vergessen, wie es sich anfühlte so schnell, so viel Geld zu gewinnen. Es war so einfach. Zu einfach.

As Time Goes By - James Bond 007Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt