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Echèque spürte einen kühlen Lufthauch, der an ihrer nassen Haut vorbeistrich, als sie aus dem Wasser stieg. Sie legte sich in den heißen Sand und lauschte dem Rauschen der Wellen, als sie ihre Augen schloss.
Seit gestern Abend konnte sie nur noch an den geheimnisvollen Mann aus dem Casino denken. An James Bond. Wie er sie angesehen hatte. Mit diesen unverkennbar blauen Augen, die für sie eine faszinierende Gefährlichkeit ausstrahlten, welche sie äußerst anziehend fand. Sie wollte wissen, was sich hinter seiner Maske aus Eleganz und Gelassenheit verbarg. Doch es gab noch eine Sache, die sie stutzig machte:
Warum war es besser, wenn sie nichts über ihn wusste? Echèque konnte sich nicht vorstellen, was er ihr damit sagen wollte. Er wollte anscheinend nicht, dass sie etwas über ihn herausfand, doch diese Tatsache motivierte sie nur noch mehr.
Er verheimlichte irgendetwas. Er hatte ein Geheimnis, dass er keinem erzählte, weil er niemandem traute. Doch sie würde schon herausfinden was es war.
Dieses Mal würde Echèque es nicht zulassen, dass er wieder abweisend würde. Dieser Abend würde perfekt werden.
Sie freute sich auf ihr nächstes Zusammentreffen im Casino und hoffte, dass sie ihn schon heute Abend wiedersehen würde. Vielleicht würde er noch ihren Auftritt sehen?
Der kleine Teil ihres Gehirns, der noch halbwegs bei Verstand war, alarmierte Echèque plötzlich.
Was tat sie denn da? Was sollten diese Sentimentalitäten? So verhielt sie sich doch nie. Sie hatte sich geschworen, dass nach dem einen Vorfall, so etwas nie wieder vorkommen würde. Dass sie niemandem mehr vertrauen würde und erst recht keinem attraktiven Fremden. Egal wie charmant er war.
Sie sollte wirklich mir dem Schwärmen aufhören.
Er war doch nur ein Mann.
Doch irgendwie konnte sich Echèque nicht wirklich überzeugen. Sie seufzte.
Der Strand war heute, wie immer, gut besucht. Es war ja nicht nur das berühmte Casino, was die Reichen und schönen von überall anlockte. Sie kamen auch wegen des wunderschönen Küstenstreifens und des sauberen Strandes mit dem in der Sonne glitzernden weißen Sand. Echèque konnte es manchmal kaum fassen, dass sie in diese Welt gehörte. Dass dieser Luxus, Teil ihres Lebens war.
Eine Sirene riss sie plötzlich aus ihren Gedanken. Dann Zwei. Jetzt Drei. Ein Krankenwagen und zwei Polizeiautos steuerten den Strand an. Nur hundert Meter weiter von ihr entfernt. Eine Gruppe neugieriger Passanten umstellte die Wagen. Echèque stand auf und wickelte sich ihr Tuch um den Körper. Was war passiert?
Von ihrem Platz aus konnte sie nichts Genaues erkennen. Sie wollte wissen, was vorgefallen war und lief auf die Menge zu. Die Hitze der Sonne brannte sich in ihren Rücken. Bei den letzten Metern verlangsamten sich ihre Schritte und es bot sich ihr ein entsetzliches Bild.
Ein Mann lag im Sand. Nicht irgendein Mann.
Es war der Bankhalter von gestern Abend. Sein gebräunter Teint war verschwunden und einer kranken Blässe gewichen. Die Augen waren merkwürdig verdreht. Der Ausdruck der Gleichgültigkeit war aus ihnen verschwunden.
Er blutete aus einer Wunder in seiner Brust. Er wurde erschossen. Mitten durch sein Herz.
Sein Blut färbte den reinen weißen Sand rot.
Echèque schossen tausende Gedanken durch den Kopf. Sie zitterte. Ihr wurde schlecht.
Es war offensichtlich Mord gewesen. Aber warum?
Weshalb hat jemand seinen Tod gewollt?
Dann meldete sich eine Stimme in ihrem Kopf.
Menschen können grausam sein Echèque. Egal wie lange man Jemanden kennt, man wird ihn nie wirklich kennen. Es kann passieren, dass er irgendwann irgendetwas tut, was ihn völlig fremd erscheinen lässt.
Der Mann wurde weggetragen und die versammelten Menschen murmelten bestürzt Bemerkungen und liefen erschrocken umher.
So etwas hatte es hier noch nie gegeben. Wie sah es jetzt mit der Sicherheit der Gäste aus?, fragten sie sich. Wie konnte man so etwas nur zulassen?
Es war schon eine kleine Sensation.
Solche Verbrechen waren in Casinos nicht unüblich. Es passierte erschreckend oft, dass sich Menschen umbrachten, weil sie beim Glücksspiel alles verloren hatten. Oder dass sie sich betranken und kriminell wurden. Doch das Casino Royale mit seinen zwei Hotels galt, auf Grund der scharfen Kontrollen, als sehr sicher. Es war unmöglich nach Royale-Les-Eaux zu gelangen ohne etliche Sicherheitskontrollen passiert zu haben.
Echèque wandte sich ab. Sie ertrug das alles nicht mehr. Doch ihre Neugierde war größer als die Angst, die sie empfand und so wollte sie dennoch herausfinden, wer ihn ermordet hatte.
Den Mann, den sie kaum kannte.
Den Mann, den sie gestern Abend noch gesehen hatte.
Lebend.

As Time Goes By - James Bond 007Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt