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James Bond. Und der geheimnisvolle Fremde hatte einen Namen. Einen Namen, den sie niemals vergessen würde.
"Kann es sein, dass sie Brite sind?", fragte sie, um das Gespräch weiterzuführen. Außerdem war sie sehr neugierig, was das betraf.
"Es ist Ihnen aufgefallen", sagte Bond und musste lächeln.
"Ich bin aus London angereist. In Royale-Les-Eaux bin ich...beruflich. Und entschuldigen Sie bitte, dass ich nicht schon vorher gefragt habe, aber
wie heißen Sie?"
Sein Auftreten war so selbstbewusst und es schüchterte sie unwillkürlich ein, wie intensiv er ihr in die Augen sah, doch sie hielt dem stand und antwortete:
"Echèque. Echèque Manier"
Echèque. Der Name, für den sie ihren Eltern so dankbar war, weil sie ihn so besonders fand. Und jeder stellte ihr immer dieselbe Frage:
"Ich weiß, Sie werden sich jetzt wundern woher dieser Name stammt", sie fuhr mit einem Finger am Rand ihres Glases entlang, "aber die Erklärung ist recht einfach. Mein Vater ist kurz vor meiner Geburt gestorben. Sein Lieblingsspiel war Schach, also machte meine Mutter aus 'échècs', 'Echèque'" Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Getränk. Dieses Thema behagte ihr nicht.
Echèque hoffte, dass sie nicht zu persönlich wurde, aber das lag wahrscheinlich an dem vielen Alkohol.
"Das ist ein wirklich außergewöhnlicher Name. Er passt gut zu Ihnen. Und zu ihren Augen. Sie sind beeindruckend"
Ihre auch, hätte Echèque am liebsten geantwortet, doch sie wollte es ihm doch nicht zu leicht machen. Er versuchte doch tatsächlich sie zu verführen.
Woher nahm er bloß dieses Selbstbewusstsein? Warum fühlte sie sich in seiner Gegenwart nur so unbehaglich und doch wohl zugleich? Sie ahnte schon worauf das hier hinauslief, und versuchte von ihrer Unsicherheit abzulenken.
"Meine Eltern hatten schon immer eine Vorliebe für außergewöhnliche Namen. Meine Mutter hätte mich am liebsten 'Vesper ' genannt" Sie bemerkte, wie bei dem Namen 'Vesper' ein Schatten über Bonds Gesicht huschte, doch das hatte sie sich wahrscheinlich nur eingebildet. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass er gleich wieder so abweisend sein würde und wechselte schnell das Thema.
"Sie sagten, Sie seinen beruflich hier. Was arbeiten Sie?"
Er amüsierte sich über diese Frage, doch er dachte eine Zeit lang darüber nach bevor er antwortete, was sie äußerst merkwürdig fand. Doch dann verschwand der Humor aus seinem Gesicht und er wurde wieder ernst.
"Ich studiere Menschen", erzählte er, "Ich sehe Ihnen in die Augen und versuche ihre Gedanke zu lesen. Herauszufinden, was für ein Mensch Sie sind. Ihre größten Geheimnisse zu offenbaren, um Sie damit zu manipulieren, um zu bekommen was ich bekommen soll...oder will" Den letzten Teil hatte er nur noch geflüstert.
Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Was hatte das zu bedeuten? Doch sie spielte weiter mit. Sie sahen sich für eine Weile lang in die Augen, vergaßen die Welt um sich, bis sie ebenfalls flüsternd fragte:
"Was sehen Sie in meinen Augen Mr. Bond?"

Er antwortete so schnell, dass sie das Gefühl hatte, er hätte die ganze Zeit darüber nachgedacht.
"Sie sind sehr sensibel und verletzlich, was die Folge eines Vorfalls aus Ihrer Vergangenheit sein muss", er stockte, "Doch sie sind viel zu stolz, um das zuzugeben und bewegen sich in einer Aura der Selbstsicherheit, um von dem was sie eigentlich fühlen abzulenken" Sie hörte ihm weiter wie gebannt zu. Mit dem Vorfall aus der Vergangenheit hatte er überraschenderweise nicht unrecht...Für einen kurzen Moment lang trübte das ihre Stimmung.
"Doch von ihrem Kleid her gehe ich davon aus, dass sie doch nicht so schüchtern sind, wie ich anfangs dachte", er lächelte sie ein wenig verschlagen an.
"Sie gehen gerne Risiken ein, wie ich vorhin bei Ihrem Spiel gemerkt habe, bleiben aber dennoch gefasst und haben die Lage unter Kontrolle.
Und genau in diesem Moment denken Sie darüber nach woher wohl dieser attraktive geheimnisvolle Mann Ihnen gegenüber, das alles über Sie weiß"
Wie eingebildet er doch war. Doch Echèque war sprachlos und darüber erleichtert, dass sein Humor zurückgekehrt war.
All diese Informationen hatten auf sie zugetroffen, aber wie er schon gesagt hatte, umgab sie sich jetzt wieder mit ihrer "Aura der Selbstsicherheit" und antwortete:
"Sie scheinen sehr von sich überzeugt zu sein"
"Finden Sie?", er lächelte amüsiert.
"Ich hoffe, ich habe damit keinen zu arroganten Eindruck auf Sie gemacht"
"Keineswegs", sagte Echèque, "Vielleicht nur ein wenig selbstverliebt"
"Das wird mit oft nachgesagt, aber versuchen Sie es doch auch einmal Echèque" Sie liebte es, wie er ihren Namen aussprach.
"Was glauben Sie, können Sie über mich herausfinden?", fragte er herausfordernd. Er fragte es so als wüsste er, dass sie nichts über ihn herausfinden konnte. Als würde er sich vergewissern wollen, dass sie seinem Gesichtsausdruck keine Emotionen entnehmen konnte, wie bei ihrem Baccara-Spiel.
Sie versuchte sich nicht in seinen blauen Augen zu verlieren, als sie ihn ansah. Nicht die Kontrolle zu verlieren und beherrscht zu bleiben.
Die Menschen um sie herum schienen kilometerweit entfernt zu sein und dieser Ort, an dem sie jeden Abend verbrachte, erschien ihr auf einmal völlig fremd.
Echèque antwortete zögernd:
"Sie sind sehr schwer zu durchschauen", sagte sie , was ihm zu gefallen schien, "Und sie geben nie sehr viel über sich preis. Sie wollen nicht, dass man zu viel über sie weiß, was aber im Zusammenhang mit Ihrem", sie suchte nach dem passenden Wort, "Mysteriösen Beruf stehen könnte. Mehr kann ich über Sie nicht sagen", gab sie widerwillig und geschlagen zu, "Außer, dass Sie eine Vorliebe für wunderschöne kostspielige Uhren haben" Sie warf einen Blick auf sein Handgelenk. Er funkelte sie interessiert an.
"Ich bin beeindruckt", sagte er, "Ich hätte nicht gedacht, dass sie so weit kommen würden"
"Da haben Sie mich aber unterschätzt", erwiderte sie gekonnt. "Aber finden Sie nicht auch, dass es leichter wäre, wenn Sie mir etwas mehr über sich erzählen würden?"
"Leichter ist nicht unbedingt immer besser. Besonders nicht in meinem Fall"
Eine Zeit lang schwiegen sie beide. Echèque wusste nicht, warum er plötzlich wieder so abweisend, so kühl geworden war. Dass er im einen Moment lustig und charmant und im nächsten ernst und abweisend war verwirrte und ärgerte sie sehr. Sie überlegte schon zu gehen, bis James Bond endlich das Schweigen brach:
"Entschuldigen Sie, Echèque. Sie dürfen das nicht persönlich nehmen. Ich rede nicht gerne über meine Arbeit und glauben Sie mir", er flüsterte nur noch, "Es ist auch besser, wenn Sie nichts darüber wissen"
Sie hatte eine Gänsehaut. Was meinte er bloß? Sie bekam ein wenig Angst und wusste nichts mehr, ob sie ihm trauen konnte und ob es nicht besser wäre, sich jetzt sofort zu verabschieden, weil ihr der Abschied jetzt noch nicht so schwer fallen würde.
Sie sollte noch einmal den selben Fehler machen. Doch ein Teil von Echèque, und das war der größere Teil im ihr, vertraute ihm. Oder wollte ihm vertrauen.
Wie schnell sie diesem Fremden doch verfallen war. Sie glaubte nicht, dass er ihr jemals etwas antun könnte, sondern dass er sie beschützen würde. Dass sie bei ihm sicher war.
Diese Denkweise war tödlich.
"Machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Garten?", riss er Echèque aus ihren Gedanken.
Die abweisende kühle Art war verschwunden und er lächelte sie wieder an. Als wäre nichts gewesen.
"Gerne", antwortete sie erleichtert. Sie hakte sich bei Bond ein und er begleitete sie aus dem Casino.
"Wir können bis zum Splendide laufen. Da wohne ich", fügte sie beiläufig hinzu, als sie ab einem der großen Brunnen vorbeiliefen.
"Was für ein Zufall. Ich wohne für die Zeit ebenfalls dort", antwortete Bond.
Doch Zufälle gab es nicht.
Ihr schossen tausende Gedanken durch den Kopf, als sie zusammen auf das royale Anwesen zuliefen. Vor allem aber mahnte sie sich dafür, was sie gerade tat. Sie konnte kaum glauben, wie schnell er sie um den Finger gewickelt hatte. Wahrscheinlich machte er sowas öfter, anders konnte sie sich sein selbstbewusstes Auftreten nicht erklären.
Weil er ohne Begleiterin erschien schlussfolgerte Echèque, dass er einer dieser reichen Geschäftsmänner war, die mit ihren teuren Anzügen und ihrem teuflischen Charme die Fantasien der Frauen vergifteten und sie ihnen unterwürfig machten. Er war die Sorte Mann, den die Frauen anhimmelten, jedoch hatte James Bond etwas an sich, was ihn noch viel attraktiver machte.
Er machte sie neugierig. Damit, dass er so geheimnisvoll war und niemanden an sich ran ließ. Echèque sah dies als eine Herausforderung, die sie nur zu gerne annahm. Und diese hatte es in sich. Denn es genügte nur ein falscher Satz, eine falsche Frage, und Bond gefrierte zu Eis.
Doch sie würde schon herausfinden, was er unter seiner Maske verbarg.
Sie standen im Foyer, in dem sich wie immer viele Leute tummelten, vor den Aufzügen, als er sagte:
"Der Abend hat mir wirklich sehr gefallen. Werden wir uns wiedersehen?" Er blickte sie wieder so durchdringend an.
"Das hoffe ich", antwortete sie, "Ich singe jeden Abend im Casino. Dort werden Sie mich finden"
"Verraten Sie mir denn nicht Ihre Zimmernummer?", fragte Bond charmant.
Da war er wieder. Der teuflische Charme.
Doch dieses Spielchen konnte sie auch spielen.
"Wissen Sie Mr. Bond ", Echèque flüsterte, während sie mit ihren Fingern am Kragen seines Smokings entlangfuhr.
"Wie Sie eben selbst gesagt haben: Es ist besser für Sie, wenn Sie so wenig wie möglich über mich wissen", fügte sie sarkastisch hinzu und sog seinen Duft ein. Sie waren sich jetzt so nah, dass ihr Lippen sich fast berührten. Sie spürte seine Hände auf ihrer Taille.
"Dazu gehört auch meine Zimmernummer", hauchte Echèque. Doch dann machte sie plötzlich auf dem Absatz kehrt und ging in den Fahrstuhl, drückte auf den Etagenknopf, lächelte ihn an und genoss es, wie er sie verblüfft, aber dennoch selbstsicher ansah, als sich die Fahrstuhltüren schlossen, und sie allein nach oben fuhr.
Es kostete sie große Überwindung, sich von ihm loszureißen, doch wie gesagt:
Sie wollte es ihm nicht zu einfach machen.

As Time Goes By - James Bond 007Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt